TSMC-Ansiedlung in Sachsen Die nächste Milliardensubvention lockt
TSMC ist der größte Halbleiterhersteller der Welt. Die geplante Investition in Dresden ist bereits die dritte Ansiedlung eines Konzerns der Branche in Deutschland, die mit viel Staatsgeld gefördert wird.
Es ist erneut eine Milliardeninvestition eines Chip-Konzerns in Deutschland, die durch eine Subvention zustande kommt - der taiwanische Chipkonzern TSMC will eine neue Halbleiterfabrik in Dresden bauen, wie der Konzern heute mitteilte. Und wie bereits bei Intel in Magdeburg oder Wolfspeed im Saarland wird auch die neue Fabrik in Dresden mit mehreren Milliarden vom Steuerzahler subventioniert. Konkret soll es um fünf Milliarden Euro gehen, die der Konzern im Rahmen der neuen Regeln für die europäische Chipförderung erhalten könnte.
Die Ansiedlung in Sachsen und die erneute finanzielle Unterstützung eines Chipkonzerns vom deutschen Staat passt zur neuen China-Strategie der Ampel-Regierung. Anfang Juli hatte die Bundesregierung das Papier vorgestellt, das unter anderem ein "De-Risking" und eine Stärkung des Standorts Deutschland vorsieht - etwa durch den Bau eigener Halbleiterfabriken in Deutschland.
Marktanteil von fast 60 Prozent
Dass beim sogenannten De-Risking - also der Minimierung von gefährlichen Abhängigkeiten - ein besonderes Augenmerk auf TSMC liegt, ist kaum überraschend. Das Unternehmen stellt aus Halbleitermaterialien wie Silizium winzige Mikrochips her, die in zahlreichen Alltagsprodukten wie Handys, Computern und Autos zum Einsatz kommen. Apple nutzt sie etwa für seine iPhones, Sony integriert sie in Kameras, und die großen Autokonzerne wie Tesla und auch VW verbauen sie in ihren Fahrzeugen.
Der taiwanische Konzern, der laut Forbes-Ranking zu den größten Tech-Unternehmen der Welt zählt, hatte im vierten Quartal 2022 einen Marktanteil von fast 60 Prozent, beliefert weltweit mehr als 500 Kunden. Für die mehr als 12.000 verschiedenen Produkte, die TSMC herstellt, hat der Konzern fast 300 unterschiedliche Produktionsverfahren entwickelt. Viel Konkurrenz gibt es nicht für den Konzern, dessen Marktanteil mehr als doppelt so groß ist wie der von Nummer zwei, dem südkoreanischen Konzern Samsung. Wer Mikrochips in seinen Produkten verbauen will, kommt an TSMC nicht vorbei.
Fertigung bislang vor allem in Taiwan
Gefertigt werden die Chips vornehmlich in Taiwan. TSMC hat bis auf wenige Ausnahmen alle Fabriken auf der asiatischen Insel, dazu auch nahezu alle Forschungszentren - abgesehen von einigen Kooperationen, die der Konzern unter anderem mit amerikanischen Universitäten betreibt. Von dort werden die für den Alltag vieler Menschen mittlerweile unverzichtbar gewordenen Halbleiter in die ganze Welt verschifft, etwa zum größten Kunden Apple.
Diese Nähe der Fertigungsstätten zum chinesischen Festland sorgt angesichts der anhaltenden Spannungen in der Taiwanstraße, der Meerenge zwischen Festland-China und der Insel Taiwan, für Beunruhigung im Westen. Die kommunistische Führung Chinas unter Präsident Xi Jinping betrachtet das demokratische Taiwan als Teil der Volksrepublik und hat mit einer Eroberung gedroht. Sollte der Konflikt militärisch eskalieren, könnte das die weltweiten Lieferketten und damit auch jegliche Produktion, für die Mikrochips verwendet werden, zum Erliegen bringen.
Neue Fabriken in den USA, Japan und Deutschland
Ein Horrorszenario, wenn man bedenkt, dass Mikrochips mittlerweile in nahezu allen elektronischen Geräten verbaut sind. Darum hat der Konzern auch bereits angekündigt, seine Produktion global auszuweiten. TSMC baut derzeit eine Chipfabrik auf der japanischen Hauptinsel Kyushu und hat eine zweite Fabrik im US-amerikanischen Bundesstaat Arizona angekündigt. Sollte der Konzern das Projekt in den USA realisieren, könnte er von der Gesetzgebung der Biden-Regierung profitieren und für den Bau der Fabrik eine Milliardensubvention erhalten.
Und nun also auch eine neue Fertigungsstätte in Deutschland: Die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company, die bereits 1987 gegründet wurde, will rund vier Milliarden Euro in eine Tochterfirma investieren, die das Werk in Deutschland bauen soll. In die Fabrik, die gemeinsam mit Bosch, Infineon und NXP betrieben werden soll, sollen insgesamt rund zehn Milliarden Euro investiert werden. TSMC wird 70 Prozent an der Fabrik halten, die auch von den Taiwanern betrieben wird, alle anderen beteiligten Partner werden jeweils zehn Prozent an dem Joint Venture halten.
Umsatz zuletzt deutlich gesunken
Für TSMC kommen die zahlreichen Subventionen dabei zu einem kritischen Punkt in der Geschäftsentwicklung. Zwar dürfte der Konzern langfristig von dem Trend zur Künstlichen Intelligenz in Sprachsystemen wie ChatGPT profitieren, zuletzt litt TSMC allerdings unter einer schwächelnden Konjunktur: Der Umsatz des weltgrößten Auftragschipherstellers sank im zweiten Quartal um 13,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 15,68 Milliarden Dollar. "Unser Geschäft im zweiten Quartal wurde durch die allgemeinen globalen Wirtschaftsbedingungen beeinträchtigt, die die Endmarktnachfrage dämpften und zu einer laufenden Bestandsanpassung der Kunden führten", sagte Wendell Huang, Chief Financial Officer von TSMC.
Dabei spielt auch die schwächelnde chinesische Konjunktur eine entscheidende Rolle. Denn dass die Erholung der chinesischen Wirtschaft nach der Corona-Pandemie schwächer ist als erwartet, führt im Ergebnis dazu, dass die Kunden von TSMC auf vollen Lagern sitzen und der Hersteller weniger verkaufen kann.