Kliniklandschaft Insolvenzwelle bei Krankenhäusern befürchtet
Die Krankenhausgesellschaft warnt vor einem Höchststand bei zahlungsunfähigen Kliniken. Kaum ein Haus könne seine Ausgaben noch aus den laufenden Einnahmen decken. Nur noch vier Prozent der Kliniken erwarteten eine Verbesserung.
Die Aussichten für deutsche Krankenhäuser sind trübe. Im kommenden Jahr werden nach Einschätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) so viele Kliniken in die Zahlungsunfähigkeit rutschen wie nie zuvor. "Wir verzeichnen aktuell deutlich mehr Insolvenzen als üblich und 2024 droht ein Rekordinsolvenzjahr zu werden", sagte Verbandschef Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Er verweist dabei auf das aktuelle Krankenhaus Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts. 2023 habe es knapp 40 Insolvenzen gegeben. Für 2024 könnte sich diese Zahl wegen der absehbar starken Personalkostenentwicklung noch verdoppeln, so Gaß.
Während 2022 noch rund die Hälfte der Kliniken ein negatives Jahresergebnis ausweisen, steigt dieser Anteil laut Krankenhaus-Barometer 2023 auf mehr als drei Viertel, berichtet das RND. Der Anteil der Häuser mit einem Überschuss sinke von 35 auf nur noch sieben Prozent. Für 2024 gehen laut Umfrage 71 Prozent der Krankenhäuser von einer weiteren Verschlechterung aus. Nur vier Prozent erwarten eine Verbesserung.
Gaß fordert Inflationsausgleich für Krankenhäuser
"Das sind die schlechtesten Werte seit Einführung des Krankenhaus Barometers im Jahr 2000", sagte Gaß dem RND. Kaum ein Krankenhaus könne seine Ausgaben noch aus den laufenden Einnahmen decken. Er forderte erneut einen Inflationsausgleich für die Krankenhäuser.
Die Kliniken könnten ihre Preise nicht eigenständig an die Inflation anpassen, hätten aber die gleichen Ausgabensteigerungen wie andere Wirtschaftszweige. "Diese Schieflage führt vermehrt zu Insolvenzen und Schließungen." Bis zum Jahresende fehlten den Kliniken insgesamt zehn Milliarden Euro.
Ärztegewerkschaft warnt vor Verschlechterung durch Reform
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund warnt unterdessen angesichts des festgefahrenen Streits zwischen Bund und Ländern über die Krankenhausreform vor einer Verschlechterung der Versorgungsqualität in deutschen Kliniken. Der Streit werde vor allem auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten ausgetragen, sagte die Vorsitzende Susanne Johna der "Augsburger Allgemeinen Zeitung". Die Unsicherheit über die Reform belaste die Arbeit der Kliniken massiv und führe zu Investitionsstopps wegen der Unklarheit, wie sich die Krankenhausreform vor Ort auswirken werde.
Die Ärztinnen und Ärzte spürten in den Krankenhäusern einen massiven Spardruck und zugleich eine große Verunsicherung wegen der geplanten Reform, sagte Johna. Es werden vielerorts keine neuen Anschaffungen gemacht, weil man nicht wisse, in welcher Form das eigene Haus oder eine bestimmte Abteilung in zwei Jahren noch existiere.
"Versorgungsprobleme drohen sich zu verschärfen, wenn Betten und Kapazitäten beispielsweise in der Intensivmedizin abgebaut werden oder ganze Krankenhaus-Standorte wegfallen", warnte Johna. "Wir verzeichnen schon jetzt wegen der hohen Inflationskosten so viele Klinikinsolvenzen wie noch nie, im kommenden Jahr droht sich die Lage noch weiter zu verschärfen."