Studie zur Beitragsentwicklung Sozialbeiträge vor starkem Anstieg
Müssen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in zehn Jahren fast die Hälfte ihres Einkommens für Sozialbeiträge abgeben? Laut einer aktuellen Studie wäre dies ein naheliegendes Szenario.
Arbeitnehmern und Arbeitgebern drohen in den kommenden Jahren stark steigende Sozialversicherungsbeiträge. Auch im günstigsten Szenario dürften die Beiträge ab 2028 deutlich anziehen, wie aus einer Studie des Berliner IGES Instituts hervorgeht. Bis 2035 könnten die Beiträge der verschiedenen Versicherungszweige insgesamt um 7,5 Punkte auf 48,6 Prozent steigen.
Die Berliner Forscher hatten im Auftrag der DAK-Gesundheit die Beitragsentwicklung bei der Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung berechnet, wie sie aus heutiger Sicht naheliegend erscheint. Dabei ging das IGES von mittleren Werten bei den bestimmenden Größen für die Beiträge aus - der Geburtenrate, der Lebenserwartung, der Migrationsbewegung und der Lohnentwicklung.
Im günstigeren Szenario würde der Beitragssatz bis 2035 auf 45,8 Prozent steigen. Bei einer ungünstigen Entwicklung der bestimmenden Faktoren ergab sich ein Wert von 51,2 Prozent.
DAK fordert stärkere Steuerfinanzierung
DAK-Vorstandschef Andreas Storm warnte, die Sozialabgaben könnten entgegen bisherigen politischen Ankündigungen realistisch nicht auf 40 Prozent gedeckelt werden. Allein in der gesetzlichen Krankenversicherung drohe in den nächsten zehn Jahren ein Beitragssprung von 16,3 auf 19,3 Prozent.
Um den Kostenanstieg zu dämpfen, empfahl die DAK eine stärkere Steuerfinanzierung der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Dies könne den Beitragsanstieg der Krankenversicherung bis 2035 um 0,6 Prozent und den der Pflegeversicherung um 0,3 Prozent geringer ausfallen lassen. Im Basisszenario würde der durchschnittliche Beitragssatz dann nur auf 47,7 Prozent steigen. Würde man die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen an die Entwicklung der beitragspflichtigen Einnahmen koppeln, könne der Beitragssatz insgesamt im Basisszenario sogar auf 45,9 Prozent begrenzt werden.
Alle Bereiche betroffen
In der Pflege könnte der Beitragssatz bereits 2030 einen Wert von 4,1 Prozent erreichen, so die Studie. In der Arbeitslosenversicherung sei bis 2035 mit einem Anstieg auf 3,0 Prozent zu rechnen. Für die gesetzliche Rentenversicherung haben die Forscher unter Einberechnung des geplanten Rentenpakets der Ampel einen Beitragsanstieg von derzeit 18,6 auf 22,3 Prozent ermittelt.
Das unabhängige IGES Institut wurde 1980 als "IGES Institut für Gesundheits- und Sozialforschung" von Mitarbeitern der TU Berlin gegründet.