Aufwändige Personalsuche Lust auf Jobwechsel in Krise gesunken
In der Flaute verschieben viele Arbeitnehmer den Wechsel in ein anderes Unternehmen auf später: Laut einer Umfrage klagt jeder zweite Personaler über wechselunwillige Kandidaten. Das könnte allerdings ein vorübergehendes Phänomen sein.
Die Bereitschaft von Arbeitnehmern zum Wechsel in ein anderes Unternehmen ist deutlich gesunken. Das geht aus einer Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) hervor. Demnach beklage inzwischen jeder zweite Personaler, dass die Wechselwilligkeit der Kandidatinnen und Kandidaten merklich zurückgegangen sei.
"Wir erleben zunehmend risikoscheuende Mitarbeitende, die einen Arbeitgeberwechsel auf vermeintlich sicherere Zeiten verschieben", sagte der Vorsitzendes des BDU-Fachverbandes Personalberatung, Arne Adrian. "Hinzu kommt, dass der Arbeitsmarkt es zulässt, dass veränderungswillige Bewerbende auf die perfekte Stelle warten."
Die Arbeitslosenquote in Deutschland hatte im Februar wie schon im Januar 2023 bei 5,7 Prozent gelegen. Insgesamt zeige sich der Arbeitsmarkt trotz der angespannten wirtschaftlichen Situation beständig, erklärte die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles. Das ifo-Institut weist allerdings darauf hin, dass die Zahl der Menschen in Kurzarbeit im Februar um 9 Prozent auf 220.000 gestiegen war. Das ist die höchste Zahl seit Juni vergangenen Jahres.
Kandidatensuche ist aufwändiger geworden
Beides zusammen mache die Personalsuche noch herausfordernder und aufwändiger, beklagt der Verband. "Kandidatinnen und Kandidaten müssen in hohem Maße motiviert und überzeugt werden, damit ein Stellenwechsel als vorteilhaft empfunden wird", sagte Adrian.
Auf der anderen Seite bleiben die Anstrengungen von Unternehmen, Organisationen und Verwaltungen bei der Personalsuche hoch - trotz aller krisenhaften Rahmenbedingungen. Nur jeder zehnte Headhunter gibt in der aktuellen Geschäftsklimabefragung des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) an, dass bei einem Großteil der Kunden die Recruiting-Aktivitäten komplett gestoppt worden sind.
Arbeitsplatztreue für Generation Z nicht so wichtig
Bei der hohen Arbeitsplatztreue der Arbeitnehmer könnte es sich allerdings um ein vorübergehendes Phänomen handeln. Eine - allerdings in den USA durchgeführte - Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey & Company zeigte jüngst, dass Berufstätige der Generation Z, also um die Jahrtausendwende Geborene, im Durchschnitt bereits vier verschiedene Arbeitsplätze kennengelernt haben.
Dagegen wechselt die Generation der Babyboomer nur im Notfall den Arbeitsplatz; im Schnitt kommt sie auf gerade einmal zwei unterschiedliche Arbeitsplätze in den letzten zehn Jahren. Mit dem allmählichen Wechsel der Babyboomer in den Ruhestand könnte daher auch die durchschnittliche Arbeitsplatztreue der Arbeitnehmer deutlich sinken. Laut der Schweizer Versicherungsgruppe Zurich Insurance dürfte die Generation Z bereits im Jahr 2027 rund 27 Prozent der weltweit verfügbaren Arbeitskräfte stellen.