Konjunkturdaten Chinas Wirtschaft schwächelt weiter
Die wirtschaftliche Erholung Chinas verliert weiter an Schwung. Die Jugendarbeitslosigkeit erreichte im April mit über 20 Prozent ein Rekordhoch. Die Folgen der Corona-Pandemie sind weiter spürbar.
Na immerhin, mögen manche sagen: ein Plus von 0,2 Prozent bei den Verbraucherpreisen im Mai. Denn nicht zu hohe Inflation ist in China ein Thema, sondern zu niedrige. Das Mini-Plus lässt zumindest auf eine etwas bessere Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen schließen als noch im April, als der Wert so niedrig war wie seit zwei Jahren nicht.
Ansonsten zeichnen aktuelle Wirtschaftsdaten ein eher trübes Bild, sagt Wang Dan, Chefökonomin der Hang Seng Bank in Shanghai: "Das ist keine stabile wirtschaftliche Erholung. Der Immobilienmarkt ist besonders problematisch. Die Menschen haben einfach kein Geld, um sich eine Wohnung zu kaufen. Und der Konsum insgesamt ist auch regelmäßig schwächer als erwartet."
Folgen der Pandemie weiter spürbar
Ende vergangenen Jahres hatte die Regierung in Peking ihre Null-Covid-Politik über Nacht aufgegeben. Vorher mussten wegen Lockdowns und anderer Verbote vor allem kleine Unternehmen wie Restaurants oder Läden schließen und Beschäftigte entlassen. Das trifft die zweitgrößte Volkswirtschaft und ihre Bewohner bis heute.
Wer kein Geld hat und nicht glaubt, dass sich die Lage bessert, trage eben auch nichts zu einem etwaigen Aufschwung bei, sagte Mattie Bekink vom Economist Intelligence Corporate Network dem TV-Sender CNBC: "Die Einkommenserwartungen sind massiv gesunken. Durch die Entlassungen während der Pandemie, durch schwindendes Vertrauen und geändertes Konsumverhalten." Und dann seien da noch eine hohe Jugendarbeitslosigkeit und eine schwächelnde Weltwirtschaft. "Da optimistisch zu sein, fällt den Menschen sehr schwer", so Bekink. Nach den Daten des Statistikamts lag die Arbeitslosenquote bei den 16- bis 24-Jährigen im April bei 20,4 Prozent.
Gutscheine für den privaten Konsum
Dabei ist der private Konsum besonders wichtig in China. Ärger über steil steigende Inflationsraten gibt es hier nicht. Auch weil die Preise - anders als vergangenes Jahr in Europa - nicht durch steigende Energiekosten getrieben werden. Zu Beginn des Jahres hatte die Regierung an die Menschen Gutscheine ausgegeben, mit denen sie Haushaltsgeräte oder Elektro-Autos kaufen konnten.
Die Rettung im ersten Quartal - als die chinesische Wirtschaft um 4,5 Prozent gewachsen ist - war aber eher der Export. Die Ausfuhren hatten einen kräftigen Anstieg verzeichnet. Der ist nach den Daten in dieser Woche aber schon wieder Geschichte. Die Exporte im Mai sind eingebrochen. Nun vermeldete die Statistikbehörde, die Erzeugerpreise, also die Preise zu denen Hersteller ihre Waren an Händler verkaufen, seien weiter gesunken - um 4,6 Prozent im vergangenen Monat.
Keine weiteren Konjunkturhilfen?
Im Moment haben staatliche Unternehmen deutlich mehr Erfolg als private. Ökonomin Wang Dan sagt: "Das ist ein besorgniserregendes Signal. Weil wir wissen, dass diese Firmen weniger effizient arbeiten und keine Jobs kreieren. Seit 2010 wurden alle Jobs in Chinas großen Städten von privaten Firmen geschaffen. Also muss dieser privatwirtschaftliche Markt eine viel größere Rolle für eine Erholung spielen."
Bislang sendet die kommunistische Staats- und Parteiführung keine Signale, dass sie weiter Konjunkturstützen plant. Nicht zuletzt, weil viele das Ziel weiter für erreichbar halten, dass das chinesische Bruttoinlandsprodukt im Gesamtjahr um 5 Prozent zulegt. Indes könnte die chinesische Zentralbank womöglich schon nächste Woche die Zinsen für bestimmte Kredite senken, heißt es von Beobachtern.