Yen-Schwäche in Japan "Eine Abwertung ohne Beispiel"
Die japanische Landeswährung Yen fällt und fällt. Vor kurzem rutschte sie gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand seit 1986. Was sind die Gründe? Und welche Folgen hat das für die Industrienation?
Die japanische Währung ist so billig wie seit 34 Jahren nicht. Fast 50 Prozent hat der Yen allein in den vergangenen drei Jahren an Wert verloren. Das seien Dimensionen, die ihresgleichen weltweit suchten, sagt der Chefvolkswirt der LBBW, Moritz Kraemer: "Es ist eine Abwertung des Yen ohne Beispiel. Selbst Brexit wird da noch in den Schatten gestellt."
Um das zu verstehen muss man auf die Zinspolitik der Notenbanken schauen, vor allem in die Vereinigten Staaten. Dort sind die Zinsen hoch - und die erwarteten Zinssenkungen sind bis dato ausgeblieben. Dagegen hat die japanische Notenbank unerwartet die Zinsen nur ein einziges Mal in 17 Jahren erhöht.
Kapital fließt in die USA
"Eine Erhöhung durch die Bank of Japan hätte das Zinsdifferential verringert und den Yen interessanter gemacht, jetzt ist genau das Gegenteil passiert", sagt Kraemer. Und so geschah, was geschehen musste: Investoren-Kapital fließt weiter in die USA.
Trotzdem steigt der japanische Aktienmarkt von Rekord zu Rekord. Erst heute erreichte er wieder eine neue Bestmarke. Der Boom rund um Künstliche Intelligenz und auch der günstige Yen machen es möglich.
Ähnliche Probleme wie Deutschland
Die Notenbank tut sich dennoch mit Zinserhöhungen schwer. Denn Japans Wirtschaft hat Schwierigkeiten - ähnliche wie die deutsche: Schwaches Wachstum, Inflation, verhaltene Konsumenten, schwache Nachfrage aus dem Ausland.
Die Auslandsnachfrage trifft deutsche Unternehmen hart: Bei einer Umfrage der Deutschen Außenhandelskammer in Tokio sagten 82 Prozent der deutschen Unternehmen, dass sie unter dem Verfall des Yen leiden. Vor allem die Maschinenbauer.
Aus japanischer Sicht werden zugleich die vielen Importe des Inselstaates immer teurer. Und so versucht die Japanische Notenbank den Schaden zu begrenzen: Sie kauft Yen auf, in einem Monat so viel wie sonst in einem Jahr.
Vorteil für Reisende
Die Talfahrt des Yen dürfte aber erst stoppen, wenn die US-Notenbank Federal Reserve - vermutlich im September - die Zinsen senkt. "Das sind größere Zinsschritte, meist geht das in Serie", sagt Kraemer. "Ob die Bank of Japan mal zehn Basispunkte rauf oder runter geht, macht fast keinen Unterschied, alle Augen richten sich auf die Fed."
Einen Vorteil hat die Währungsschwäche: Japan ist ein beliebtes Reiseziel, beliebter denn je, sagen die Reisekonzerne. Und inzwischen für Touristen auch etwas erschwinglicher als bisher.