Weihnachtsbäume Die Ansprüche der Kunden steigen
Einen Weihnachtsbaum kaufen die meisten schon zwei Wochen vor Heiligabend. Je früher der Baum gekauft wird, desto mehr Gedanken machen sich die Kunden, welcher der richtige ist. Die Auswahl ist riesig.
Gut Lindenfels liegt idyllisch mitten im Grünen. Zwischen den Tannenzweigen schaut sich ein Vater mit seinem Sohn um. Ein paar Meter weiter nimmt ein älteres Paar eine Blaufichte unter die Lupe: "Der ist doch schön" - "Nee, obenrum ein bisschen zu kahl". Der dritte Advent steht vor der Tür, und somit soll so allmählich auch der Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer.
Viele Menschen kaufen ihren Weihnachtsbaum schon deutlich vor dem Fest.
Direkt von der Plantage ist teurer
Bei dem saarländischen Forstbetrieb herrscht in diesen Tagen großer Andrang - und das, obwohl die Preise durch die gestiegenen Betriebskosten angezogen haben. Zwei Euro mehr im Vergleich zum Vorjahr müssen die Kunden für die Weihnachtsbäume jetzt bezahlen. Eine Nordmanntanne - der beliebteste Baum - kostet bei Gut Lindenfels 45 Euro, eine klassische Blaufichte 35 Euro. Das ist doppelt so viel wie man im Schnitt in Deutschland für einen Weihnachtsbaum bezahlen muss, zum Beispiel beim Discounter.
Doch die Kunden kommen ganz bewusst zum Gut Lindenfels : "Der Baum muss schön sein, also spitz, gerade, und eine normale Wachskerze haben", so Kunde Wolfgang Zwinkmann, "da gucken wir jetzt nicht auf zehn oder 20 Euro." Zwinkmann und seine Frau kaufen schon lange ihre Weihnachtsbäume bei dem Forstbetrieb - unter anderem auch, weil die Bäume hier in eigenen Kulturen und ohne Pflanzenschutzmittel angebaut werden.
Anspruch an Weihnachtsbäume wächst
Gut Lindenfels liegt oberhalb von Blieskastel - mitten im Wald und auch mitten in den Weihnachtsbäumen. 15.000 Quadratmeter insgesamt baut der Forstbetrieb an, und das seit mehr als 80 Jahren. Bis zu den 1970er-Jahren wurden vor allem Fichten gepflanzt. Dann wurden verschiedene Arten Trend: die Nordmanntanne, die Blaufichte - Bäume, die länger halten. Der Anspruch der Kunden wurde immer größer.
Gleichzeitig entstand auch der Öko-Trend. Seit 2005 baut der Forstbetrieb auch auf ökologische Art an. Gras und Unkraut werden manuell - also mit Motorsense oder Handgeräten - entfernt. Das braucht Personal. Deshalb ist auch der Preis der Tannenbäume auf Gut Lindenfels entsprechend höher. "Wenn ein Großanbauer Baumärkte und Straßenhändler beliefert und seine Bäume für 20, Maximum 25 Euro anbietet, muss er seine Bäume kostengünstig produzieren. Und das geht nur mit dem Einsatz von Chemie", so der Geschäftsführer von Gut Lindenfels, Sebastian Dawo.
Geht es auch ohne Chemie?
Ein Straßenhändler an einem Saarbrücker Einkaufszentrum: Hier stehen auf dem Parkplatz ein paar Dutzend Weihnachtsbäume hinter Gittern. Eine Dame aus Frankreich, die zum Einkaufen regelmäßig über die Grenze nach Saarbrücken fährt, hat gerade ihr Glück gefunden: "Die Weihnachtsbäume sind hier viel billiger als in Frankreich", sagt sie erfreut. Die Bäume seien sogar billiger als im Vorjahr, behauptet der Verkäufer. Sein Forstbetrieb habe dieses Jahr mit dem Supermarkt gut verhandelt.
Ob die Weihnachtsbäume nachhaltig sind? Klar, betont der Verkäufer, Pestizide bräuchten die Bäume sowieso nicht. Das sieht Sabine Krömer-Butz vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft anders. "Ganz ohne Pestizide kommen die Bäume nicht aus. Wenn da mal ein Borkenkäferbefall ist, dann geht es ratz fatz, die ganze Kultur kann kaputt gehen."
Auf Gut Lindenfels im Saarland werden die Bäume nicht mit Pestiziden behandelt.
Regionalität geht vor, Tradition bei Familien stabil
Auf Gut Lindenfels beobachtet der Geschäftsführer noch einen weiteren Trend: Die Menschen wollen wissen, wo ihr Baum herkommt. "Den Kunden ist mittlerweile Regionalität sogar noch wichtiger als Nachhaltigkeit", so Dawo. "Man sieht die Kulturen beim Vorbeifahren und weiß, hier werden die Tannen frisch gefällt." Nicht nur bei Gut Lindenfels, auch deutschlandweit ist Regionalität ein Trend: Laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft werden 30 Prozent der Bäume direkt bei landwirtschaftlichen Betrieben gekauft.
Vor allem Familien kaufen noch Weihnachtsbäume: Private Haushalte mit mehr als drei Personen stellen zu 80 Prozent einen Weihnachtsbaum auf. Die junge Generation denkt inzwischen auch an Alternativen. "Nachgemachte Holzbäumchen zum Beispiel, es gibt verschiedene Möglichkeiten", sagt Expertin Krömer-Butz. Gar keine klimafreundliche Alternative seien Plastikweihnachtsbäume: ihre Ökobilanz soll erst nach 17 Jahren der eines Naturbaumes entsprechen.