Verbrauch von Hausgeräten Was sich mit dem neuen Energielabel ändert
Von heute an gilt ein neues EU-Energielabel für Hausgeräte. Warum wird die bisherige Kennzeichnung abgelöst? Was soll das neue Label bringen? Wie sieht es genau aus?
Wie sieht das neue Label aus?
Je grüner, desto sparsamer - bei diesem Grundsatz bleibt es. Auch das neue EU-Energielabel umfasst sieben Stufen: Von dunkelgrün für "besonders energiesparend" bis zu tiefrot für "vergleichsweise wenig energieeffizient". Trotzdem ändert sich einiges für Verbraucherinnen und Verbraucher, die einen neuen Fernseher, Geschirrspüler, Kühl- oder Gefrierschrank, Waschtrockner oder eine Waschmaschine kaufen wollen: Die drei A-Plus-Klassen (A+ bis A+++) fallen weg, stattdessen reicht die Skala vom grünen A bis zum roten G. Patrick Biegon vom Verbraucherzentrale Bundesverband begrüßt das: "Bei der bisherigen Kennzeichnung ballen sich die meisten Geräte in den obersten zwei oder drei Plus-Klassen. Unterschiede sind da für den Verbraucher nicht wirklich wahrnehmbar."
Was ändert sich im Vergleich vorher?
Die neue Regelung soll übersichtlicher werden. Wichtig: Damit ändert sich auch die Berechnungsgrundlage. Ein Gerät, das früher A+++ trug, landet in der neuen Skala deshalb nicht automatisch bei A. In die oberste Kategorie schafft es zunächst überhaupt kein Produkt. Das soll den Druck auf die Hersteller erhöhen, weiter an der Energieeffizienz zu arbeiten. Die bisher besten Geräte fallen um bis zu drei Klassen, sagt Verbraucherschützer Biegon: "So werden sich die aktuell besten Kühlschränke größtenteils in der Klasse C wiederfinden. Bei den Waschmaschinen ist davon auszugehen, dass viele es in die Klasse B schaffen. Grundsätzlich gilt aber, dass das alte Label nicht mit dem neuen vergleichbar ist. Dafür hat sich zu vieles an den Berechnungsmethoden verändert."
Genau hinschauen ist also wichtig - besonders in den kommenden zwei Wochen, in denen mancherorts möglicherweise alte und neue Label auftauchen. Solange haben die Händler nämlich Zeit, um in Geschäften und Online-Shops die Kennzeichnungen auszutauschen.
Wie bewerten Experten die Neuerung?
Nach Angaben der EU-Kommission wurden durch das bisherige Energielabel (zusammen mit der Ökodesign-Richtlinie) jährlich rund 1750 Terawattstunden Energie eingespart. Das entspricht dem Energieverbrauch Italiens. Mit den neuen Regelungen sollen weitere 167 Terawattstunden dazukommen - so viel, wie Dänemark an Energie verbraucht. Andreas Halatsch vom Umweltbundesamt hält das Label grundsätzlich für eine gute Sache - mit einer Einschränkung: "In manchen Produktgruppen wie zum Beispiel bei Fernsehern sind die Geräte bei steigender Energieeffizienz immer größer geworden, so dass unter dem Strich der Energieverbrauch nicht wesentlich gesunken ist."
Jedenfalls haben Kundinnen und Kunden das Label angenommen. Das zeigen Studien von EU-Kommission und Verbraucherzentrale Bundesverband: Demnach kennen es 93 Prozent, mehr als 80 Prozent orientieren sich bei Kaufentscheidungen daran. Das treibt die Produzenten an, sagt Sylvia Maurer vom Europäischen Verbraucherverband BEUC: "Die Verbraucher haben oft gedacht, dass ein A-Produkt eine besonders gute Qualität hat. Daher wollten alle Hersteller so viele A-Produkte wie möglich anbieten und haben sich auf dem Markt ein Energieeffizienz-Rennen geliefert, was wirklich zu einer Win-Win-Situation für Verbraucher und Umwelt geführt hat."
Warum überhaupt ein neues Label?
2006 schafften es rund zwei Drittel der verkauften Kühlschränke und Waschmaschinen in die Kategorie A, die in verschiedene Plus-Gruppen aufgeteilt wurde. 2017 drängten sich schon 90 Prozent der verkauften Geräte in den Klassen A+, A++ oder A+++, während die unteren Stufen praktisch leer blieben. Das Energielabel wurde ein Opfer seines eigenen Erfolges - und zu unübersichtlich. Die Rückkehr zur Skala von A bis G soll das ändern. Verbraucherschützerin Maurer: "Damit ist das Label dann wieder leichter verständlich, transparent und die Produkte werden vergleichbar für die Verbraucher." Und sie haben nicht nur das Label - ein QR-Code oben rechts auf dem neuen Etikett führt zu einer Datenbank, die ausführliche Produktinformationen bereithält.
Was sagen Kritiker?
Nach Ansicht des CDU-Europaabgeordneten Andreas Schwab wird das neue Label Verbraucherinnen und Verbrauchern helfen, eine umweltgerechte Auswahl zu treffen. Er betont aber: "Wir müssen immer beachten, dass am Ende die Herstellung von Produkten durch derartige Vorschriften nicht erschwert wird." Nach Ansicht der Grünen-Abgeordneten Jutta Paulus war es höchste Zeit, das Label an den technischen Fortschritt anzupassen: "Ich finde es allerdings schade, dass man nach wie vor nur den Energieverbrauch im Betrieb bewertet und nicht auch den Ressourcenverbrauch, den Energieverbrauch bei der Herstellung oder die Langlebigkeit und die Möglichkeit, ein Gerät zu reparieren, denn das spielt ja für die Umweltverträglichkeit eine sehr große Rolle."
Das neue Label für Haushaltsgeräte ist erst der Anfang: Im September sind Lampen an der Reihe. In den kommenden drei Jahren soll es dann neue Kennzeichnungen für Wäschetrockner, Backöfen, Dunstabzugshauben und Staubsauger geben. Bei Heizungen und Boilern wird es noch länger dauern.