Brexit-Folgen Einfuhrkontrollen für EU-Waren erst 2024
Die Einführung umfassender Einfuhrkontrollen nach Großbritannien verzögert sich weiter. Die Londoner Regierung plant ein digitales Handelssystem, das den bürokratischen Aufwand verringern soll.
Eigentlich wollte Großbritannien bereits ab dem 31. Oktober seine Kontrollen für bestimmte Waren aus der Europäischen Union verschärfen. Die neuen Anforderungen sollen nun aber erst Januar 2024 gelten, wie die Regierung in London ankündigte. Noch im April hatte sie erklärt, ab dem 31. Oktober Gesundheitszertifikate für einige tierische Produkte, Pflanzen sowie Lebens- und Futtermittel aus Europa zu verlangen.
Bis 2024 sollen schrittweise noch weitere Anforderungen wie Warenkontrollen und Sicherheitserklärungen eingeführt werden. Die EU hat dagegen bereits Kontrollen für britische Waren eingeführt, was zu Verzögerungen und höheren Kosten führt.
Großbritannien hat den EU-Binnenmarkt im Januar 2021 verlassen. Seither hat London die vollständige Einführung von Grenzkontrollen aus Sorge vor Störungen an den Häfen und einem weiteren Befeuern der Inflation mehrmals verschoben. Nach Anhörung der Wirtschaft habe man sich für den neuerlichen Aufschub entschieden, teilte die britische Regierung mit. Das soll den Unternehmen mehr Zeit zur Vorbereitung geben.
Digitales Handelssystem in Vorbereitung
Das nun veröffentlichte neue Modell für die Grenzkontrollen sieht eine verbesserte Nutzung von Daten und Technologien vor. So soll der bürokratische Aufwand der Unternehmen bei der Einfuhr von Waren verringert werden. Diese Änderungen sollen den Unternehmen rund 520 Millionen Pfund (606 Millionen Euro) jährlich an Kosten einsparen. Geplant ist etwa ein "Single Trade Window"-System zur Vereinfachung und Straffung der Import- und Exportprozesse, so dass die Händler nur noch einmal Informationen einreichen müssen.
"Die Unternehmen werden sich über diese Klarheit freuen, da sie sich auf die schwierige Umstellung auf ein digitales Handelssystem vorbereiten müssen", sagte William Bain von der britischen Handelskammer. "Das Entscheidende ist die Vorbereitung."
Die Unternehmen träfen langfristige Investitions- und Lieferkettenentscheidungen, so der Handelspolitik-Experte. Sie müssten darauf vertrauen können, dass die physische und digitale Infrastruktur rund um die britische Grenze rechtzeitig zur Verfügung stehe.