Wachsender EU-Automarkt Deutschland bei E-Autos im Mittelfeld
Der Automarkt der Europäischen Union hat im Januar wieder zugelegt - was allerdings auch an Sondereffekten liegt. Beim Marktanteil von Elektroautos liegt Deutschland nur im europäischen Mittelfeld.
Das Wachstum der Pkw-Neuzulassungen in der Europäischen Union hat sich nach einem Rücksetzer im Dezember zum Jahresbeginn erholt. Die Zahl neu zugelassener Autos stieg im Januar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12,1 Prozent auf 851.689, wie der europäische Branchenverband Acea heute in Brüssel mitteilte. Zum Jahresauftakt wuchsen die großen Märkte Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien zum Teil prozentual zweistellig.
Neuwagenmarkt noch unter Vor-Corona-Niveau
In der langfristigen Betrachtung fällt jedoch auf, dass der EU-Neuwagenmarkt sein Vor-Corona-Niveau immer noch nicht erreicht hat. Die Zahl der Neuzulassungen lag im Januar um 18 Prozent unter dem Niveau von Januar 2019.
Hinzu kommt: Der nun verzeichnete starke Anstieg zum Vorjahresmonat ist in erster Linie auf das sehr niedrige Vorjahresniveau zurückzuführen. So war der Vergleichsmonat Januar 2023 nach einer Kürzung der staatlichen Elektroauto-Förderung hierzulande schwach ausgefallen.
Jedes zweite neu zugelassene Auto ist Verbrenner
Seit Ende 2023 gibt es nun gar keine Kaufprämie mehr, deshalb wuchs der E-Autoabsatz in Deutschland deutlich langsamer als in den Nachbarländern Frankreich, Belgien und Niederlande. EU-weit stieg der Anteil batterieelektrischer Pkw an den Neuzulassungen von 9,5 Prozent im Januar 2023 auf 10,9 Prozent zu Jahresbeginn. Damit lag er aber deutlich unter dem Gesamtjahreswert von 2023 von 14,6 Prozent.
Der Marktanteil von Verbrennerwagen verringerte sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um vier Prozentpunkte auf 50 Prozent. Damit hatte jedes zweite im Januar neu zugelassene Auto in der EU einen Benzin- oder Dieselmotor.
Elektroautos vor allem in Skandinavien beliebt
Schaut man auf die einzelnen Nationen, so positionierte sich Deutschland mit einem E-Auto-Marktanteil bei den Neuzulassungen von 10,5 Prozent erneut im europäischen Mittelfeld. Die höchsten Marktanteile von Elektroautos wurden im Januar in Dänemark und Schweden mit 35 Prozent und 29 Prozent registriert.
Vor allem in Ost- und Südeuropa haben es E-Autos weiter schwer: Den niedrigsten Marktanteil wiesen Italien und Kroatien mit jeweils zwei Prozent auf.
"Abruptes Aus der Umweltprämie hat Käufer verunsichert"
EY-Experte Constantin Gall rechnet nicht damit, dass die Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland im laufenden Jahr stark steigen werden - im Gegenteil: "Das abrupte Aus für die Umweltprämie hat potenzielle Käufer massiv verunsichert und wird dazu führen, dass viele Neuwagenkäufer sich nun doch noch einmal für einen Verbrenner entscheiden werden."
Erschwerend komme hinzu, dass Großabnehmer wie beispielsweise Autovermieter aufgrund der fehlenden Nachfrage im Vermietungsgeschäft, einer schlechten Restwertentwicklung und hoher Reparaturkosten bei Elektroautos immer zurückhaltender würden.
Autohersteller antworten mit Rabattschlacht
Insgesamt dürfte der Neuwagenmarkt in der EU Experten zufolge weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau bleiben. Die Wachstumskurve dürfte in den kommenden Monaten weiter abflachen, ist auch Gall überzeugt. Zur Begründung verweist auf die schwache Konjunktur und die erheblichen geopolitischen Spannungen.
Der geringen Kaufneigung der Kunden versuchten die Autohersteller mit Rabatten zu begegnen: "Wir sehen die Anfänge einer massiven Rabattschlacht", so Gall. Die aktuelle Kaufzurückhaltung habe die Hersteller auf dem falschen Fuß erwischt.
Welche Autos in der EU beliebt sind
Dabei hat der Volkswagen-Konzern seine Position als Marktführer in der Europäischen Union zuletzt verteidigen können. Die Wolfsburger kamen im Januar mit 221.011 zugelassenen Autos auf einen Marktanteil von rund 26 Prozent. Auf Platz zwei verbesserte sich der Opel-Mutterkonzern Stellantis leicht auf gut 19 Prozent. Der französische Konkurrent Renault Group brachte indes drei Prozent weniger Fahrzeuge auf den Markt.
Von den deutschen Premiumherstellern baute BMW den Marktanteil um einen Prozentpunkt auf knapp sechs Prozent aus, während Mercedes-Benz ebenso viel einbüßte auf rund vier Prozent. Vom US-Elektroautobauer Tesla wurden 14.466 Fahrzeuge zugelassen, das bedeutet einen Anstieg des Marktanteils von 1,1 Prozent im Vorjahr auf nun 1,7 Prozent.