Teuerung bei 4,5 Prozent Inflation sinkt im September deutlich
Die Inflation hat sich im September stark abgeschwächt. Die Verbraucherpreise legten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,5 Prozent zu - so wenig wie seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine nicht mehr.
Die Inflation in Deutschland hat sich im September auf hohem Niveau deutlich abgeschwächt. Die Verbraucherpreise legten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,5 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2022 - dem Zeitpunkt des Beginns des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Damals lag die Inflationsrate bei 4,3 Prozent.
Im August 2023 hatte die jährliche Teuerung noch 6,1 Prozent erreicht. Auch die Kerninflation, also die Teuerungsrate ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise, ging merklich zurück. Sie fiel im September auf 4,6 Prozent - nach 5,5 Prozent im August.
Deutschlandticket dämpft Inflation
Ein Grund für den deutlichen Rückgang ist ein Basiseffekt, den das Auslaufen des 9-Euro-Tickets im Vorjahresmonat bewirkt hat. Im September vergangenen Jahres hatten sich daraufhin Fahrkarten sprunghaft verteuert. Im September 2023 waren sie dann dank des im Mai eingeführten Deutschlandtickets wieder deutlich günstiger als im Vorjahresmonat.
Größter Preistreiber blieben Nahrungsmittel, die 7,5 Prozent mehr kosteten als im September 2022. Im August waren die Nahrungsmittelpreise noch um 9,0 Prozent gestiegen. Energie verteuerte sich im September um 1,0 Prozent nach einem Plus von 8,3 Prozent im August. Dienstleistungen kosteten 4,0 (August: 5,1) Prozent mehr.
Experten rechnen mit weiter fallenden Inflationsraten
Von ihrem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung mit 8,8 Prozent im Herbst 2022 ist die Teuerung inzwischen deutlich entfernt. Experten rechnen für die kommenden Monate überwiegend mit weiter fallenden Inflationsraten.
"Der beschleunigte Rückgang der Inflation im September macht Hoffnung, dass die Dynamik hoher Inflationsraten in Deutschland gebrochen ist", erklärt Sebastian Dullien, Direktor des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts. Ulrike Kastens, DWS-Volkswirtin Europa, ist überzeugt: "Auch in den kommenden Monaten werden Basiseffekte für einen Rückgang der Inflationsrate in Richtung 3 bis 3,5 Prozent bis zum Jahresende 2023 sorgen."
Warnung vor Lohn-Preis-Spirale
"Von dem schlagartigen Rückgang der Teuerung geht eine wichtige Signalwirkung für den Erfolg der Inflationsbekämpfung aus", betont auch KFW-Chefökonomin Fritzi Köhler-Geib. Das könne dazu beitragen, den Preisauftrieb auch in den kommenden Monaten kontinuierlich abzuschwächen, wenn Verbraucher und Unternehmen unter dem Eindruck der positiven Nachrichten ihre Inflationserwartungen nach unten korrigierten.
Laut Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank, ist es für eine Entwarnung dennoch viel zu früh: "Denn die schneller steigenden Löhne werden die Inflation bei den arbeitsintensiven Dienstleistungen anfachen. Hinzu kommen De-Globalisierung, De-Karbonisierung und eine ungünstige Demografie." Für den Durchschnitt der kommenden Jahre rechne er daher mit Teuerungsraten deutlich über dem EZB-Inflationsziel von zwei Prozent.
EZB plant mit hohen Zinsen für längere Zeit
Die Entwicklung der Verbraucherpreise in der größten Volkswirtschaft der Eurozone wird auch von den Währungshütern der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Argusaugen verfolgt. Die EZB hatte zur Inflationsbekämpfung die Leitzinsen immer weiter nach oben geschraubt, zuletzt am 14. September um 0,25 Prozentpunkte. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt nun bei 4,5 Prozent. Der Einlagenzins, der die Sparzinsen für Verbraucher maßgeblich bestimmt, bei 4,0 Prozent.
Erst zu Wochenbeginn hatte EZB-Präsidentin Christina Lagarde erneut erhöhte Zinsen für einen längeren Zeitraum signalisiert. "Unsere künftigen Entscheidungen werden sicherstellen, dass die Leitzinsen der EZB so lange wie nötig auf einem ausreichend restriktiven Niveau gehalten werden", sagte Lagarde vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments. "Wir sind weiterhin entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Inflation auf unser mittelfristiges Ziel von zwei Prozent zurückkehrt."