Kampf gegen Inflation Bank of England hebt Leitzins kräftig an
Die britische Notenbank setzt ihren Kampf gegen die hohe Inflation mit einer deutlichen Zinsanhebung fort. Der Leitzins steigt in Großbritannien deutlich um 0,5 Prozentpunkte auf insgesamt 5 Prozent.
Die Bank of England treibt den Leitzins im Kampf gegen die Inflation in immer luftigere Höhen. Er steigt um einen halben Punkt auf 5,0 Prozent, wie die Notenbank nach ihrer Sitzung in London mitteilte. Analysten hatten eine Straffung erwartet, allerdings überwiegend mit einem kleineren Schritt von 0,25 Punkte gerechnet. Es ist bereits die dreizehnte Zinserhöhung seit Ende 2021.
In Großbritannien kämpfen die Währungshütern derzeit mit einer überraschend hartnäckig hohen Inflation. Wie schon im April stiegen die Verbraucherpreise auch im Mai um 8,7 Prozent - dies ist der höchste Wert unter den westlichen Industrienationen.
Kerninflationsrate steigt an
Die Steigerung kam auch für Expertinnen und Experten überraschend, hatten Bankökonomen doch im Vorfeld mit einem Rückgang der Inflationsrate auf 8,4 Prozent gerechnet. Entgegen der Prognosen für den Euroraum gehen Experten darum nicht davon aus, dass der Höhepunkt der Inflation in Großbritannien schon überschritten ist.
Notenbank-Chef Bailey warnte jüngst, dass es voraussichtlich viel länger als erwartet dauern werde, die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Die sogenannte Kerninflationsrate - bei der die schwankenden Energie-, Lebensmittel- und Tabakpreise ausgeklammert werden - stieg im Mai sogar: Sie kletterte auf 7,1 Prozent, nachdem sie im April auf 6,8 Prozent gesunken war.
"Zwar lässt der Preisdruck auf den Vorstufen bereits nach und die Geldmengenentwicklung hat ähnlich wie in der Euro-Zone an Schwung verloren, noch aber lässt die Wende an der Inflationsfront auf sich warten", urteilte Ulrich Wortberg von der Helaba mit Blick auf die gestern veröffentlichten Inflationsdaten.
Zinsen dürften weiter steigen
Entsprechend rechneten Experten bereits nach der Veröffentlichung der Inflationsdaten mit deutlich steigenden Zinsen: "Nach dem überraschenden Anstieg der Kerninflationsrate von 8,4 Prozent im April auf 8,6 Prozent im Mai lag ein großer Zinsschritt in der Luft. Die Bank of England ist hinter die Kurve gefallen und rennt nun notgedrungen mit kräftigen Leitzinserhöhungen der Inflation hinterher", sagte Dirk Chlench von der LBBW. Er geht davon aus, dass das "Ende der Fahnenstange" auch nicht erreicht sein dürfte und die Notenbank die Leitzinsen in den kommenden Monaten weiter anheben dürfte.
Allerdings sind Zinserhöhungen für Notenbanken auch immer Gratwanderung: Denn steigen die Zinsen zu schnell zu stark, dann riskiert die Notenbank die ohnehin schon schwächelnde Wirtschaft auf der britischen Insel komplett abzuwürgen.