Schauspieler-Streik in Hollywood "Jetzt ist ein historischer Moment"
Hollywood wird komplett lahmgelegt. Zum ersten Mal seit mehr als 60 Jahren gibt es einen Doppelstreik: Nach den Autoren folgen jetzt auch die Schauspieler. Und die fordern nicht nur höhere Löhne.
In Hollywood wird es noch lauter. Seit zwei Monaten streiken die Autoren, jetzt kommen auch noch die Schauspieler dazu. Die Konsequenzen werden alle spüren, die gerne neue Filme und Serien gucken, sagt Schauspielerin Jamila Webb dem Sender NPR: "Hollywood und die Unterhaltungsbranche fühlen sich manchmal an wie eine Blase. Das jetzt ist unsere Chance, Menschen zu erreichen, die fragen: Hey, kann ich meine Sendungen im Herbst sehen? Nein. Und das ist der Grund."
Erster großer Streitpunkt ist das Geld. Die Schauspieler wollen nicht nur höhere Löhne, sondern auch einen Bonus, wenn eine Serie oder ein Film bei einem Streaming-Dienst gut läuft. Die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA und die Filmstudios haben lange verhandelt, konnten sich aber nicht einigen. "Ich bin geschockt, wie die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, uns behandeln", sagt Gewerkschaftspräsidentin Fran Drescher. "Ich kann nicht fassen, wie weit wir in vielen Punkten auseinanderliegen."
Konkurrenzkampf der Studios wird immer größer
Die Produktionsstudios auf der anderen Seite stecken gerade selbst in der Krise. Der Konkurrenzkampf um immer mehr Inhalte für immer weniger Geld sei in den vergangenen Jahren größer geworden, sagt Kim Masters vom Magazin "Hollywood Reporter" dem Sender NPR. "Das Streaming hat den Studios finanziell wehgetan. Sie haben noch nicht herausgefunden, wie sie damit genug Geld verdienen - ausgenommen Netflix, die das gerade erst geschafft haben, mit großen Investitionen."
"Die Studios entlassen Tausende Leute und müssen damit zurechtkommen, dass ihr bisheriges Geschäftskonzept kaputt ist", sagt Masters. "Gleichzeitig fragen sich die Autoren und Schauspieler: Wie behalten wir unser Stück vom Kuchen?"
Sorge vor Künstlicher Intelligenz
Der zweite große Streitpunkt ist das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Wie weit dürfen die Studios gehen, wenn sie zum Beispiel die Stimme oder das Gesicht eines echten Schauspielers in einigen Filmszenen nutzen, ohne ihn dafür extra zu bezahlen? "Das gesamte Geschäftsmodell wurde verändert durch Streaming und digitale Möglichkeiten wie KI", sagt Gewerkschaftspräsidentin Drescher. "Jetzt ist ein historischer Moment. Wenn wir jetzt nicht standhaft bleiben, riskieren wir alle, durch Maschinen ersetzt zu werden."
Auch die Autoren fürchten, dass die Studios Drehbücher von einer Künstlichen Intelligenz schreiben lassen könnten. Der Doppelstreik jetzt komme für die Studios zur Unzeit, meint Hollywood-Journalistin Masters: "Ich bezweifle, dass es gut ist für die Studios, wenn sie nichts mehr in Produktion haben. Sie versuchen gerade, dass die Leute wieder zurück in die Kinos kommen und Abos für Streaming-Plattformen abschließen. Die ganze Situation ist fürchterlich chaotisch, fast schon eine existenzielle Krise für die Branche."
"Opfer bringen für einen fairen Deal"
Wie lange dieser Zukunftskampf gehen wird, ist unklar. Autorin Erica Kodish protestiert seit zwei Monaten fast jeden Tag mit Kollegen vor den Studios von Sony in Los Angeles. "Ich streike so lange, wie es nötig ist", sagt sie. "Selbst wenn wir an Weihnachten immer noch hier sind, werde ich weiter marschieren. Ich hoffe nicht, dass das der Fall sein wird, aber ich bin bereit, Opfer zu bringen, für einen fairen Deal für meine Kollegen und zukünftige Autoren."
Je nachdem, wie lange der Kampf Schauspieler und Autoren versus Studios dauert, müssen noch mehr Filme und Serien verschoben werden als ohnehin schon.