Nach Kritik an Personalie Designierte EU-Chefökonomin gibt auf
Bevor sie ihren Posten in der EU-Generaldirektion Wettbewerb antreten konnte, macht die US-Wirtschaftsexpertin Scott Morton einen Rückzieher: Kritiker hatten mögliche Interessenkonflikte befürchtet.
Nach Kritik an ihrer Nominierung verzichtet die US-Wirtschaftsexpertin Fiona Scott Morton auf den Posten der Chefökonomin für Wettbewerb in der EU-Kommission. Vor allem aus Frankreich waren wegen eines möglichen Interessenkonflikts Bedenken wegen der Personalie geäußert worden. Denn Scott Morton hat auch US-Digitalkonzerne wie Apple und Amazon beraten, gegen die die europäischen Wettbewerbshüter zuletzt hohe Strafen verhängt hatten.
So sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, er sei "skeptisch", ob die frühere US-Regierungsbeamtin unter Ex-Präsident Barack Obama die richtige Wahl für den Posten sei. Auch mehrere Ministerinnen und Minister seiner Regierung zeigten sich besorgt.
Zuvor hatten Christdemokraten, Sozialdemokraten, Grüne und Liberale im EU-Parlament die Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager aufgefordert, die Berufung rückgängig zu machen. In einem offenen Brief schrieben die Fraktionschefs, es sei nicht nachvollziehbar, dass angesichts besonderer Wachsamkeit der EU-Institutionen gegenüber Einmischungen von außen eine Nicht-EU-Kandidatin eine so herausgehobene Position bekleiden solle.
Personalie noch am Vorabend verteidigt
Scott Morton ist Wirtschaftsprofessorin an der renommierten Yale-Universität und sollte die Stelle in der EU-Kommission eigentlich im September antreten. Von Mai 2011 bis Dezember 2012 war sie leitende Wirtschaftsanalystin in der Kartellabteilung des US-Justizministeriums, später arbeitete sie als Beraterin für große Tech-Konzerne.
Vestager hatte die Personalie am Dienstagabend in einer Anhörung im Europaparlament in Brüssel noch verteidigt. Scott Morton habe "keine Entscheidungsgewalt" in der Wettbewerbsbehörde, sondern werde nur eine beratende Rolle spielen, sagte die Dänin. "Sie entscheidet nicht, ob ein Fall geöffnet oder abgeschlossen wird." Zudem vertraue sie zu "hundert Prozent" darauf, dass Scott Morton keine Lobbyistin für Technologiekonzerne sei, sagte Vestager.