Günstiges Obst gefragt Lieber Äpfel als Blaubeeren
Auch bei Obst und Gemüse zeigen sich die Folgen der hohen Inflationsraten. Teure Beeren lässt die Kundschaft im Supermarkt aktuell lieber liegen. Stattdessen greifen Käufer lieber zum Basissortiment.
In Zeiten hoher Inflationsraten - im Dezember lag die Teuerung immer noch bei hohen 8,6 Prozent - schaut die Kundschaft auch bei Obst und Gemüse stärker aufs Geld. Verbraucherinnen und Verbraucher seien derzeit insbesondere bei höherwertigen und damit teureren Produkten zurückhaltender, heißt es beim Deutschen Fruchthandelsverband.
Verband hofft auf moderate Preise
"Vorletztes Jahr waren verschiedene Beerensorten der absolute Renner", sagte Geschäftsführer Andreas Brügger der Nachrichtenagentur dpa. "Inzwischen laufen die Kunden daran vorbei. Der Trend geht zurück zum Basissortiment." Der Verband hoffe, dass die Preisentwicklung bei Obst und Gemüse trotz der insgesamt hohen Inflation in den kommenden Monaten moderat bleibe.
"Das Angebot auf dem Weltmarkt ist im Moment zum Glück relativ hoch, weil angebaut werden kann", so Brügger. "Die Natur wächst weiter, trotz Corona und trotz Problemen in der Lieferkette. Die Marktversorgung war deshalb gut."
Entspannungssignale bei den Obstpreisen
Tatsächlich waren etwa die Preise für Obst im vergangenen Jahr in Deutschland mit einer Teuerungsrate von 3,0 Prozent klar unterdurchschnittlich gestiegen. Die allgemeine Inflationsrate für 2022 hatte bei 7,9 Prozent gelegen. Besonders gering war der Preisauftrieb dem Statistischen Bundesamt zufolge bei Äpfeln mit einem Plus von 0,8 Prozent. An der Spitze lagen Gurken mit einem Preisanstieg von 26,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die Erzeugerpreise deuten derweil auf eine weitere Entspannung am Markt hin: So lagen die Erzeugerpreise für Obst im November um 3,4 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Deutliche Preisrückgänge gab es unter anderem bei Tafeläpfeln mit 17,3 Prozent.
Personalmangel ist ein großes Problem
Nur wenige Tage nach der Internationalen Grünen Woche beginnt heute auf dem Berliner Messegelände am Funkturm die Fachmesse Fruit Logistica. Rund 2600 Aussteller aus fast 100 Ländern sind laut Veranstalter zum Branchentreff für den Obst- und Gemüsehandel angemeldet und damit etwa 600 mehr als 2022. Im vergangenen Jahr kamen rund 40.000 Fachbesucher zur Fruit Logistica.
Der Branche machen dabei nach Verbandsangaben die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und insbesondere der Personalmangel zu schaffen. "Wir sind praktisch von einer Krise in die nächste gegangen", sagte Geschäftsführer Brügger. Transport- und Energiekosten seien deutlich nach oben gegangen. "Das geht runter bis zum Produzenten" und betreffe alle Teile der Lieferkette." Hinzu komme das fehlende Personal, vom Lastwagenfahrer bis zum Saisonarbeiter.
Lieferkettengesetz als Herausforderung
Eine besondere Herausforderung stellt für manche Unternehmen das seit diesem Jahr geltende Lieferkettengesetz in Deutschland dar. Dieses verpflichtet große Unternehmen dazu, dass Menschenrechte in ihren Lieferketten eingehalten werden.
Insbesondere der Einzelhandel werde sich deshalb absichern "bis zum Gehtnichtmehr", sagte Brügger. "Die Kosten dafür werden weiter gereicht nach unten bis hin zum Erzeuger. Für die Kleinbauern aus Übersee bedeutet das eine weitere finanzielle Last."