Verivox-Auswertung Mit Festgeldzinsen die Inflationsrate übertreffen
Verbraucher können derzeit von der sinkenden Inflation und steigenden Zinsen profitieren. Laut einer Auswertung von Verivox gibt es einige Angebote für Festgeldanlagen mit Zinsen oberhalb der Inflationsrate. Das war lange nicht so.
Für Sparer in Deutschland gibt es derzeit erste Festgeldangebote mit Zinsen oberhalb der Inflation. Einige Anbieter zahlen für Festgeldanlagen mit einem Jahr Laufzeit Zinsen, die mit 4,75 Prozent oberhalb der Inflationsrate von 4,5 Prozent im September liegen. Das geht aus einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox hervor. "Für Sparer ist die Rückkehr positiver Realzinsen eine wichtige Zäsur", sagte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Die höchsten Zinssätze gibt es laut Verivox von Banken aus dem europäischen Ausland. Anlagesummen von bis zu 100.000 Euro sind EU-weit durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Banken mit deutschem Einlagenschutz zahlen demnach in der Spitze 4,15 Prozent.
Realzins im Schnitt tief im Minus
Im Schnitt liegt der Realzins, also der Zins nach Abzug der Inflation, den Angaben zufolge bei Festgeldanlagen allerdings immer noch bei minus 1,18 Prozent (Stichtag: 20. Oktober). Das bedeutet, dass der Wertverlust durch die Teuerung größer ist als der Kapitalzuwachs durch die Zinsen.
Allerdings könnte Verivox zufolge die Ära steigender Zinsen bald zu Ende gehen. "Momentan deutet viel darauf hin, dass die Festgeldzinsen ihren Gipfel bald erreicht haben", sagte Maier.
Tagesgeld lohnt sich kaum
Beim Tagesgeld profitieren viele Anleger den Angaben zufolge bis heute kaum von steigenden Zinsen. Bei 27 Prozent der insgesamt 747 von Verivox ausgewerteten Banken und Sparkassen mit mindestens einem Tagesgeldangebot erhalten Sparer maximal 0,25 Prozent Zinsen. Bei einigen Instituten gehen sie weiter leer aus.
"Der Einlagezins der EZB ist so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Eurozone", sagte Maier. "Doch noch immer geben insbesondere viele Regionalbanken die hohen Zinsen nicht an ihre Kundinnen und Kunden weiter." Aktuell liegt der Einlagezins bei 4,0 Prozent. Der Einlagezins ist der Zinssatz, zu dem Banken selbst Geld bei der EZB anlegen können.
Aus Sicht von Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis handelt es sich bei Tagesgeld allerdings eher um eine "Geldaufbewahrung" als um eine Geldanlage. Im Gegensatz zum Festgeld können Sparer auf Tagesgeld jederzeit zugreifen. Banken und Sparkassen könnten mit diesen Mitteln daher nur schwer kalkulieren, sagte Schleweis jüngst. "Das merkt man dann am Zinsangebot."
Zinsentscheid der EZB
Für die Analyse wertete Verivox die Konditionen von rund 800 Banken und Sparkassen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro aus. Berücksichtigt wurden sämtliche Kreditinstitute mit Tages- und Festgeldangeboten, die ihre Zinsen frei zugänglich auf ihrer Website veröffentlichten. Eine Übersicht zur Verzinsung von Sparanlagen bietet auch das Verbraucherportal Biallo.de.
Entscheidend für die Zinsvergabe ist auch die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank EZB. Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die EZB seit Juli 2022 die Zinsen im Euroraum bislang zehnmal infolge erhöht. Der aktuelle Leitzins liegt bei 4,5 Prozent. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Höhere Leitzinsen wirken sich demnach negativ auf die Wirtschaft aus.
Volkswirte erwarten, dass die Währungshüter bei ihrer heutigen Sitzung die Zinsen unverändert lassen. Die Inflation hat sich zuletzt abgeschwächt, während die Sorge um die Konjunktur wächst.