Test auf Schadstoffe Giftstoffe in Weihnachtsbäumen entdeckt
Deutschlandweit hat der BUND Weihnachtsbäume aus Baumärkten, dem Straßenverkauf und direkt vom Erzeuger auf Pestizid-Rückstände untersuchen lassen. Das Ergebnis: Zwei Drittel der Bäume waren belastet.
Es sind alarmierende Ergebnisse: Bei Laborproben von Nordmann-Tannen konnten 15 verschiedene Pestizid-Wirkstoffe nachgewiesen werden. Darunter sind sogar zwei Wirkstoffe, die in der Europäischen Union nicht einmal zugelassen sind. Zwei weitere Wirkstoffe sind in der EU nicht für den Weihnachtsbaum-Anbau zugelassen. Solche Bäume dürften eigentlich nicht verkauft werden, sagt Corinna Hölzel vom BUND. Die Umweltorganisation hat ein Labor mit der Untersuchung beauftragt. Dieser illegalen Praxis müssten die Behörden jetzt nachgehen.
Pestizid-Einsatz in Plantagen
Für den Test wurden deutschlandweit insgesamt 19 Bäume gekauft. In 14 Bäumen entdeckte das Labor Pestizidrückstände. Besonders belastet sind die Bäume von Plantagen. Von dort kommen die meisten der rund 30 Millionen Weihnachtsbäume, die jedes Jahr in Deutschland verkauft werden - etwa aus dem Sauerland oder aus Schleswig-Holstein. Auch aus Dänemark werden Bäume importiert. Gerade beim Anbau in großen Plantagen werden häufig Pestizide eingesetzt.
"Die Menschen glauben ja, dass sie sich mit dem Weihnachtsbaum ein Stück unbelastete Natur ins Wohnzimmer holen. Aber auf Weihnachtsbaum-Plantagen wird gedüngt und gespritzt - Insektizide, Herbizide, Fungizide. Da ist alles dabei", sagt Hölzel.
Die Artenvielfalt leidet
Gerade die illegal eingesetzten Stoffe seien sowohl für die Umwelt als auch für den Menschen bedenklich. Auch das höchst umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat, das im Verdacht steht Krebs zu erregen und dessen Zulassung erst vor wenigen Wochen von der EU verlängert wurde, konnte in fünf Weihnachtsbäumen in diesem Jahr nachgewiesen werden.
Chemisch-synthetische Pestizide sind ein großes Problem für die Artenvielfalt. Sie gelangen in Böden, Luft und Gewässer, töten und schädigen Nützlinge. Sechs der gefundenen Stoffe sind hochgiftig für Bienen, Vögel und Wasserorganismen.
Keine unmittelbare Gefahr
"Wir sind im Alltag einem Mix aus Chemikalien ausgesetzt: Weichmacher, Schwermetalle, Fluorverbindungen. Die Pestizide kommen jetzt noch obendrauf, und dieser Gesamtmix an Chemikalien kann auch wegen Wechselwirkungen, die die unterschiedlichen Stoffe miteinander eingehen können, gesundheitsgefährlich werden", warnt Corinna Hölzel.
Der diesjährige BUND-Test zeige, dass es im Vergleich zu vergangenen, ähnlichen Tests keine Veränderung beim Einsatz von Pestiziden im Weihnachtsbaum-Anbau gibt. Eine unmittelbare Gefahr für den Menschen bestehe aufgrund der nachgewiesenen Stoffe allerdings nicht. Dennoch empfiehlt Hölzel regelmäßig zu lüften.
BUND empfiehlt auf Bio-Siegel zu achten
Je nachdem, woher der Baum stammt, können Verbraucher auf entsprechende Siegel, Herkunfts- und Anbau-Nachweise achten. Der BUND empfiehlt wie bei Obst und Gemüse auch bei Weihnachtsbäumen die Siegel von Bioland, Naturland oder Demeter. Bei Bäumen, die aus einem Forstbetrieb stammen, garantiert das FSC-Siegel einen pestizidfreien und nachhaltigen Anbau.
"Prinzipiell gibt es noch eine Reihe andere Siegel, die kursieren", sagt Corinna Hölzel vom BUND. Allerdings dienten die dazu, Verbraucherinnen und Verbraucher anzulocken und zum Kauf zu bewegen, ohne dass klare ökologische Kriterien dahinterstünden. Das "Fair Trees"-Siegel etwa bestätigt, dass die Zapfenpflücker in Georgien, wo die Samen der Nordmann-Tanne herkommen, gut bezahlt werden. Es sagt allerdings nichts über den Einsatz von Pestiziden auf Weihnachtsbaum-Plantagen aus.