Auto wird an einer Tankstelle betankt

Gesunkene Spritpreise Wird Tanken noch billiger?

Stand: 06.03.2023 10:33 Uhr

Für Autofahrer könnte es laut ADAC in den kommenden Monaten an der Zapfsäule noch etwas günstiger werden. Vor allem bei Diesel sei noch Luft nach unten. Doch nicht alle Experten sind so optimistisch.

Ein Jahr nach dem extremen Anstieg der Spritpreise in der ersten Märzhälfte 2022 haben sich die Benzinpreise nach Einschätzung des ADAC schrittweise normalisiert. "Wenn man sie mit Ölpreis und Eurokurs abgleicht, sind sie zwar immer noch eher hoch, aber die Entkopplung mit extremen Preisen ist vorbei", sagte Jürgen Albrecht, Kraftstoffmarktexperten des Automobilclubs.

Diesel mit Benzin gleichauf

Wie die jüngste ADAC-Auswertung der Kraftstoffpreise zeigt, lagen die Preise im Februar im Durchschnitt bei beiden Kraftstoffsorten mit 1,754 Euro je Liter gleichauf. Super E10 ist im Vergleich zum Januar um 0,9 Cent teurer geworden, Diesel jedoch um 7,9 Cent günstiger.

In der vergangenen Woche kostete ein Liter Super E10 im bundesweiten Mittel 1,757 Euro, ein Liter Diesel 1,727 Euro. E10 notiert damit 45 Cent, Diesel sogar 56 Cent unter dem jeweiligen Allzeithoch vom vergangenen Jahr. Am 10. März 2022 war Diesel mit 2,321 Euro pro Liter im bundesweiten Tagesdurchschnitt so teuer gewesen wie noch nie. Der E10-Rekord wurde am 14. März mit 2,203 Euro erreicht.

Bei Diesel 20 Cent weniger Steuern

In den kommenden Monaten könnte Tanken nun noch etwas billiger werden. Dies gelte, "wenn die Wettbewerbskräfte wirken und nichts Außergewöhnliches passiert", so Albrecht gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Deutlich Luft nach unten sieht Albrecht bei Diesel: Seit Mitte Februar sei der Kraftstoff zwar wieder günstiger als Benzin, doch das müsse er angesichts der niedrigeren Steuer auch sein, betont der ADAC-Experte.

So fallen auf einen Liter Diesel rund 20 Cent weniger Steuern an. Noch sei der Unterschied zwischen Diesel und Benzin aber zu klein. Auch die saisonalen Effekte nach der Heizperiode sprächen eher für sinkende Dieselpreise.

Reisezeit als Preistreiber

Tatsächlich dürfte der saisonale Rückenwind auf die Heizöl- und damit auch die Dieselpreise mit dem Auslaufen der Heizperiode deutlich nachlassen. Diesel und Heizöl sind nämlich prinzipiell das gleiche Produkt, werden lediglich als Heizöl und Diesel unterschiedlich deklariert.

Fakt ist aber auch, dass ein anderer saisonaler Effekt in den kommenden Monaten eher für steigende Spritpreise spricht. Schließlich geht der Zeitraum vor Ostern und bis Pfingsten üblicherweise mit einem stark erhöhten Verkehrsaufkommen einher, was sich wiederum in steigenden Ölpreisen widerspiegelt.

Mit steigender Nachfrage wird es teurer

Vor dem Hintergrund dieses saisonalen Effektes dürften sich Preissteigerungen bei Diesel und Benzin nicht vermeiden lassen, wie Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest glaubt. "Es wäre verwunderlich, wenn die vorösterliche positive Saisonalität komplett entfallen würde."

Im statistischen Mittel beträgt der Preisanstieg 20 Tage vor Ostern bis Pfingsten seit 1987 rund zehn Prozent. Vor dem Hintergrund dieses Effekts dürften die Ölmärkte und damit auch die Verbraucher an den Tankstellen keine großen Chance auf fallende Preise haben.

Ölpreise vor Seitwärtsbewegung

Hinzu kommt: "Waren die OPEC-Staaten früher mit einem Preis von 60 Dollar pro Barrel zufrieden, so versuchen sie offenbar jetzt, den Preis bei 80 Dollar zu stabilisieren, um ihren eigenen Staatshaushalt abdecken zu können", so Rethfeld.

Letztendlich dürfe eine Spanne zwischen 75 und 85 Dollar - so wie sie jetzt schon besteht - einen Gleichgewichtszustand darstellen, mit dem die meisten Staaten, Produzenten wie Verbraucherländer, leben können.

Mit Informationen von Angela Göpfert, tagesschau.de.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 06. März 2023 um 06:36 Uhr.