Amerikanische Handelskammer US-Firmen wollen mehr in Deutschland investieren
Während die ausländischen Investitionen in Deutschland zuletzt insgesamt einbrachen, ist das Interesse von US-Unternehmen stabil geblieben. Mehr als die Hälfte will die Aktivitäten sogar ausbauen.
Trotz hoher Energiepreise und der starken inländischen Förderungen durch den sogenannten Inflation Reduction Act (IRA) will die Mehrheit der in Deutschland aktiven US-Firmen hierzulande mehr investieren. "Der Standort Deutschland ist nach wie vor für die US-Unternehmen attraktiv", sagte die Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany), Simone Menne, der Nachrichtenagentur Reuters.
Die hohen Energiepreise seien zwar eine Belastung. "Aber die Unternehmen planen langfristig und ändern nicht ad hoc ihre Investitionsvorhaben", so Menne. Eine aktuelle von AmCham Germany durchgeführte Umfrage zeige, dass mehr als die Hälfte der US-Firmen ihre Aktivitäten in Deutschland in den nächsten drei bis vier Jahren weiter ausbauen wollen. Gelobt werde beispielsweise die Qualität der Mitarbeiter.
AmCham fordert Verbesserung der Rahmenbedingungen
Gleichzeitig werden die US-Unternehmen laut AmCham jedoch zurückhaltender bei der positiven Einschätzung des Standorts. So hätten sie auch mittlerweile Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden. Talente würden eigentlich überall gesucht. "Es fehlen beispielsweise Wirtschaftsingenieure, Softwareingenieure, KI-Experten, Manager, genauso wie Lkw-Fahrer und Techniker", sagte Menne. Fachkräfte sicherten Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Beschäftigung. Es sei daher entscheidend, dem Fachkräftemangel aktiv gegenzusteuern.
Die Politik sollte die Rahmenbedingungen für einen attraktiven und zukunftsfähigen Standort schaffen. "Die Unternehmen am Standort Deutschland müssen international wettbewerbsfähig bleiben können", betonte die AmCham-Präsidentin. Sie bräuchten vor allem eine sichere und bezahlbare Energieversorgung, eine deutliche Verbesserung der digitalen Infrastruktur und schnellere bürokratische Verfahren.
Rekord-Abfluss bei den Investitionen
Gerade wegen der hohen Kosten sowie dem hohen Aufwand ziehen sich derzeit internationale Investoren zunehmend aus Deutschland zurück. Bereits zum fünften Mal in Folge hat sich ihr Engagement im vergangenen Jahr reduziert und ist damit auf den niedrigsten Stand seit 2013 gefallen, wie eine Untersuchung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY zuletzt zeigte. Im Jahr 2022 kündigten Unternehmen aus dem Ausland 832 Investitionsprojekte in Deutschland an - ein Rückgang um ein Prozent.
Auch das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) berichtete jüngst, dass Unternehmen im vergangenen Jahr so viel Geld für Investitionen aus Deutschland abgezogen haben wie noch nie. Danach waren die Investitionen deutscher Firmen im Ausland um 125 Milliarden Euro höher als die Investitionen ausländischer Unternehmen in Deutschland, die fast vollständig eingebrochen seien. "Die Zahlen alarmieren: Im schlimmsten Fall ist das der Beginn der Deindustrialisierung", warnte das IW.
USA bleibt Top-Investor
Allerdings fällt die USA dabei offenbar aus dem Raster. Nach Angaben der bundeseigenen Wirtschaftsfördergesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) waren die Vereinigten Staaten auch im vergangenen Jahr Top-Investor in Deutschland. Allein 279 Neuansiedlungen und Erweiterungen wurden registriert. "Das ist beachtlich, schließlich gibt es eine enorm starke Förderung für heimische Investitionen in den USA durch den sogenannten Inflation Reduction Act (IRA)", sagte GTAI-Geschäftsführer Robert Hermann.
Immer wichtiger bei der Anwerbung von Investoren wird laut GTAI die Verfügbarkeit von Erneuerbaren Energien, etwa aus Windkraft oder Photovoltaik. "Ob Microsoft, Apple oder auch kleinere Anbieter von Datencentern oder auch Batteriehersteller wie Northvolt - für alle ist das ein wichtiges Argument", so GTAI-Experte Achim Hartig. "Die gute Verfügbarkeit von Erneuerbaren Energie sind inzwischen ein echter Standortvorteil für Deutschland." Ihr Anteil am Bruttostromverbrauch wuchs 2022 auf gut 46 Prozent, bis 2030 sollen es mindestens 80 Prozent werden.
Der Fachkräftemangel sei dagegen kein Hindernis, sich in Deutschland anzusiedeln, weil es allen europäischen Ländern so gehe. Als Standortnachteil entpuppe sich dagegen besonders der Flächenmangel. "Die Flächenverfügbarkeit ist ein Problem", sagte Geschäftsführer Hermann.