AOK-Fehlzeitenreport Krankheitstage auf Höchststand
Die Pandemie hat im vergangenen Jahr zu einem Höchststand an Fehltagen geführt. Das hat die Krankenkasse AOK für ihre Versicherten ermittelt. Neben Atemwegsinfekten spielten auch psychische Erkrankungen eine große Rolle.
Berufliche Fehlzeiten sind auf einem neuen Höchststand: Das geht aus dem Fehlzeitenreport 2023 der AOK hervor, der nun veröffentlicht wurde. Demnach verzeichnete die Krankenkasse im vergangenen Jahr 216,6 Krankmeldungs-Fälle je 100 erwerbstätiger Versicherten. In den Jahren 2012 bis 2021 waren es durchschnittlich 159,7 Fälle.
Dieser Anstieg um mehr als 30 Prozent sei vor allem durch Atemwegserkrankungen verursacht worden, auch infolge der Corona-Pandemie. Sie schlugen 2022 mit 86,5 Krankschreibungen je 100 Versicherten zu Buche, im Jahr davor waren es 36,3 Fälle.
Höhere Arbeitsunfähigkeitsquote
Die Arbeitsunfähigkeits-Quote, die den Anteil erkrankter Mitarbeitender ins Verhältnis zu allen Beschäftigten setzt lag in den Jahren 2020 und 2021 bei durchschnittlich 5,4 Prozent. Im vergangenen Jahr legte sie auf 6,7 Prozent.
Auch in der ersten Jahreshälfte 2023 gab es ähnlich hohe Werte, die ab April allerdings wieder sanken, so Johanna Baumgardt vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO), bei der Vorstellung der Studie: "Wie sich die Fehlzeiten im weiteren Jahresverlauf vor dem Hintergrund zunehmender Covid-19-Infektionen und der üblichen, saisonal-bedingten Hochphase von Atemwegserkrankungen entwickeln, bleibt abzuwarten."
Auch die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen erreichten 2022 ein Hoch. Sie sind der Statistik zufolge seit 2012 um 48 Prozent gestiegen. Wie die AOK erläuterte, gehen psychische Erkrankungen mit besonders langen Fehlzeiten einher.
Mehr Klagen über psychische Belastungen
Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland klagen über psychische Belastungen im Zusammenhang mit ihrer Arbeit. Als Beschwerden nannten laut der Studie rund 78 Prozent Erschöpfung, 75 Prozent Wut sowie Verärgerung und 66 Prozent Lustlosigkeit. Die Werte sind gegenüber den Vorjahren, der Hochphase der Corona-Pandemie, zwar leicht gesunken. Doch sie liegen höher als vor der Pandemie.
Mit Blick auf die unterschiedlichen Berufsfelder zeigten die Daten, dass vor allem Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen von psychischen Erkrankungen betroffen seien. In dieser Branche entfallen 14 Prozent aller Arbeitsunfähigkeits-Tage auf diesen Bereich. Nur geringfügig weniger betroffen waren Beschäftigte aus den Branchen "Erziehung und Unterricht, Öffentliche Verwaltung/Sozialversicherung" sowie "Banken/Versicherungen". Über alle Branchen hinweg lag der Wert bei durchschnittlich zehn Prozent.
"Zukunftsfähige" Betriebe haben weniger Fehlzeiten
Die psychische Belastung geht auch oft mit Veränderungen und Verunsicherungen am Arbeitsplatz einher. So gaben 47 Prozent der Beschäftigten an, in ihrem Betrieb starke bis sehr starke Veränderungen wahrzunehmen, sowohl durch die Folgen der Pandemie, als auch auch wegen technologischer Entwicklungen.
35 Prozent der Befragten haben demnach ausgeprägte Zukunftsangst bezüglich der gesamtgesellschaftlichen Situation, aber nur acht Prozent bezüglich ihres Arbeitgebers. Dabei haben Betriebe, die von ihren Mitarbeitenden als zukunftsfähig eingeschätzt werden, den Angaben nach weniger berufliche Fehlzeiten: Diese Beschäftigten fehlten nach eigenen Angaben in den vergangenen zwölf Monaten vor der Befragung im Schnitt 11,6 Tage erkrankungsbedingt. Bei Beschäftigten, die die Zukunftsfähigkeit schlechter beurteilen, waren es durchschnittlich 16,2 Tage.
Der Fehlzeiten-Report wird seit 1998 jährlich vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld und der Berliner Hochschule für Technik herausgegeben.