Ein Jahr nach Rettung durch den Bund Gasimporteur Uniper hat große Pläne
Vor gut einem Jahr stand das Energieunternehmen Uniper am Abgrund, der Bund musste es mit Milliardenhilfen retten. Heute geht es dem Konzern deutlich besser - und er will mittelfristig weg vom Geschäft mit Gas und Kohle.
Uniper wäre längst pleite ohne den Staat. Der russische Angriff auf die Ukraine hat das Geschäftsmodell ins Wanken gebracht. Der Aktienkurs fiel von über 40 Euro auf 2,20 Euro. Tausende Anleger standen vor hohen Verlusten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte angesichts der drohenden Milliardendefizite bei Deutschlands größtem Energieversorger keine andere Wahl.
"Wir werden einsteigen bei Uniper mit 30 Prozent am Anteil des Unternehmens", erklärte Scholz vor gut einem Jahr. "Gleichzeitig werden wir Pflichtwandelanleihen zur Verfügung stellen von bis zu 7,7 Milliarden Euro und die schon bestehende Kreditlinie der KfW von zwei Milliarden auf neun Milliarden ausweiten."
Analysten verteidigen Staatseinstieg
Geblieben ist es dabei nicht. Stand heute ist Uniper verstaatlicht, dem Bund gehören knapp 99 Prozent. Chris-Oliver Schickentanz vom Vermögensverwalter Capitell hält normalerweise nicht viel von staatlichen Eingriffen bei wirtschaftlichen Schieflagen von Unternehmen.
Doch den Schritt der Bundesregierung verteidigte er: "Ich glaube, hier geht es tatsächlich auch um eine Ausnahmesituation; darum, dass Deutschland, dass die deutschen Haushalte in den kommenden Monaten sicher mit Gas versorgt werden können."
Positives Ergebnis macht selbstbewusst
Bei der heutigen Pressekonferenz am Stammsitz in Düsseldorf stellte sich der neue Vorstand vor und präsentierte Pläne für die Zukunft. Finanzchefin Jutta Dönges bekräftigte erneut, dass sich der Konzern so schnell wie möglich von staatlicher Kontrolle lösen wolle. "Zu unseren Aufgaben zählt auch, das Unternehmen wieder kapitalmarktfähig zu machen und es dem Bund zu ermöglichen, Uniper perspektivisch wieder in private Hände geben zu können."
Ein Vorhaben, das aus einer gewissen Stärke heraus formuliert wird: Das bereinigte Ergebnis liegt im ersten Halbjahr bei 3,7 Milliarden Euro. Es sei, so Dönges, das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte.
Weg von Kohle und Gas
Strategisch wird sich der Konzern neu aufstellen: weg von der Kohle, und zwar schneller als bisher geplant, so der Vorstandsvorsitzende von Uniper, Michael Lewis. "Nach dem geplanten Verkauf von Datteln 4 wird unser letztes Kohlekraftwerk spätestens zum Jahresende 2029 vom Netz gehen", kündigte Lewis an.
Der Strom soll, wie Lewis es nennt, "grüner" werden. Mehr Solaranlagen, mehr Windenergie - allerdings klappe das nicht von heute auf morgen: "Die 'grüne' Elektrifizierung des Heizens, der Mobilität und weiterer Bereiche wird nicht schon morgen Realität. Erdgas bleibt bis dahin ein wichtiger und flexibler Energieträger."
Die Anleger finden all das gut. Sie reagieren zwar nicht gerade euphorisch, aber die Aktie stieg im frühen Handel zeitweise um vier Prozent, dann setzten Gewinnmitnahmen ein. Gegen Mittag beträgt das Plus rund zwei Prozent.