Nach gut 30 Jahren Bezahlen mit der Karte - bald ohne Maestro
Das Maestro-Logo gehörte bislang normalerweise zur Girocard, der früheren EC-Karte. Nun wird Maestro nach und nach aufs internationale Zahlungssystem von Mastercard und Visa umgestellt. Was dabei zu beachten ist.
Manche Kunden deutscher Banken und Sparkassen sind verunsichert. Denn ab dem 1. Juli wird das gewohnte Maestro-Logo bei vielen neuen Girokarten - den ehemaligen EC-Karten - nicht mehr auf der Vorderseite prangen. Keinen Grund zur Aufregung sieht Oliver Hommel von Euro Kartensysteme in Frankfurt, dem Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Banken und Sparkassen, das sich um die Einsatzmöglichkeiten der Girocard in ganz Europa kümmert: "Die bestehenden Karten bleiben bis zum Ablaufdatum gültig und können auch weiterhin eingesetzt werden."
Noch nie funktionierte die deutsche Girocard im Ausland: Sie war und ist auf eine zusätzliche Funktion angewiesen. Bisher hat Mastercard diese Funktion mit dem Maestro-System ermöglicht. Dass das Maestro-System ab dem 1. Juli sukzessive nicht mehr eingesetzt wird, ist eine Entscheidung des Unternehmens Mastercard, nicht eine der deutschen Banken und Sparkassen. Der US-Zahlungsdienstanbieter vereinheitlicht sein internationales Geschäft.
Nicht alle Banken steigen zum 1. Juli um
Doch das funktioniert offenbar nicht ganz reibungslos. Anders als ursprünglich geplant, steigen nicht alle Banken ab dem 1. Juli um. Sie habe keine Übersicht darüber, welche Geldinstitute trotz der Frist zunächst weiter Karten mit Maestro-Funktion ausgeben, so Tanja Beller vom Bundesverband Deutscher Banken. Mastercard bestätigt auf BR-Anfrage, "bei technischen Herausforderungen finden wir zusammen mit unseren Partnern Migrationspläne, die im Einzelfall auch Übergangsfristen beinhalten können".
Die Sparkassen zumindest machen Nägel mit Köpfen: ab dem 1. Juli werde es "nur noch die neuen Sparkassen-Cards geben, die eine Kombination aus einer girocard und einer Debitkarte von Mastercard oder Visa sind", so der Deutsche Sparkassen- und Giroverband.
Debitkarte ist keine Kreditkarte
Unabhängig vom konkreten Datum im Einzelfall einer Bank - es ist unumkehrbar: Girokarten werden mit dem internationalen Debit-System von Mastercard ausgestattet. Visa bietet dies bereits mit dem VPay-System an. Die internationale Funktion von Visa und Mastercard gilt für die Girocard selbst - als sogenannter Co-Badge - oder für neue eigene Debitkarten der US-Firmen. Viele deutsche Direktbanken geben sie mittlerweile aus.
Für beide Systeme gilt: Das Girokonto wird sofort mit der Zahlung belastet, ob beim Einkauf im Geschäft oder beim Geldabheben am Automaten. Anders ist das bei einer Kreditkarte: Hier wird in der Regel nur einmal monatlich vom Girokonto abgebucht.
Fast alle Girokarten im Ausland einsetzbar
Tanja Beller stellt klar, es handele sich nur um einen Austausch der sogenannten Akzeptanzzeichen: "Es gilt für den Kunden die Regel: Wenn ich das Logo auf meiner Karte im Ausland an einem Geldautomaten oder an einer elektronischen Kasse finde, dann kann ich die dort einsetzten."
Bei einer neu ausgegebenen Karte kann es allerdings im Ausland zu Problemen kommen, warnt Stephanie Heise von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk: "Bei Girocards ganz ohne Maestro- oder VPay-Funktion: Diese können dann nicht mehr im Ausland zum Bezahlen genutzt werden."
Probleme im Inland mit Debitkarten möglich
Umgekehrt lehnt so mancher Einzelhändler innerhalb Deutschlands die neuen Debitkarten von Visa und Mastercard ab, die keine Girofunktion haben. Das passiert dann, wenn das entsprechende Geschäft auch keine Kreditkarten von Visa- oder Mastercard akzeptiert. Als Grund weisen Händler auf höhere Kosten als bei der Girocard hin.
Ob im Urlaub oder daheim - es werde weitere Einsatzmöglichkeiten für die Girokarte mit Visa- oder Mastercard-Debitfunktion geben, erläutert Oliver Hommel: "Was sicherlich eine Veränderung ist: Bei diesen Kombinationskarten aus Girocard und internationaler Debitkarte hat der Kunde zusätzlich die Option, die Karte online, im Internet einzusetzen."
Schwierigkeiten beim Mietwagenverleih
Viele Autovermieter im Ausland würden bei der Abholung eines Mietwagens für die Kaution jedoch weder die neuen Debitkarten mit Visa- oder Mastercard-Logo noch eine deutsche Girocard akzeptieren, so Verbraucherschützerin Stefanie Heise. Hier sei meist eine echte Kreditkarte gefragt.
Urlauber sollten sich nicht fest darauf verlassen, dass jedes Geschäft oder Hotel die alte oder neue Girokarte akzeptiert. Deshalb ist es ratsam, zusätzlich noch eine herkömmliche Kreditkarte ins Urlaubsportemonnaie zu stecken.