Nach dem Brexit Großbritannien startet Kontrolle von EU-Waren
Mehrfach verschoben, jetzt geht es los: Großbritannien kontrolliert aus der EU importierte Waren. Betroffen sind davon tierische und pflanzliche Produkte. Händler zeigen sich besorgt - und befürchten neues Chaos.
Mehr als drei Jahre nach dem Brexit beginnt Großbritannien heute mit Warenkontrollen für EU-Importe von tierischen und pflanzlichen Produkten. Das bestätigte das zuständige Agrarministerium. Zusätzlich müssen Lebensmittelimporteure auf manche Produkte wie Wurst, Käse und Joghurt, aber auch Schnittblumen eine Gebühr von bis zu 145 Pfund (umgerechnet etwa 169 Euro) pro Ladung bezahlen.
Experten und Unternehmen warnen vor längeren Lieferzeiten, mehr Bürokratie und höheren Kosten - die letztlich die Menschen in Großbritannien stemmen müssten. Nach Berechnungen des Kreditversicherers Allianz Trade könnten die neuen Brexit-Vorschriften britische Unternehmen bis zu zwei Milliarden Pfund kosten und die Inflation anheizen. Die Importkosten würden im ersten Jahr um zehn Prozent steigen.
Kontrollen mehrmals verschoben
Die Kontrollen, die in der EU umgehend nach dem Brexit eingeführt worden waren, wurden in Großbritannien bereits mehrmals verschoben. Es fehlte nach Regierungsangaben an Infrastruktur und Personal.
Das Portal "Politico" berichtete, unmittelbar vor dem Start der Kontrollen seien noch viele Fragen offen. Kommerzielle Hafenbetreiber hätten mehrere Millionen Pfund in den Aufbau von Inspektionsanlagen gesteckt und nun ernsthafte Bedenken, wie sie die Kosten für den Betrieb decken sollen.
Großbritannien war Ende Januar 2020 aus der EU ausgetreten. Nach einer Übergangsphase ist das Land seit 2021 auch nicht mehr Mitglied des EU-Binnenmarktes und der Zollunion. Ein in letzter Sekunde vereinbarter Vertrag sicherte zwar eine weitgehend barrierefreie Handelspartnerschaft. Allerdings gab es besonders zu Beginn viele Probleme im Handel. Händler klagen zudem über mehr Bürokratie sowie neue Zölle in einigen Bereichen.
Handelsverbände besorgt
Der Hafenverband British Ports Association und die britische Schifffahrtskammer warnten, die Betreiber benötigten dringend Zugang zu einem nach dem Brexit eingeführten IT-System der Regierung. Ansonsten wüssten sie nicht, wie viele Waren sie abrechnen müssten und wem sie dies in Rechnung stellen sollten. Mehrere Handelsverbände befürchten neues Chaos an den Grenzen und Kosten, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen.
"Die britische Regierung ist vollständig überzeugt, dass die Einrichtungen, Infrastruktur und Systeme an der Grenze für den Einführungstermin der neuen Grenzkontrollen am 30. April bereit sein werden", hieß es hingegen aus dem Agrarministerium.