Anbieter von Co-Working-Flächen WeWork stellt Insolvenzantrag
WeWork hat in den USA einen Insolvenzantrag gestellt. Der Büroraum-Anbieter gehörte einst mit 47 Milliarden US-Dollar einst zu den wertvollsten US-Start-ups und ist auch in Berlin und Frankfurt tätig.
Der Bürovermieter WeWork hat in den USA einen Insolvenzantrag gestellt. Gerichtsunterlagen zufolge will das einstmals wertvollste US-Start-up nach dem als "Chapter 11" bezeichneten Verfahren eine Sanierung anstreben. Das Management möchte WeWork neu positionieren und dabei unter anderem das Angebot an Büroflächen verkleinern. Geldgeber, die hinter rund 92 Prozent der Schulden von WeWork stehen, hätten dem Plan zugestimmt, teilte das Unternehmen in der Nacht zum Dienstag mit.
Der Schritt in die Insolvenz war bereits erwartet worden: Schon in der vergangenen Woche hieß es, WeWork wolle in dieser Woche den Antrag stellen, um seine Schulden in den Griff zu bekommen. Denn am vergangenen Dienstag war eine 30-Tage-Frist abgelaufen, innerhalb der WeWork Schuldscheine hätte bedienen müssen. Danach wäre WeWork offiziell für zahlungsunfähig erklärt worden. Das Unternehmen lies die Frist verstreichen, handelte aber noch einen einwöchigen Aufschub aus.
Maßlos überbewertet
WeWork wurde einst mit rund 47 Milliarden Dollar bewertet, und ist inzwischen an der Börse nur noch 44 Millionen Dollar wert. Unter anderem dank geschickter Vermarktung durch die Gründer verhalfen Geldgeber WeWork zeitweise zu einer derart hohen Gesamtbewertung. Mit diesem Ruf wollte WeWork 2019 an die Börse gehen. Statt des erhofften Triumphs gab es einen Flop. Der Börsengang wurde abgesagt.
Der tiefere Einblick ins Geschäft im Börsenprospekt veranlasste große Investoren, einen Bogen um die verlustreiche Firma zu machen. Im Jahr 2021 schaffte es WeWork über einen Umweg doch noch an die Börse - durch die Fusion mit einer Blankoscheck-Firma. WeWork galt deshalb bereits vor einigen Jahren als ein mahnendes Beispiel für maßlos überbewertete US-Start-ups.
Softbank hat sich verkalkuliert
Hinter WeWork steht der japanische Tech-Investor SoftBank, für den das damalige Debakel des geplatzten Börsengangs teuer wurde. Softbank und sein mit saudi-arabischen Geldern gestützter Vision-Investitionsfonds hatten sich für neun Milliarden Dollar einen Anteil von 29 Prozent an WeWork gesichert. Nach dem abgesagten IPO nahm Softbank weitere 9,5 Milliarden Dollar in die Hand, um auf 80 Prozent aufzustocken und den umstrittenen Mitgründer und Chef Adam Neumann herauszudrängen.
Doch auch unter der Regie von Softbank blieb WeWork glücklos. In der Corona-Pandemie leerten sich Büros weltweit, weil Menschen zu Hause arbeiteten. Auch nach Abklingen der Pandemie tat sich WeWork schwer damit, Büroflächen zu füllen. Zugleich mussten Mietkosten für Gebäude bezahlt und Schulden bedient werden.
Noch nie Gewinne erwirtschaftet
WeWorks einst als renditeträchtig eingeschätzte Geschäftsidee ist es, in sogenannten Co-Working-Spaces Büroräume mit gemeinsamer Infrastruktur an Start-ups und Unternehmer zu vermieten. Nach jüngsten Angaben kam die Firma zuletzt auf 660 solcher Standorte in 119 Städten rund um die Welt.
In Deutschland ist WeWork unter anderem in Berlin und Frankfurt präsent. Neben dem US-Insolvenzantrag wurde auch einer in Kanada gestellt. Standorte außerhalb dieser beiden Länder seien nicht Teil dieser Verfahren - genauso wie von Franchisenehmern betriebene Gebäude. Schwarze Zahlen hat WeWork nie geschrieben.