Teilnehmer des Warnstreiks in Pirmasens

Tarifstreit im öffentlichen Dienst Tausende streiken in Kliniken und Heimen

Stand: 06.03.2025 16:43 Uhr

Nur noch Notdienste und dringende Behandlungen: In vielen Kliniken und Heimen ist es heute zu Einschränkungen gekommen. Rund 20.000 Beschäftigte legten laut Gewerkschaft ver.di die Arbeit nieder. Sie fordern mehr Lohn.

In vielen Kliniken, Rettungsstellen und Pflegeheimen haben bundesweit Tausende Beschäftigte ihre Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft ver.di hatte zuvor im laufenden Tarifstreit im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen zu einem Warnstreik aufgerufen, an vielen Orten gab es Kundgebungen. Rund 20.000 Menschen in mehr als 200 Gesundheitseinrichtungen hätten sich an den Ausständen beteiligt, sagte Richard Rother von ver.di.

Allein in Nordrhein-Westfalen seien dem ver.di-Aufruf rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus mehr als 50 Einrichtungen gefolgt, berichtete eine Landessprecherin. In Hessen seien insgesamt 18 Krankenhäuser betroffen, rund 1.500 Beschäftigte hätten sich an Arbeitsniederlegungen und Kundgebungen beteiligt, sagte ein ver.di-Sprecher. Auch in Berlin gab es der Gewerkschaft zufolge bei der zentralen Kundgebung an der Charité und den Vivantes-Kliniken eine hohe Beteiligung.

Die Gewerkschaft hatte vor dem Warnstreik angekündigt, dass sich durch die Aktionen vielerorts planbare Operationen verschieben würden. Für dringliche Behandlungen existierten Notdienstvereinbarungen. "Zeitkritische Tumor-Operationen, Transplantationen, Operationen von Kindern, die Versorgung von Patientinnen und Patienten nach Schlaganfall, Herzinfarkt, anderen Notfällen sowie alle lebenserhaltenden Maßnahmen werden wir selbstverständlich durchführen", teilte etwa ein Sprecher der Charité vorab mit.

Forderungen nach mehr Geld und weniger Stunden

Hintergrund der Ausstände ist der aktuelle Tarifkonflikt für Beschäftigte bei Bund und Kommunen, in dem es bislang zwei ergebnislose Entgeltrunden gab. Die dritte Runde der Tarifverhandlungen soll von Freitag bis Sonntag kommender Woche in Potsdam stattfinden. Ver.di fordert acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro mehr pro Monat sowie höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten. Außerdem verlangt die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage.

Speziell im Gesundheitsbereich will ver.di unter anderem bezahlte Pausen in Wechselschicht sowie eine bessere Eingruppierung von Hebammen durchsetzen. Im kommunalen Rettungsdienst soll die wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 auf 42 Stunden reduziert werden.

Bisher kein Angebot der Arbeitgeber

Ver.di wirft den Arbeitgebern vor, noch kein Angebot vorgelegt zu haben und so den Forderungen der Beschäftigten nicht gerecht zu werden. Diese begründen ihr Zögern damit, dass die Verhandlungen noch nicht so weit gediehen gewesen seien. Bei mehr als 20 Einzelforderungen müsse geprüft werden, was dies koste.

Die Forderungen der Gewerkschaft würden für die Kommunen Mehrkosten von rund elf Prozent bedeuten oder jährlich fast 15 Milliarden Euro, so Niklas Benrath, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). Das sei mitten in den Verhandlungen nicht nachvollziehbar.

Besonders kritisch sehe man die geforderten zusätzlichen freien Tage. Sie würden zu Einschränkungen in den kommunalen Dienstleistungen führen, sagte der Verbandsvertreter.