Engpässe bei Bauteilen VW durch Chipmangel weiter belastet
Volkswagen rechnet auch 2022 mit Engpässen bei elektronischen Bauteilen. Der Konzern setzt seine Hoffnungen auf die neue Fabrik zur Produktion des E-Modells Trinity. Sie könnte in Wolfsburg entstehen.
VW-Chef Herbert Diess befürchtet auch im laufenden Jahr Engpässe bei elektronischen Bauteilen. Besonders das Stammwerk in Wolfsburg sei hart von der Chipkrise betroffen, auch wenn die Auftragsbücher voll seien. "Deshalb sind Kapazitätsanpassungen erforderlich, auch mittelfristig", kündigte Diess heute bei einer digitalen Betriebsversammlung an.
Bereits im vergangenen Jahr musste der Konzern wegen fehlender Halbleiter in seinem Stammwerk die Produktion herunterfahren. Daher fertigte der Autobauer 330.000 Fahrzeuge weniger als ursprünglich geplant. Insgesamt seien in Wolfsburg 2021 mit knapp 400.000 Fahrzeugen so wenige wie seit Jahrzehnten nicht mehr vom Band gelaufen, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Wegen der dramatisch schwachen Auslastung hatte Volkswagen Anfang Februar angekündigt, ab Ostern fast alle Nachtschichten in seinem Stammwerk zu streichen.
Chip-Krise bleibt ein Problem
Zwar gehe man von einer leichten Besserung der Situation aus, "aber auch 2022 werden wir nicht alle Autos bauen können, die wir verkaufen könnten", sagte Konzernchef Diess. Der Halbleitermangel sei die größte Herausforderung und speziell für das Wolfsburger Werk die größte Sorge. Eine Task-Force arbeite rund um die Uhr, damit VW so viele Halbleiter wie möglich bekomme. Parallel hätten die Entwickler zahlreiche technische Alternativen in den Autos vorgestellt, um fehlende Chips zu ersetzen.
Für den deutschen Autokonzern ist in den kommenden Jahren vor allem der erfolgreiche Umstieg auf Elektromobilität entscheidend. Hier habe man erste Erfolge erzielt, so Diess. Die Kapazitäten im ersten auf den Bau von E-Autos umgestellten Werk in Zwickau seien voll ausgelastet.
Hoffnungen setzt der Konzern vor allem in das neue Werk für das Trinity-Modell, mit dem VW dem amerikanischen Autobauer Tesla den Kampf ansagen will. Es könnte direkt in Wolfsburg am Stammwerk entstehen. "Wir kämpfen für die Trinity-Produktion direkt hier in Wolfsburg, das heißt, entweder auf dem Werksgelände oder in direkter Nähe zum Stammwerk", sagte Betriebsratschefin Cavallo. Nur so könne die Transformation des Hauptsitzes hin zur E-Mobilität vorangetrieben werden. Eine endgültige Entscheidung über den Standort soll noch im laufenden ersten Quartal fallen.
Premiumgruppen und Auslandsgeschäft laufen gut
Eine gute Nachricht für den Konzern sind derweil die Verkaufszahlen der Premiumgruppe mit Audi, Bentley und Lamborghini. Die Modelle der Premiummarken seien für das ganze Jahr 2022 ausverkauft. "Porsche eilt von Erfolg zu Erfolg, und auch die Trucks bei MAN, Scania und jetzt auch bei Navistar haben gut gefüllte Auftragsbücher", so Diess.
Positiv schlägt auch das Auslandsgeschäft zu Buche: Die amerikanische Klimapolitik gebe dem Konzern noch mehr Rückenwind. Noch nie sei ein neues Auto in den USA so schnell verkauft worden wie der vollelektrische ID.4.
In China habe Volkswagen im November und Dezember außerdem jeweils 15.000 E-Autos verkauft und damit genauso viele wie die chinesischen Start-ups, so Diess. Allerdings erlitt VW im Gesamtjahr einen deutlichen Rückschlag: Während der Gesamtmarkt für Autos in China 2021 um vier Prozent gewachsen ist, gingen die Absatzzahlen des größten deutschen Autokonzerns in dessen wichtigstem Absatzmarkt um 14 Prozent zurück.