Urlaub der Griechen Wenn das eigene Land zu teuer ist
Beliebtes Reiseziel ist in diesem Jahr wieder Griechenland. Doch während Deutsche an den dortigen Stränden die Sonne genießen, können sich viele Griechen Urlaub im eigenen Land nicht mehr leisten.
In den vergangenen Jahren ist Rania Kaponi manchmal in den Ferien auf die Insel Kos gefahren. Dort wohnt ein Cousin von ihr. Das heißt, sie musste nur die Fähre bezahlen. Doch in diesem Jahr kann sich die 32-jährige Athenerin nicht einmal das leisten: "Alles ist so viel teurer geworden. Sowohl Tickets für die Fähre als auch für eine Unterkunft sind ein sehr großer Kostenpunkt. Wieviel Geld allein eine Person für fünf Tage braucht - das übersteigt sofort das Budget."
Allein die Ticketpreise für die Fähren, die zu den wichtigsten Fortbewegungsmitteln in Griechenland gehören, sind in diesem Jahr bereits drei Mal erhöht worden. So hat eine Fahrkarte von Athen auf die beliebte Kykladen-Insel Naxos im vergangenen Jahr noch 39,50 Euro gekostet. In diesem August müssen Reisende bereits 51,50 Euro bezahlen.
Ähnlich sieht es bei den Preisen für Hotels aus. Allerdings haben Touristen aus Ländern wie beispielsweise Deutschland einen entscheidenden Vorteil, sagt Manolis Tsakalakis, vom Verband der griechischen Hoteliers: "Für diese Saison haben wir bereits im vergangenen Mai unsere Verträge mit den Reiseveranstaltern unterschrieben, und laut Vertrag haben wir stabile Preise bis Ende Oktober." Diese Preise würden bereits seit 2019 gelten, so Tsakalakis: "Jeder, der über einen Reiseveranstalter bucht, hat diese Preise."
Individualreisen kosten ein Drittel mehr
Wer aber seine Reise individuell bucht, so wie es die Griechinnen und Griechen meist machen, muss in der Regel mit mindestens 30 Prozent höheren Kosten rechnen als im vergangenen Jahr.
Für Rania ist das - trotz Vollzeitjob - schlichtweg zu teuer. Sie arbeitet als Büroangestellte für eine Krankenversicherung. Und bislang war sie damit auch in finanzieller Hinsicht sehr zufrieden: "Mein Gehalt liegt bei etwa 700 bis 800 Euro netto, je nachdem wie viele Überstunden ich mache." Die Griechin hält das für ein angemessenes Gehalt: "Ich arbeite fünf Tage und habe sogar zwei Tage frei, was ich in vorherigen Jobs nie hatte."
Menschen kommen an finanzielle Grenzen
Der monatliche Nettomindestlohn liegt in Griechenland bei 613 Euro, der Durchschnittslohn bei 1186 Euro. Mit einer Inflation von mehr als elf Prozent, explodierenden Energiepreisen und steigendem Druck auf dem Wohnungsmarkt, vor allem in Ballungsräumen wie Athen, kommen viele Menschen finanziell an ihre Grenzen.
Aber man müsse das Beste daraus machen, sagt Rania: "Entweder musst du dir was in der Nähe von Athen suchen, oder du gehst zu Verwandten oder einem Freund. Oder du bleibst einfach in Athen und redest dir ein, wie schön Athen im August ist." Sie wird ihre Eltern besuchen, die außerhalb von Athen leben. Um wenigstens ein paar Tage aus der Stadt herauszukommen.