Wirtschaftsministerin Calviño Spanierin wird Präsidentin der EU-Förderbank
Bis Jahresende steht noch der FDP-Politiker Werner Hoyer an der Spitze der Europäischen Investitionsbank. Nun steht seine Nachfolgerin fest: Nadia Calviño wird die erste Frau auf diesem Posten.
Als Nachfolgerin des Deutschen Werner Hoyer soll künftig die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calviño die Europäische Investitionsbank (EIB) leiten. Darauf verständigten sich die Finanzminister der 27 EU-Staaten, wie der belgische Finanzminister Vincent Van Peteghem heute in Brüssel sagte. Calviño ist die erste Frau, die die Bank mit Sitz in Luxemburg lenken wird. Die Personalie muss noch formell bestätigt werden.
"Klimabank" der Europäischen Union
Die EIB ist die Förderbank der Europäischen Union und gehört allen Mitgliedstaaten. Sie soll Investitionen finanzieren, die zum Erreichen der politischen Ziele der EU beitragen. Nach eigenen Angaben ist die EIB das größte multilaterale Finanzierungsinstitut der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1958 hat sie mehr als eine Billion Euro investiert.
Im Vordergrund steht dabei aktuell vor allem der Klimaschutz. Der scheidende Präsident Hoyer hat die EIB regelrecht zu einer "Klimabank" umgebaut: Im vergangenen Jahr vergab sie mehr als die Hälfte ihrer Kredite für Klimaschutz und Energieprojekte und mobilisierte damit ein Vielfaches an privatem Kapital.
Außerdem engagierte sich die EIB zuletzt auch stark für die Unterstützung der Ukraine. Seit Russlands Einmarsch im vergangenen Jahr hat sie rund 2,3 Milliarden Euro für das Land bereitgestellt, besonders um wichtige Infrastruktur wieder aufzubauen.
Hoyers Mandat läuft zum Jahresende aus
Calviño, die auch stellvertretende Regierungschefin Spaniens ist, soll zum 1. Januar ihre neue Stelle antreten. Der Wirtschaftswissenschaftlerin wird zugute gehalten, dass sie die Wirtschaft ihres Landes erfolgreich durch die Corona-Krise geführt hat.
Die 55-Jährige äußerte sich "dankbar und geehrt" über die Unterstützung ihrer Kollegen. Die EIB sei "die größte öffentliche Entwicklungsbank der Welt und eine Schlüsselinstitution für die europäische Wirtschaft", so Calviño. Sie wolle dazu beitragen, dass die Bank eine noch größere Rolle beim Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft und bei Finanzhilfen für die Ukraine spiele.
Neben der parteilosen Calviño, die seit 2018 Spaniens Wirtschaftsministerium leitet, galt die ehemalige Wettbewerbskommissarin der EU, Margrethe Vestager, als eine Favoritin für den Spitzenposten. Der FDP-Politiker Werner Hoyer hatte den Chefposten 2012 übernommen. Das Mandat des 72-Jährigen läuft zum Jahresende aus.