Spekulation gegen den Schekel Schwache Währung belastet Israels Wirtschaft
Die israelische Währung, der Schekel, ist auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2016 gefallen. Es wird von massiven Spekulationen gesprochen. Die schwache Währung setzt Israels Notenbank unter Druck.
Der Nahost-Konflikt hinterlässt auch an den Finanzmärkten deutliche Spuren. Seit den Terrorangriffen der Hamas auf Israel hat der Schekel fast fünf Prozent an Wert verloren und ist gegenüber dem US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Anfang 2016 gefallen. Schon in den vergangenen Wochen war die israelische Währung unter Druck geraten. Auslöser waren die umstrittene Rechtsreform in Israel und die breiten Proteste dagegen.
Inzwischen ist jedoch von massiven Spekulationen gegen den Schekel die Rede. Die Wetten gegen die Währung, sogenannte Short-Positionen, hätten stark zugenommen, heißt es. Gleichzeitig stiegen die Preise der Kreditausfallversicherungen stark an. Mit diesem Finanzinstrument sichern sich Finanzprofis gegen mögliche Ausfälle von Anleihen ab.
Die jüngst gestiegenen Preise spiegeln das höhere Risiko, können aber auch als Wetten gegen eine Anleihe verstanden werden. Sie waren unter anderem während der Euro-Staatsschuldenkrise zum Thema geworden, als an den Finanzmärkten auf eine Pleite Griechenlands spekuliert worden war.
Druck auf Israels Notenbank
Die schwache heimische Währung setzt Israels Notenbank, die Bank of Israel (BoI) unter Druck, nachdem diese - vergeblich - gegen die Kursverluste interveniert und selbst Schekel im Wert von 30 Milliarden US-Dollar aufgekauft hatte. Am Montag steht eine Leitzinsentscheidung an. Inzwischen geht man davon aus, dass die BoI den Leitzins bei unverändert 4,75 Prozent belässt, anstatt ihn zu senken.
Mit den niedrigeren Zinsen hätte die BoI die Wirtschaft Israels stützen wollen, indem sie die Kreditaufnahme für Unternehmen erleichtert. Ansonsten ist das Land eher auf eine starke Heimatwährung angewiesen. Wasser und Rohstoffe sind knapp. Abgesehen von einigen Mineralvorkommen im Toten Meer und 2011 erschlossenen Erdgasfeldern vor der Küste ist Israel von Importen abhängig, die zumeist in US-Dollar bezahlt werden müssen.
Außenhandel als Wirtschaftsmotor
Trotz seiner knapp zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohner hängt Israels Wirtschaft fast ausschließlich vom Außenhandel ab. "Der beschränkte Binnenmarkt und der fast gänzlich fehlende Zugang zu den Märkten in der Region haben von Anbeginn eine Exportorientierung nach Übersee notwendig gemacht", heißt es bei der Deutsch-Israelischen Industrie- und Handelkammer. "Dies galt zunächst vor allem für landwirtschaftliche Güter, später auch für Produkte der Rüstungs-, Textil- und Kunststoffindustrie und seit knapp 20 Jahren verstärkt für die Hightech-Produktion."
Deutschland ist mit Exporten im Wert von sieben Milliarden Euro (2022) Israels drittwichtigster Handelspartner. "Mit einem Anteil von nur 2,4 Prozent am Warenexport war Deutschland trotz der Größe der deutschen Wirtschaft für Israel kein bedeutender Markt", schreibt die deutsche Außenwirtschaftsagentur Germany Trade & Invest (GTAI)B in ihrem Jahresbericht über Israel.
Marktturbulenzen in der Region
Die Geschehnisse der vergangenen Woche haben an den Märkten in Nahost für heftige Turbulenzen gesorgt. Aus Furcht vor einer Ausweitung des Konflikts zogen Investoren massiv Geld ab, was sich unter anderem in starken Kursverlusten für Anleihen aus Ägypten oder Jordanien zeigte. Die Renditen stiegen in den jeweiligen Ländern sprunghaft an.
An den Finanzmärkten geht man davon aus, dass die Turbulenzen und der Druck auf den Schekel erst einmal anhalten werden. Der aktuelle Kurs von über vier Schekel je US-Dollar gilt als ungewöhnlich teuer und sollte wieder zurückkommen, wenn sich die Lage in dem Konflikt wieder beruhigt, wie es in mehreren Analysen übereinstimmend heißt. Eine Ausweitung hätte dagegen bislang schwer einzuschätzende Folgen für die Region und - über stark steigende Ölpreise - für den Rest der Welt.