Steigende Lebensmittelpreise Mehr Befugnisse für Kartellamt gefordert
Verbraucherschützer machen sich dafür stark, dass das Bundeskartellamt die Lebensmittelpreise genauer unter die Lupe nimmt. Die starke Teuerung nutzten manche Händler für überzogen hohe Preise, so die Kritik.
Um den Anstieg der Lebensmittelpreise zu bremsen, fordern Verbraucherschützer mehr Befugnisse für das Bundeskartellamt. Die Markttransparenzstelle der Bonner Behörde sollte auch Preisdaten von Lebensmittelhändlern bekommen, teilte die Verbraucherzentrale NRW mit. Damit könne die Kartellbehörde einen aktuellen Preis-Überblick ermöglichen.
"Wir versprechen uns davon einen Druck auf die Händler, dass überzogene Preise - wenn sie verglichen werden können - zurückgenommen werden", sagte der Vorstand der Organisation, Wolfgang Schuldzinski.
Die Markttransparenzstelle gibt es bereits: Sie ist für Kraftstoffpreise zuständig und gibt Daten heraus, mit denen Spritpreis-Apps betrieben werden. Für einige Lebensmittel sammelt das Statistische Bundesamt bereits Daten; dieses Monitoring reicht den Verbraucherschützern allerdings nicht aus: Der Umfang sei zu begrenzt, und es enthalte nur wenig aussagekräftige Durchschnittspreise.
Auffällige Preisspitzen
Nicht die Durchschnittspreise bemängeln die Verbraucherschützer, sondern die Ausreißer nach oben. Diese sollten "kritisch in den Blick genommen und hinterfragt werden", sagte der Verbraucherschützer Bernhard Burdick. Zudem sollte ein aktueller Preisüberblick "eine nennenswerte Zahl an Grundnahrungsmitteln enthalten".
Die Verbraucherzentrale hatte bei mehreren Händlern Preise etwa von Tomatensorten verglichen und war dabei auf sehr große Unterschiede gestoßen: Die Spanne lag den Angaben zufolge zwischen 1,11 Euro und 22,17 Euro pro Kilo. Es sei zwar richtig, dass Energie- und Logistikkosten vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges gestiegen seien, das erkläre aber nicht die großen Preisspannen, sagte Burdick. "Wir vermuten, dass es da an manchen Stellen Mitnahmeeffekte gibt."
Branche weist Vorwürfe zurück
Ein Sprecher des Handelsverbands Lebensmittel kritisierte, es sei spekulativ, "mit einer Stichprobe von einigen Produkten bei einigen Handelsketten den Eindruck zu erwecken, der Verbraucherpreisanstieg für Lebensmittel habe andere treibende Ursachen als die Preissteigerungen entlang der gesamten Lebensmittelwertschöpfungskette".
Der Lebensmittelhandel habe große Verantwortung für Kunden, "gerade gegenüber den Bevölkerungsgruppen, die sehr genau auf ihre monatlichen Ausgaben schauen müssen", sagte der Verbandssprecher. Man werde auch weiter die Möglichkeiten ausschöpfen, um ein gutes Preis-Leistungsverhältnis zu bieten.