Gashandelskonzern Uniper-Chef kündigt Rücktritt an
Nach der Verstaatlichung von Uniper braucht der angeschlagene Gashändler eine neue Führungsspitze. Der bisherige Konzernchef Maubach hat seinen Rücktritt erklärt, auch weitere Vorstände gehen.
Der Vorstandsvorsitzende des angeschlagenen Gashandelskonzern Uniper, Klaus-Dieter Maubach, gibt sein Amt auf. Dies teilte Uniper heute in einer Pflichtmitteilung mit. Maubach habe gegenüber dem Uniper-Aufsichtsrat erklärt, dass er aufgrund der Mehrheitsübernahme von Uniper durch den Bund von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und in diesem Jahr als Uniper-Vorstandsmitglied ausscheiden werde. Maubach erklärte sich gleichzeitig bereit, sein Amt weiter auszuüben, bis eine geeignete Nachfolge bestellt worden sei. Maubach war seit Ende März 2021 Uniper-Chef.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Tom Blades würdigte in einer Erklärung Maubachs Tätigkeit. Der scheidende Vorstandsvorsitzende habe Uniper durch die existenzielle, durch Russland ausgelöste Krise des vergangenen Jahres geführt. "Die Stabilisierung des Unternehmens ist gelungen, dafür gebührt ihm großer Dank, den ich gerne im Namen des gesamten Aufsichtsrats ausdrücke. Wir begrüßen, dass Klaus-Dieter Maubach bereit ist, den Vorstand zu führen, bis eine geordnete Nachfolge sichergestellt ist", hieß es weiter.
Auch der COO Bryson geht
Neben Maubach kündigte auch Unipers Chief Operating Officer (COO) David Bryson sein Ausscheiden aus dem Uniper-Vorstand unter Verweis auf sein Sonderkündigungsrecht an. Bis eine geeignete Nachfolge sichergestellt ist, wird Bryson sein Amt weiter ausführen. Bryson ist seit dem 1. November 2019 Mitglied des Vorstands.
Maubach erklärte, er sei "froh und erleichtert, dass die umfangreichen Stabilisierungsmaßnahmen für Uniper vereinbart" seien. Mit dem Eintritt des Bundes als neuem Mehrheitsaktionär beginne eine neue Phase. "Es wird eine strategische Neuausrichtung des Unternehmens erfolgen müssen, dabei gilt es keine Zeit zu verlieren. Ich bin überzeugt, dass nun der richtige Zeitpunkt ist, den Weg für ein neues Vorstandsteam freizumachen, das die neuen Herausforderungen auch über das Ende der Stabilisierungsmaßnahmen hinaus angeht", so Maubach.
Aufsichtsrat sucht neues Vorstandsteam
Der Uniper-Aufsichtsrat arbeitet nach eigenen Angaben daran, das Vorstandsteam "gesamthaft neu aufzustellen". Diese Neuaufstellung werde erforderlich, da mit dem bereits bekannten Abschied von Finanzchefin Tiina Tuomela und der heutigen Ankündigung drei der vier Vorstände das Unternehmen in diesem Jahr verlassen werden. Auch der Vertrag des verbleibenden Vorstandsmitglieds Niek den Hollander läuft zum Ende Mai 2023 aus. Daher prüfe der Aufsichtsrat nun alle Optionen.
"Das Unternehmen befindet sich in einer Phase der Neuausrichtung, damit es seine Rolle in einer veränderten Energiewelt erfüllen kann. Dieser vom bisherigen Vorstand bereits begonnene Prozess muss nun konsequent fortgesetzt werden", erklärte Chefkontrolleur Blades. Der Uniper-Aufsichtsrat arbeite bereits mit Hochdruck an der Aufstellung des neuen Vorstandsteams. "Wir sind sehr zuversichtlich, bald mehr zu den Nachbesetzungen bekannt geben zu können."
Wichtiger Konzern im Energiesektor
Der Uniper-Konzern mit Sitz in Düsseldorf beschäftigt rund 7000 Mitarbeitende und spielt eine wichtige Rolle für Europas Energieversorgung. Kerngeschäfte von Uniper sind der weltweite Energiehandel, ein breites Gasportfolio und auch die Stromerzeugung in Europa. Uniper beschafft Gas - auch als verflüssigtes Erdgas (LNG) - und andere Energieträger auf den Weltmärkten. Das Unternehmen besitzt und betreibt Gasspeicher mit einer Kapazität von mehr als sieben Milliarden Kubikmetern.