Jugendarbeitslosigkeit So viele junge Chinesen ohne Job wie nie
Die chinesische Wirtschaft schwächelt. Die Folgen der Null-Covid-Strategie und die Immobilienkrise belasten die Konjunktur. Die Jugendarbeitslosigkeit erreicht einen Rekordstand.
Die Jugendarbeitslosigkeit in China ist auf fast 20 Prozent gestiegen. Noch nie waren so viele junge Menschen in der Volksrepublik ohne Job. Allein 10,7 Millionen Hochschulabsolventen strömen in diesem Jahr auf den chinesischen Arbeitsmarkt. Die kriselnde Volkswirtschaft kann den jungen Menschen nicht mehr genügend qualifizierte Jobs bereitstellen.
Denn Chinas Wirtschaft kämpft momentan mit vielen Problemen: Die radikalen Corona-Maßnahmen haben die chinesische Wirtschaft seit Beginn des Jahres nachhaltig gebremst. Flächendeckende Lockdowns in mehreren Städten wie zum Beispiel im April und Mai in der Hafen- und Finanzstadt Shanghai haben zu Stillständen geführt, von denen sich die chinesische Wirtschaft nur langsam erholt.
Wachstumsziel wird wohl nicht erreicht
Zudem schwächelt der Immobiliensektor, die Verbraucher werden bei ihren Ausgaben vorsichtiger. Die Einzelhandelsumsätze wuchsen im Juli mit einem Plus von 2,7 Prozent deutlich langsamer als vor der Pandemie. Laut Wirtschaftsexperten ist der Konsum mit einem Anteil von 60 Prozent am Bruttoinlandsprodukt der größte Treiber der chinesischen Wirtschaft. Doch die Inlandsnachfrage bleibt schwach. Denn auch beliebte Touristenorte werden durch die strenge Null-Covid-Strategie immer wieder in Lockdowns geschickt.
Auch die chinesische Industrieproduktion legte zuletzt mit 3,8 Prozent etwas langsamer zu. Darum wird mittlerweile auch damit gerechnet, dass das von der Regierung ausgegebene Wachstumsziel von 5,5 Prozent für dieses Jahr nicht gehalten werden kann.
Zentralbank senkt überraschend die Zinsen
Chinas Zentralbank stemmt sich mit einer überraschenden Senkung wichtiger Zinssätze gegen die schwache Konjunktur. Sie kappte heute unter anderem den Referenzzins für einjährige Darlehen an einige Finanzinstitute auf 2,75 von zuvor 2,85 Prozent. Damit sollen die Kreditkosten für Firmen gedrückt werden, was die Konjunktur ankurbeln soll. Auch den Schlüsselsatz für sogenannte Reverse-Repo-Geschäfte senkte die Notenbank auf 2,0 von zuvor 2,10 Prozent. Dieser dient dazu, die Liquidität im Bankensystem zu kontrollieren.
Damit senkte die Zentralbank die Zinssätze in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal. Dennoch bleiben Experten skeptisch. Die beiden Zinssenkungen hätten wahrscheinlich keine messbaren wirtschaftlichen Auswirkungen zur Folge, hieß es vom Analysehaus Jefferies. Die Maßnahmen seien lediglich eine Reaktion auf die niedrigen Konsumausgaben, die sich in sehr hohen Spareinlagen widerspiegelten. Chinesische Banken häuften aktuell Einlagen in alarmierendem Tempo an. Den Fachleuten zufolge "übersparen" derzeit sowohl Unternehmen als auch private Haushalte.