Kurznachrichtendienst Twitter soll Details zu Fake-Accounts liefern
Die US-Börsenaufsicht befragt Twitter abermals dazu, wie das Unternehmen die Zahl falscher Nutzerkonten bestimmt. Wegen dieser Frage hatte der Milliardär Elon Musk die geplante Übernahme platzen lassen.
Twitter soll nach dem Willen der US-Börsenaufsicht SEC nähere Informationen dazu liefern, wie der Social Media-Dienst die Zahl der Fake-Accounts auf seiner Plattform errechnet. Bereits im Juni hatte die SEC vom Unternehmen die Methodik zur Bestimmung von falschen Profilen oder Spam-Accounts wissen wollen.
Das Besondere daran: Der Umgang von Twitter mit sogenannten Bots ist auch ein zentraler Kritikpunkt von Tesla-Chef Elon Musk. Der Milliardär befindet sich nach dem geplatzten Übernahme-Deal im Rechtsstreit mit dem Konzern - wegen angeblich "falscher und irreführender" Angaben des Kurzbotschaftendienstes.
Routine oder formelle Untersuchung?
Nun will also auch die SEC von Twitter erfahren, welche Annahmen und Einschätzungen seitens der Unternehmensführung der Berechnung von Fake-Profilen zugrundeliegen. Twitter hat die Zahl seiner aktiven Nutzer mit monatlich 238 Millionen angegeben. Etwa fünf Prozent der Accounts seien demnach gefälscht, verbreiteten Spam oder seien Bots, also von einer Software gesteuert. Die SEC dürfte an beiden Werten Interesse haben, da Twitter diese Angaben nutzt, um Werbekunden zu gewinnen. Deren Zahlungen an das Unternehmen machen einen Großteil der Konzerneinnahmen aus.
Bereits in einem Schreiben vom 15. Juni hatte die Börsenaufsicht ihre Fragen gestellt. Es blieb zunächst unklar, ob die Börsenaufsicht bereits eine formelle Untersuchung zu den Fake-Konten eröffnet hat. Es könnte sich auch um eine Routine-Abfrage handeln. Die kalifornische Anwaltskanzlei Wilson Sonsini antwortete in einem Schreiben vom 22. Juni lediglich, dass das Unternehmen der Ansicht sei, es habe seine Methodik in seinem Jahresbericht für 2021 angemessen dargestellt. Weder die SEC noch Twitter wollten gestern einen Kommentar abgeben.
Vorwürfe eines Whistleblowers
Unter anderem mit den Fake-Profilen hatte Tesla-Chef Elon Musk seinen Rückzug vom Twitter-Deal begründet. Ursprünglich wollte er den US-Dienst für 44 Milliarden Dollar kaufen. Der reichste Mann der Welt wirft dem Kurznachrichtendienst vor, eine zu geringe Zahl falscher Konten auszuweisen und damit die Zahl der tatsächlichen Nutzer zu übertreiben.
Twitter bezeichnete diese Begründung als "Heuchelei" und will Musk gerichtlich zum Vollzug des vertraglich vereinbarten Kaufs zwingen. Ende Juli reagierte der Tesla-Chef mit einer Gegenklage. Kurz zuvor hatte die zuständige Richterin den Prozessbeginn auf den 17. Oktober festgelegt. Um für eine Niederlage im Rechtsstreit gewappnet zu sein, verkaufte Musk zuletzt mehrmals Tesla-Aktien. Damit will er einen Notverkauf der Papiere verhindern, falls Twitter einen Abschluss der Übernahme fordert.
Die Beschwerde eines Whistleblowers bei der SEC dürfte Musk daher gelegen kommen. Wie der US-Sender CNN berichtete, erhebt der ehemalige Sicherheitschef von Twitter, Peiter Zatko, schwere Vorwürfe gegen den Konzern. Mitarbeiter sollen Zugang zu zentralen Systemen des Dienstes und zu Nutzerdaten wie Telefonnummern haben. Zudem sollen von Usern geschlossene Konten nicht zuverlässig gelöscht worden sein. Twitter weist die Vorwürfe zurück.