US-Unterhaltungsindustrie Hollywood-Autoren treten in den Streik
Nach gescheiterten Verhandlungen mit Studios und Plattformbetreibern legen Hollywoods Drehbuchautorinnen und -autoren die Arbeit nieder. In der Ära der Streamingdienste fordern sie bessere Bezahlungsmodelle.
Zum ersten Mal seit 15 Jahren treten Hollywoods Drehbuchautorinnen und -autoren in den Streik. Der Ausstand der laut der Nachrichtenagentur AP etwa 11.500 gewerkschaftlich Organisierten habe direkt nach Mitternacht begonnen, teilte die Gewerkschaft "Writers Guild of America" (WGA) auf Twitter mit. Geplant sind Streikposten vor den Hollywood-Studios im gleichnamigen Stadtteil der Millionenmetropole Los Angeles.
Zwei Wochen zuvor hatte die Verhandlungsgruppe der Gewerkschaft den Schritt in Aussicht gestellt. Die Mitglieder hätten den Gewerkschaftsspitzen in einer Abstimmung die Autorität für das Ausrufen eines Streiks verliehen, hieß es von der WGA - für den Fall, dass es nicht zu einer Einigung im Streit mit den Produzenten komme.
Die bislang gescheiterten Verhandlungen mit den Studios, zu denen auch Streaminganbieter wie Disney und Netflix gehören, hatten im März begonnen. Es ging um eine Nachfolgelösung für die am 1. Mai ausgelaufenen Verträge mit einer Laufzeit von drei Jahren.
Forderung nach mehr Gehalt und Gewinnbeteiligung
Die Arbeitsbedingungen für Autorinnen und Autoren in der US-Unterhaltungsindustrie fühlten sich fast an wie der Wilde Westen, sagte Drehbuchautorin Zoe Marshall dem ARD-Studio Los Angeles. Die Bedingungen hätten sich in den vergangenen Jahren verschlechtert, so Marshall, die auch Mitglied im Vorstand der Gewerkschaft WGA ist. Die Studios würden Drehbuchautorinnen und -autoren immer wieder unter Wert verkaufen.
Angesichts des großen Wachstums der Streamingdienste fordern sie mehr Gehalt und eine größere Gewinnbeteiligung. Bislang erhalten sie von den Plattformen ein fixes jährliches Gehalt - auch wenn sich Serien wie "Bridgerton" oder "Stranger Things" zu weltweiten Erfolgen entwickeln, von Hunderten Millionen Zuschauern gesehen werden und oft jahrelang auf den Plattformen verweilen. Die Autorinnen und Autoren fordern daher eine Überarbeitung der geltenden Regeln für ihre Entschädigung.
Verhärtete Fronten
Der Gewerkschaft zufolge sind trotz Inflation die Gehälter gleich geblieben oder sogar gesunken, weswegen es für die Autorinnen und Autoren immer schwieriger werde, für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Derzeit arbeiteten so viele von ihnen wie nie an der Gehaltsuntergrenze, während Produktionen immer weniger Menschen für kürzere Serien einstellten. Studios argumentieren dagegen, dass aufgrund des wirtschaftlichen Drucks Kosten gesenkt werden müssten.
Die Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP), die die Studios vertritt, sagte, sie habe den Autoren "großzügige Vergütungserhöhungen" angeboten, aber die beiden Seiten seien nicht in der Lage gewesen, eine Einigung zu erzielen.
Der letzte Streik im Jahr 2007 dauerte 100 Tage und kostete die kalifornische Wirtschaft laut Angaben der Nachrichtenagentur Reuters mehr als zwei Milliarden US-Dollar.
Ausfälle bei Unterhaltungsshows erwartet
Laut der Nachrichtenagentur Reuters wird damit gerechnet, dass Late-Night-Shows wie "Jimmy Kimmel Live" und "The Tonight Show with Jimmy Fallon", bei denen Autorenteams aktuelle Witze schreiben, die Produktion im Zuge des Streiks einstellen könnten. Das würde bedeuten, dass neue Folgen nicht während ihrer üblichen Sendezeiten im Fernsehen oder bei Streamingdiensten verfügbar sein könnten.
Je nachdem wie lange der Streik dauert, könnte der Start von Serien und Filme verschoben werden müssen. Studios und Streamer hatten im Vorfeld betont, bereits Drehbücher und Skripte vorsorglich eingekauft zu haben.
Mit Informationen von Katharina Wilhelm, ARD-Studio Los Angeles