Energiehändler in der Krise Braucht Uniper noch mehr Staatshilfe?
Die Rettung des angeschlagenen Gasimporteurs Uniper könnte noch teurer werden als geplant. Wegen der weiter gestiegenen Gaspreise sind möglicherweise neue Milliardenkredite der KfW nötig.
Der angeschlagene Düsseldorfer Gasimporteur Uniper könnte auf weitere Unterstützung des Staates angewiesen sein. Der erneute Anstieg der Gaspreise könnte dazu führen, dass Uniper weitere Kredite der staatlichen KfW-Bank benötigt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider. Bereits jetzt hat Uniper fünf Milliarden Euro von den bislang zugesicherten neun Milliarden Euro an KfW-Kreditlinien in Anspruch genommen.
Vor gut einem Monat hatte die Bundesregierung ein gigantisches Rettungspaket für Uniper geschnürt. Mit insgesamt 15 Milliarden Euro unterstützt Berlin den größten deutschen Gasimporteur, um ihn vor der Pleite zu bewahren. Dazu wurde die Kreditlinie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) von zwei auf neun Milliarden Euro aufgestockt. Außerdem kann Uniper ab Oktober auf die geplante Gasumlage zurückgreifen.
Bis zu 100 Millionen Minus pro Tag
Doch die nötige Ersatzbeschaffung von Gas wird immer teurer. Seit Mitte Juni mache Uniper täglich Verluste von über 60 Millionen Euro, hatte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach kürzlich gesagt. Zeitweise liege das Minus gar bei 100 Millionen Euro pro Tag. Weil große Mengen aus Russland fehlen, muss das Unternehmen das Gas auf dem Markt zu extrem hohen Preisen einkaufen, um weiterhin seine Lieferverpflichtungen erfüllen zu können.
Im ersten Halbjahr hatte der angeschlagene Gasimporteur einen Rekordverlust von 12,3 Milliarden Euro erlitten. Den Fehlbetrag durch die Ersatzbeschaffung von Gas bezifferte Uniper bis Mitte August auf 3,8 Milliarden Euro. Bei einem Minus von rund 100 Millionen Euro täglich würde sich rein rechnerisch bis Anfang Oktober ein Verlust von 8,2 Milliarden Euro auftürmen.
Dann wäre ein stärkeres Engagement des Bundes nötig. Die Bundesregierung hatte bereits im Juli zugesichert, dass sie für eine weitere Unterstützung bereitstehe, falls die Verluste durch die Ersatzbeschaffungen die Schwelle von sieben Milliarden Euro übersteigen. Uniper-Chef Maubach hatte kürzlich gesagt, dass diese Marke viel früher drohe als zunächst angenommen.
Die Bundesregierung sieht jedoch aktuell keinen Nachbesserungsbedarf beim milliardenschweren Rettungspaket. Das sagte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gestern in Berlin. Ein Sprecher der KfW lehnte eine Stellungnahme ab.
Mutterkonzern rutscht tief in die roten Zahlen
Die Probleme von Uniper haben derweil auch den Mutterkonzern Fortum tief in die Verlustzone gerissen. Im zweiten Quartal verzeichnete das finnische Unternehmen einen Nettoverlust von 7,4 Milliarden Euro. Die Tochter sei durch die Drosselung der russischen Gaslieferungen und die stark gestiegenen Gaspreise als größter Gasimporteur Deutschlands "vor große finanzielle Herausforderungen gestellt" worden, erklärte Fortum-Chef Markus Rauramo.
Die Finnen haben sich mit Milliarden-Beträgen an der Rettung Unipers beteiligt. Noch hält Fortum knapp 80 Prozent der Anteile an Uniper. Nach dem geplanten Einstieg des Bundes von 30 Prozent über eine Kapitalerhöhung dürfte der Anteil von Fortum auf 56 Prozent sinken. Vorstandschef Rauramo begrüßte das Rettungspaket Deutschlands. Es sei "ein wichtiger Schritt, um Uniper und damit auch die Fortum-Gruppe wieder auf eine stabile Basis zu stellen", sagte der Fortum-Chef. Zugleich kündigt er an, er wolle mit der Bundesregierung über künftige Strategien für Uniper reden. Es müsse geklärt werden, wie der Konzern in Zukunft aussehen werde.
Auf der Suche nach einem neuen Geschäftsmodell
Fortum hatte anfangs noch eine Beteiligung an der Uniper-Rettung verweigert und Extra-Kosten für finnische Steuerzahler ausgeschlossen. Der Konzern wollte außerdem durchsetzen, dass das Gasgeschäft abgespalten wird und Deutschland diesen Teil übernimmt. Das hatte Bundeswirtschaftsminister Habeck als "Rosinenpickerei" abgelehnt.
Nun sucht Uniper nach einem neuen Geschäftsmodell. Die Düsseldorfer wollen das eigene Gasportfolio umstrukturieren und sich stärker auf Flüssigerdgas (LNG) ausrichten. Ebenso bietet sich das Unternehmen als Betreiber möglicher neuer Gaskraftwerke in Deutschland an, falls diese politisch gewollt werden.