Mehr Freizeit, gleiches Gehalt Arbeitnehmer befürworten Vier-Tage-Woche
Die Vier-Tage-Woche erfreut sich bei deutschen Arbeitnehmern großer Beliebtheit, wie eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Dabei wünscht die Mehrheit eine Arbeitszeitverkürzung aber nur bei gleichem Lohn.
Die Vier-Tage-Woche findet nach einer aktuellen Umfrage auch in Deutschland breite Zustimmung unter den Arbeitnehmern - allerdings unter der Voraussetzung, dass Lohn und Gehalt nicht gekürzt werden. Das geht aus einer heute veröffentlichten repräsentativen Umfrage der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor. Das Interesse an einer Reduzierung der Arbeitszeit mit Lohneinbußen ist eher gering.
Könnte zivilgesellschaftliches Engagement stärken
Für die Umfrage waren mehr als 2500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten befragt worden. Knapp 73 Prozent der Befragten gaben dabei an, eine Arbeitszeitverkürzung nur bei gleichem Lohn zu wollen. Lediglich acht Prozent der Erwerbstätigen würden ihre Arbeitszeit reduzieren, auch wenn dadurch das Entgelt geringer ausfallen würde. 17 Prozent der Befragten lehnten eine Vier-Tage-Woche ab, während zwei Prozent angaben, bereits nur noch vier Tage pro Woche zu arbeiten.
Die meisten Befürworter der Vier-Tage-Woche nannten als Hauptgründe für ihren Wunsch nach einer verkürzten Arbeitszeit das Bedürfnis nach mehr Zeit für die Familie, für sich selbst, Hobbys und Ehrenamt. Eine Vier-Tage-Woche könnte also auch dabei helfen, zivilgesellschaftliches Engagement zu stärken, erklärten die Forscher. Drei von vier gaben an, die eigene Arbeitsbelastung reduzieren zu wollen.
"Mehrwert bei Gewinnung von Fachkräften"
Wer eine Vier-Tage-Woche grundsätzlich ablehnt, hat laut Umfrage sehr oft das Gefühl, dass sich an den Arbeitsabläufen nichts ändern würde oder die Arbeit in kürzerer Zeit nicht zu schaffen wäre. Etwa 86 Prozent derjenigen, die dagegen sind, wollen ihre Arbeitszeit nicht verkürzen, weil sie Spaß an der Arbeit haben. Viele gaben an, dass sie die Arbeit nach eigener Einschätzung nicht einfach einen Tag ruhen lassen können. Andere lehnen eine Vier-Tage-Woche ab, weil sie häufig für Kollegen einspringen müssten, und rund ein Drittel hat danach das Gefühl, bei verkürzten Arbeitszeiten beruflich nicht voranzukommen.
Dass sich die große Mehrheit der Vollzeitbeschäftigten eine Vier-Tage-Woche bei gleichbleibendem Lohn wünscht, ist nach Einschätzung des WSI keine grundsätzliche Hürde für eine Arbeitszeitverkürzung. Bisherige Forschung signalisiere, dass Beschäftigte bei einer Vier-Tage-Woche produktiver arbeiteten, wodurch ein Lohnausgleich kompensiert werden könne: "Eine Verbesserung der subjektiven Zeitautonomie stellt dabei zugleich als wichtiger Aspekt von Arbeitgeberattraktivität einen Mehrwert bei der Gewinnung von Fachkräften dar."