Wegen hoher Energiepreise Deutscher Exportüberschuss eingebrochen
Die deutsche Wirtschaft hat auch im vergangenen Jahr mehr als Waren exportiert als eingeführt. Doch der Überschuss im Handel halbierte sich - als Folge des russischen Kriegs gegen die Ukraine.
Wegen der stark gestiegenen Energiepreise ist der Exportüberschuss Deutschlands im Handel mit dem Ausland im vergangenen Jahr so gering ausgefallen wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Zwar wurden erneut mehr Waren exportiert als importiert. Der sogenannte Außenhandelssaldo - die Differenz zwischen Exporten und Importen - sank jedoch von 175,3 Milliarden Euro im Vorjahr auf 79,7 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Nach der russischen Invasion in der Ukraine vor rund einem Jahr verteuerten sich beispielsweise Erdöl und Erdgas massiv. Das ließ die Kosten für importierte Energieprodukte in die Höhe schnellen.
China bleibt wichtigster Handelspartner
Im Warenaustausch mit China gab es sogar ein Rekord-Handelsdefizit von 84,3 Milliarden Euro. Während die Importe aus der Volksrepublik um 33,6 Prozent auf den Rekordwert von 191,1 Milliarden Euro stiegen, legten die deutschen Exporte in das asiatische Land nur um 3,1 Prozent auf 106,8 Milliarden Euro zu.
Das vergangene Jahr sei speziell gewesen, sagte Felix Hüfner, Chefvolkswirt Deutschland der UBS, im Deutschlandfunk. "Die Importe haben enorm zugelegt, weil wir mehr Energie und teurere Energie importiert haben, beispielsweise Kohle aus aus China." Zudem habe Deutschland mehr Produkte aus China importiert, weil die hiesige Produktion wegen der hohen Gaspreise heruntergefahren worden sei.
Gleichzeitig hätten sich die Exporte nach China wegen der dortigen schwachen Wachstums aufgrund Null-Covid-Politik weniger dynamisch entwickelt, so Hüfner. Hinzu kam eine weiterhin sehr restriktive Außenhandelspolitik des Landes. Doch ungeachtet dessen blieb China im vergangenen Jahr zum siebten Mal in Folge der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Exporte und Importe summierten sich auf 297,9 Milliarden Euro.
Auf den Plätzen zwei und drei folgten die USA mit einem Plus von 27,5 Prozent auf 247,8 Milliarden Euro und die Niederlande mit einem Zuwachs von 13,3 Prozent auf 233,6 Milliarden Euro. Für Hüfner ist der hohe Zuwachs im Handel mit den USA ein positives Signal. Allerdings werde sich die Entwicklung so nicht fortsetzen, da die USA dieses Jahr in eine Rezession rutschen würden. "Die starken Zinserhöhungen werden ihre Spuren hinterlassen, und eine US-Ökonomie in der Rezession wird von uns weniger Güter nachfragen", ergänzte Hüfner.
Autos, Maschinen und Chemie als Exportschlager
Die Bedeutung Großbritanniens für den deutschen Außenhandel ist nach dem endgültigen Bruch mit der EU vor gut zwei Jahren weiter zurückgegangen. Mit einem Außenhandelsumsatz von 111 Milliarden Euro rutschte das Land in der Rangliste der wichtigsten Handelspartner vom zehnten auf den elften Platz hinter Tschechien ab. Im Jahr 2017, dem Jahr nach dem Brexit-Referendum, hatte Großbritannien noch den fünften Platz belegt.
Wichtigstes Exportgut der deutschen Wirtschaft sind weiterhin Autos. Danach folgen wie in den Vorjahren Maschinen und Chemische Erzeugnisse auf den Plätzen zwei und drei.