Viele wollen verzichten Weihnachten auf Sparflamme
Der Lichterschmuck wird gedimmt, die Gans oft gleich ganz gestrichen - und auch der Einzelhandel sieht eher düsteren Zeiten entgegen. Fällt Weihnachten in diesem Jahr aus?
Nicht mehr lange, und Weihnachten steht vor der Tür. Doch die Festtage treffen in diesem Jahr nicht jeden Geschmack. Die Preise für Gänsefleisch etwa sind so hoch wie nie. Metzger Dirk Ludwig aus Schlüchtern sieht die Schmerzgrenze bei seinen Kunden und Kundinnen erreicht. Die Weihnachtsgans wird so für viele eher zum Luxusgut.
Normalerweise verarbeitet und verkauft er 100 Gänse in der Weihnachtssaison. Doch in diesem Jahr hat es den beliebten Weihnachtsbraten hart getroffen. Die Löhne in der Landwirtschaft steigen, die Futtermittelkosten explodieren, und zusätzlich grassiert die Geflügelpest: "Alles Treiber, die die Gans bald unbezahlbar machen", sagt Ludwig. "Es ist unheimlich schwer zu disponieren, weil ich nicht weiß, welche Preise meine Kunden bereit sind zu bezahlen."
Mindestens 20 Prozent beträgt die Preissteigerung bei der deutschen Gans; der Preis der Gänse aus Osteuropa, vor allem Polen und Ungarn, hat sich sogar verdoppelt.
Keine Weihnachtsgans in diesem Jahr: Vielen ist der Festtagsschmaus zu teuer geworden.
Die Gans fliegt von der Speisekarte
Ein weiterer Kostentreiber, der vor allem die Restaurants betrifft, sind die gestiegenen Energiekosten. Eine Gans braucht mindestens drei Stunden im Ofen. Viele Gastronomen bieten deshalb die komplette Gans in diesem Jahr gar nicht erst an. Predrag Prodanovic aus dem Restaurant Rot Weiß XXL in Mörfelden Walldorf unweit des Frankfurter Flughafens gehört dazu. Seine Gäste seien nicht bereit, den hohen Preis zu zahlen.
1000 Keulen hat Prodanovic schätzungsweise pro Jahr in der Weihnachtszeit verkauft, mit Rotkraut und Klößen gab es das Gericht in der Vergangenheit für 19,90 Euro. Jetzt müsste er 39,90 Euro verlangen, so dass er glaubt, dass viele Gäste auf andere Gerichte umschwenken und er auf seinen Gänsen sitzen bleibt. Also hat er sie kurzerhand von der Karte gestrichen.
Die Konsumfreude lässt (noch) zu wünschen übrig
Nicht nur an den Gänsen, auch an den Weihnachtsgeschenken könnte gespart werden. Zumindest lässt dies das Konsumbarometer des Handelsverband Deutschland vermuten. Im Oktober hatte die Stimmung ihren absoluten Tiefpunkt erreicht. Doch auch wenn es im November zaghaft bergauf geht, schauen 70 Prozent der Händlerinnen und Händler mit großer Sorge auf das Weihnachtsgeschäft.
Dabei zeigen sich die Konsumenten laut HDE-Geschäftsführer Stefan Genth für Weihnachten durchaus ausgabefreudig. Zurückzuführen sei das vor allem auch auf das von der Bundesregierung angekündigte Entlastungspaket in Bezug auf die stark gestiegenen Energiepreise. "Zuversichtlich stimmt uns, dass die Menschen so sehen, dass sie nicht alleine gelassen, sondern wirtschaftlich entlastet werden", sagt Genth.
Bei der Frage nach dem Weihnachtsbudget gab immerhin die Hälfte der mehr als 2000 Befragten an, dieses Jahr mehr als 150 Euro für Geschenke ausgeben zu wollen. Jeder fünfte plant sogar, 300 Euro und mehr zu investieren.
Der Weihnachtsbaum steht nicht zur Debatte
Inflation hin oder her, eines steht nicht zur Debatte: Auf den Christbaum möchte kaum jemand verzichten. Und hier gibt es sogar eine gute Nachricht, denn die Tannenpreise steigen laut Bundesverband nur moderat. Das bestätigt auch Weihnachtsbaum-Züchter Bruno Harnischfeger aus Bad Soden-Salmünster: "Wir haben uns mit dem Verband vorgenommen, dass wir die Preise ziemlich halten können, wir werden minimal teurer, aber garantiert unter der Inflationsrate." Heißt konkret, durchschnittlich fünf Prozent könnte der Baum in diesem Jahr teurer werden.
Verzicht auf allzu üppige Weihnachtsbeleuchtung
Weihnachtsbäume werden die Stuben also schmücken - doch werden sie diese auch erleuchten? Die Deutsche Umwelthilfe möchte die vorweihnachtliche Beleuchtung ausknipsen. Der Mensch solle endlich "innehalten" angesichts des "Kriegs in der Ukraine, der Energieknappheit, aber auch aus Gründen des Klimaschutzes", sagt Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Nahezu alle Städte in Deutschland wollen die Weihnachtsmärkte stattfinden lassen, teilweise aber mit kürzeren Beleuchtungszeiten Strom sparen. Auch die energieintensive Eisbahn wird mancherorts nicht aufgebaut. Ein Argument gegen den kompletten Verzicht ist, dass viele bereits in den vergangenen Jahren auf stromsparende LED-Lampen umgestiegen seien. Und noch ein Argument gegen den kompletten Verzicht: Nach zwei Jahren Corona-Pause wünschen sich viele Bürgerinnen und Bürger ein gemütliches Weihnachtsmarkterlebnis mit Lichterglanz.