Vorwerks Premiumprodukt Gegenwind für den Thermomix-Trend
Das Wuppertaler Familienunternehmen Vorwerk verkauft bereits das zweite Jahr in Folge weniger Thermomix-Geräte. Doch trotz der Sparsamkeit der Verbraucher verdreifacht sich der Vorwerk-Gewinn.
Vorwerk hat das zweite Jahr hintereinander weniger Geräte der beliebten Küchenmaschine Thermomix verkauft. Das Unternehmen verzeichnete 2023 weltweit zwar deutlich mehr als eine Million verkaufte Küchenmaschinen und erzielte damit einen Rekordumsatz von mehr als 1,7 Milliarden Euro. Das schmale Plus von 0,8 Prozent zum Vorjahr ist jedoch vor allem darauf zurückzuführen, dass der Preis für den Thermomix seit Mitte 2022 zweimal erhöht wurde.
"Wir spüren die Kaufzurückhaltung. Unsere Beraterinnen und Berater müssen mehr Einsatz zeigen und mehr Vorführungen machen, um zum Abschluss zu kommen", so Vorwerk-Chef Thomas Stoffmehl. Die 1883 gegründete Firma ist das größte europäische Direktvertriebsunternehmen. Das Verkaufsprinzip: Selbstständige Berater führen die Produkte bei Veranstaltungen und sogenannten Thermomix-Partys vor.
Pandemie-Schub ist verflogen
Der 1971 erfundene Thermomix ist das wichtigste Produkt des Unternehmens. Mehr als 50 Prozent des Umsatzes entfallen auf den TM6, das aktuelle Modell der 1.500 Euro teuren Küchenmaschine. Wie viele andere Produzenten von Elektro-Kleingeräten erfreute sich Vorwerk während der Pandemie einer rasanten Nachfrage. Zwischen 2019 und 2021 konnte man beim Thermomix-Umsatz um ein Drittel zulegen. Seitdem stagniert die Entwicklung, die Stückzahlen waren zuletzt rückläufig. Vorwerk-Chef Stoffmehl spricht von einer Sättigung.
Ordentlich lief es zuletzt für das zweitwichtigste Produkt im Sortiment, das Staubsauger-Modell Kobold. Hier konnte Vorwerk den Umsatz um sieben Prozent auf gut 860 Millionen Euro steigern. Die schon 2022 angepeilte Milliardenschwelle wurde jedoch erneut verfehlt.
Wettbewerber haben mehr Probleme
Insgesamt zeigen die Zahlen, dass Vorwerk relativ glimpflich durch die Krise kommt. Das vergangene Jahr lief trotz der gesunkenen Verkäufe deutlich besser als das vorherige. Unter dem Strich konnte Vorwerk seinen Jahresüberschuss auf 133 Millionen Euro steigern und damit fast verdreifachen. Der Konzern profitierte nach eigenen Angaben davon, dass sich die Situation bei Energiepreisen und Lieferketten wieder deutlich entspannte. Preise für Einzelteile, Versand und Logistikkosten seien zurückgegangen, hieß es.
Im Vergleich dazu standen die Wettbewerber von Vorwerk schlechter da: Laut der Branchenorganisation gfu sind Umsatz und Absatzmenge von Küchenmaschinen 2023 im deutschen Einzelhandel um jeweils 16 Prozent eingebrochen.
Noch kein neuer Thermomix
Trotz des hohen Gewinns hatte das Jahr aus Vorwerk-Sicht ein unschönes Ende. Die Stiftung Warentest kürte den Thermomix nur zur zweitbesten Küchenmaschine hinter dem Rivalen Bosch Cookit. "Es ärgert mich persönlich, und über die Testkriterien kann man streiten", sagte Stoffmehl. Auf die Geschäftsentwicklung habe dies jedoch keine Auswirkungen gehabt.
Für das laufende Jahr erwartet Stoffmehl, dass der Gewinn "voraussichtlich signifikant sinken" wird. Begründet wird dies unter anderem mit geplanten Investitionen im dreistelligen Millionenbereich. Einen neuen Thermomix wird es in diesem Jahr nicht geben. "Wir haben keinen Druck", sagte Stoffmehl. Er möchte die eigene Community ausbauen. Stolz verweist er auf die 5,1 Millionen Abonnenten der Rezept-Plattform Cookidoo, 2019 lag die Zahl noch unter der Millionenmarke.
Weltweit beschäftigte Vorwerk Ende des Jahres nach eigenen Angaben mehr als 100.000 Berater. Dass sich die Zahl im Vergleich zum Vorjahr halbiert hat, ist laut Stoffmehl auf den Verkauf der Kosmetiksparte Jafra zurückzuführen.