Lieferengpässe im Heizungsbau Warten auf den Kessel
Schnell noch die Gas- oder Ölheizung erneuern, bevor das Gebäudeenergiegesetz in Kraft tritt? Viele deutsche Haushalte haben das vor. Die Folge: extrem lange Wartezeiten bei Heizkesseln.
Heizungsinstallateure haben derzeit alle Hände voll zu tun. 2023 ist das Jahr der neuen Heizungsanlagen. Die Deutschen lassen viele Wärmepumpen einbauen, aber auch Gas- und Ölheizungen stehen hoch im Kurs. So hoch, dass es zu monatelangen Wartezeiten kommt.
"Wir müssen den Kunden im Moment hinhalten und aufs neue Jahr vertrösten, weil man bis Mai, Juni keine Kessel im Öl- und Gasbereich bekommt", sagt Roman Salm von der Landesinnung Sanitär, Heizung und Klempnertechnik im Saarland. Die Lieferengpässe seien enorm.
Hohe Absatzzahlen
Tatsächlich sind nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) im ersten Halbjahr 2023 mehr als doppelt so viele Ölheizungen verkauft worden wie im Vorjahr - insgesamt 48.500 Stück. Dabei sei aber zu berücksichtigen, dass 2022 aufgrund der Versorgungsunsicherheiten und der Angst vor steigenden Energiekosten verhältnismäßig wenige Anlagen verkauft wurden.
Den größten Anteil der verkauften Systeme machen Gasheizungen aus - insgesamt 385.000 -, rund ein Drittel mehr als 2022. Roman Salm von der saarländischen Landesinnung führt die hohen Zahlen unter anderem auf die mühsame Debatte um das kommende Gebäudeenergiegesetz zurück. Dazu liefen derzeit noch die Förderprogramme zum Austausch älterer Anlagen.
"Die Leute wollen ein Faktum schaffen, wenn sie jetzt einen neuen Öl- oder Gaskessel einbauen lassen, dass sie dann die nächsten 25 Jahre ihre Ruhe haben", sagt Salm. Dazu könne man beobachten, dass Kunden auch Kessel erneuern lassen wollen, die noch ein paar Jahre laufen würden. "Wir versuchen natürlich den Kunden dahingehend zu beraten, dass er den Kessel möglichst erst rausschmeißt, wenn es auch Sinn macht."
Auch viele neue Wärmepumpen verkauft
Aber auch Wärmepumpen sind sehr begehrt bei den Kunden. Im ersten Halbjahr wurden knapp 200.000 Anlagen verkauft - ebenfalls mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Insgesamt rechnet der BDH damit, dass dieses Jahr deutlich über eine Million Geräte insgesamt abgesetzt werden.
Diese Marktsituation sei jedoch nur eine Momentaufnahme. Einer internen Umfrage des BDH zufolge gehen 85 Prozent der Mitglieder davon aus, dass der Markt im ersten Quartal 2024 deutlich zurückgehen wird. Das könne man auch daran festmachen, dass die Förderanträge zurückgingen.
Weiter lange Wartezeiten erwartet
Roman Salm von der Landesinnung Sanitär, Heizung und Klempnertechnik geht derweil davon aus, dass zumindest die Wartezeiten für Öl- oder Gasheizkessel in naher Zukunft nicht kürzer werden. Zuerst müssten jetzt die vielen Bestellungen und Aufträge abgearbeitet werden.
Und zwar auch über den 1. Januar 2024 hinaus. Dann tritt das Gebäudeenergiegesetz in Kraft. Es sieht vor, dass in den meisten Neubauten Heizungen mit 65 Prozent Erneuerbaren Energien eingebaut werden. Für alle anderen Gebäude gibt es Übergangsfristen.
Verbraucherschützer raten vom Einbau einer neuen Gas- oder Ölheizung ab. Denn schon ab dem kommenden Jahr sollen die CO2-Preise weiter steigen, womit sich das Heizen mit fossiler Energie zusätzlich verteuert.