Ein vor einer Haustüre abgelegtes Paket

Mehr Abstellgenehmigungen Das Paket liegt öfter vor der Haustür

Stand: 10.07.2023 09:20 Uhr

Der Versandhandel boomt. Doch wenn Empfänger nicht zu Hause sind, kostet das Zeit und Nerven. Deshalb nimmt die Zahl der Abstellgenehmigungen zu, berichten viele Firmen. Dabei gilt es einiges zu beachten.

Paketboten legen ihre Sendungen in Deutschland immer häufiger vor der Haustür der Empfänger ab, damit diese nach ihrer Rückkehr zugreifen können. Von DPD heißt es, dass die Anzahl entsprechender digitaler Einwilligungen mit der Corona-Pandemie sprunghaft angestiegen sei: Von 2019 bis 2022 habe sich die Zahl verdoppelt.

Bei GLS waren es 2020 monatlich 220.000 erteilte Abstellgenehmigungen, inzwischen liegt der Wert bei bis zu 550.000. Eine Hermes-Sprecherin berichtet von einer sechsstelligen Anzahl von Kundinnen und Kunden, die pro Tag diese Funktion nutzen. Und man rechne hierbei mit weiterem Wachstum.

Der Marktführer DHL legt jeden Monat 40 Millionen Sendungen ab, Tendenz steigend. Michael Knaupe von DPD Deutschland sagt: "In Coronazeiten erteilten uns viele Menschen eine Abstellgenehmigung, um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten." Die Pandemie sei nun glücklicherweise überstanden, aber die Verbraucher hätten sich an das Ablage-Ok gewöhnt und gute Erfahrungen damit gemacht.

Zeitersparnis für die Zusteller

Bei dem Service willigen Empfänger vor der Zustellung ein, dass das Paket zum Beispiel vor der Tür, auf der Terrasse oder in der Garage deponiert wird. Für die Firmen ist das gut, weil das ihren Zustellern Zeit spart. "Durch die Abstellgenehmigung hat sich die Stoppzeit einer normalen Zustellung eines Pakets vom Parken bis zur Abfahrt deutlich verringert", sagt der Leiter des Bereichs Customer Experience bei DPD Deutschland.

Aus Sicht des Frankfurter Logistik-Forschers Kai-Oliver Schocke ist die steigende Anzahl von Genehmigungen Rückenwind für die Branche, die wegen des boomenden Online-Handels immer mehr Sendungen bekommt und zugleich händeringend nach Fachkräften sucht auf einem leergefegten Arbeitsmarkt. "Damit wird die Produktivität der Dienstleister wesentlich gesteigert, schließlich müssen ihre Paketboten nicht mehr darauf warten, bis endlich mal jemand die Tür aufmacht." Die Wartezeit der Paketboten sei für die Firmen mit hohen Kosten verbunden, die nun gesenkt werden können.

Auch Retouren vor der Tür abholen

Wenn ein Kunde nicht zu Hause ist, hat er die Wahl zwischen mehreren Optionen. Bei DPD kann er angeben, dass der Bote das Paket bei einem Paketshop, bei einem Nachbarn, an einem anderen Tag oder an einem Ablageort - etwa vor der Haustür - hinterlegen soll. Bei anderen Dienstleistern ist es genauso, bei DHL kommt noch die Funktion Packstation hinzu: Dann wird die Sendung zu einem Paketautomaten gebracht, wo der Kunde später rund um die Uhr Zugriff hat.

Der Bonner Konzern hat die Ablageort-Funktion kürzlich aufgewertet. DHL bietet nun an, dass Verbraucher ein Paket - etwa eine Retoure - vor ihre Tür legen und der Paketbote dieses dann mitnimmt, wenn der Verbraucher gar nicht daheim ist.

"Win-Win-Situation"

Eine neue Erfindung ist das Abstell-Ok nicht, diese Funktion gab es schon im Offline-Zeitalter: Empfänger konnten Zettelchen-Formulare an die Tür oder das Klingelschild hängen und damit ihre Einwilligung zur Ablage erteilen. Mit dem Digitalzeitalter wurde diese Funktion zu einem Massenphänomen, das von beidseitigem Nutzen ist: Die Paketdienstleister sparen Zeit und die Kunden finden ihre Sendung vor, wenn sie nach Hause kommen. "Das ist eine Win-Win-Situation", sagt DPD-Mann Knaupe. "Beide Seiten haben Vorteile."

Eine GLS-Sprecherin sagt, es ein "übergeordnetes Ziel, immer mehr Kunden von der Möglichkeit einer Umverfügung zu überzeugen". Mit dem Begriff Umverfügung ist eine Alternative zur zeitraubenden persönlichen Haustür-Übergabe gemeint, also das Verschicken an einen GLS-Paketshop oder eben besagte Abstellgenehmigung.

Sicherer und wettergeschützter Ort für Ablage

Überall ist die Ablage allerdings nicht sinnvoll. So sagt eine Hermes-Sprecherin, dass es sich um einen frei zugänglichen, sicheren und wettergeschützten Platz handeln sollte wie eine Garage oder ein Carport. Treppenhäuser beispielsweise seien nicht zu empfehlen, da hier verschiedene Personen Zugang haben.

Sollte die Sendung gestohlen oder beschädigt werden, während sie unbeaufsichtigt am Ablageort liegt, ist die Paketfirma raus aus der Haftung. Der Verbraucher trägt also ein gewisses Risiko, wenn er in den Service einwilligt. Nach Angaben verschiedener Paketfirmen kommt es aber nur in Einzelfällen vor, dass Kunden sich melden, weil das Paket nicht auffindbar sei.