Trotz Rückgang der Marge Tesla will Preiskampf unbeirrt fortsetzen
Selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten will Tesla an seiner offensiven Preisstrategie bei E-Autos festhalten. Diese sorgte im vergangenen Quartal für einen Rekordumsatz - aber auch für eine leidende Marge.
Um den Druck auf die Konkurrenz hoch zu halten, will Tesla den von ihm selbst angezettelten Preiskampf auch in wirtschaftlich turbulenten Zeiten fortsetzen. "Ich denke, es ergibt Sinn, Margen zu opfern, um mehr Autos zu bauen", sagte Konzernchef Elon Musk bei der Präsentation der Quartalszahlen. "An einem Tag scheint es, als würde die Weltwirtschaft auseinanderbrechen, am nächsten Tag ist alles wieder in Ordnung", fügte Musk hinzu. "Wir befinden uns in - ich würde es turbulenten Zeiten nennen."
Heftigen Preiskampf ausgelöst
Der Elektroauto-Pionier hat einen Preiskampf bei E-Autos in Gang gesetzt, der vor allem in China heftig tobt. Auch in den USA senkte Tesla die Preise mehrfach. Der Konzern nutzt seine hohe Ertragskraft dazu, sich gegen die Konkurrenz von etablierten Autobauern zu wehren, die immer mehr E-Autos auf den Markt bringen. In China kommt der Aufstieg von Firmen wie BYD hinzu, inzwischen die Nummer eins auf dem weltgrößten Automarkt.
Durch die Rabattschlacht droht vielen Elektro-Start-ups in der Volksrepublik finanziell die Luft auszugehen, berichten Branchenvertreter. Aber auch große Autobauer wie Volkswagen und Mercedes-Benz ächzen. Inzwischen hat Tesla das Tempo bei den Preissenkungen verringert und gewährt stattdessen Rabatte auf Fahrzeuge, die auf Lager produziert wurden.
Musk betont stets, dass er für Wachstum auch einen Rückgang der Profitabilität in Kauf nimmt. Er argumentiert unter anderem, in Zeiten hoher Zinsen müsse man Autos günstiger verkaufen, damit sie erschwinglich blieben. Zugleich sieht Musk Tesla gewappnet, auch die Produktionskosten durch mehr Effizienz zu senken.
Rekordzahl an Auslieferungen, aber sinkende Ertragskraft
Mit den Preissenkungen erkaufte sich Tesla im vergangenen Quartal einen erneuten Rekordabsatz seiner Elektroautos. Die Auslieferungen schossen im Jahresvergleich um mehr als 80 Prozent auf gut 466.000 Fahrzeuge hoch, unter anderem mit dem Produktionsausbau in Grünheide bei Berlin.
Gleichzeitig schlägt die Strategie auf die Gewinn-Entwicklung durch. Das Gewinnwachstum war mit einem Plus von 20 Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar verhalten. Im zweiten Quartal setzte sich damit der Rückgang der Ertragskraft von Tesla fort. Die Bruttomarge - auf die Experten besonders achten - fiel auf 18,2 Prozent nach 19,3 Prozent im Vorquartal. Das ist der niedrigste Wert in 16 Quartalen.
Allerdings übertraf das Unternehmen mit 24,9 Milliarden Dollar die Umsatzerwartungen leicht. Von Refinitiv befragte Experten hatten knapp 24,5 Milliarden und damit mit noch mehr Druck durch die Preisabschläge erwartet. Der bereinigte Gewinn von 91 Cent je Aktie lag deutlich über den Vorhersagen von 82 Cent. Die Tesla-Papiere verloren im nachbörslichen Handel fast fünf Prozent. Seit Jahresbeginn hat der Kurs allerdings um 138 Prozent zugelegt.
"Die wahre Natur des Universums zu verstehen"
Darüber hinaus gab Tesla-Chef Musk einige vollmundige Versprechen ab: So glaube er, dass die fortgeschrittene Version von Teslas Assistenzsystem Autopilot bis Jahresende ein Fahrzeug besser als ein Mensch steuern könnte. Außerdem könnte laut Musk die modernste Version der Autopilot-Technik erstmals in Fahrzeuge einer anderen Marke einziehen. Tesla sei in Gesprächen mit einem großen Hersteller, so der Twitter-Eigentümer. Den Namen der interessierten Firma nannte er nicht.
Zugleich kündigte der Tech-Milliardär höhere Ausgaben für Künstliche Intelligenz (KI) und die Entwicklung neuer Produkte an. Tesla habe bislang zehn der geplanten Alltagsroboter in Menschengestalt "Optimus" gebaut, sagte er. Im Laufe des kommenden Jahres dürften sie in der Lage sein, in den Fabriken etwas Nützliches zu tun. Musk hatte zuletzt die Gründung eines KI-Startups mit dem Namen xAI bekanntgegeben. Ziel sei es, "die wahre Natur des Universums zu verstehen".
Beim Cybertruck, dessen Produktionsstart sich lange verzögert hatte, sieht sich Tesla inzwischen auf Kurs. Die Auslieferung erster Modelle soll in diesem Jahr beginnen. Unterdessen treibt der Konzern auch seine Expansion voran und stellte in Brandenburg den Antrag zur Erweiterung seiner Gigafabrik. Ziel ist die Verdoppelung der Kapazität des Werks in Grünheide auf eine Million Fahrzeuge.