Schlechte Ernten wegen Dürre Wird Olivenöl in Spanien zum Luxusgut?
Die Nahrungsmittel-Inflation macht auch vorm spanischen "Heiligtum" Olivenöl nicht halt. Die Preise sind zuletzt stark gestiegen, auch wegen des Klimawandels. Verbraucher steigen auf anderes Öl um.
"Schon wieder sind die Preise gestiegen", klagt eine Kundin im spanischen Fernsehen. "Deutlich." Und eine andere sagt, sie benutze mittlerweile weniger Olivenöl zum Kochen, und aufs Frittieren verzichte sie inzwischen ganz. Das Grundnahrungsmittel der spanischen Küche schlechthin wird für viele zu einem Luxusartikel. Fast zehn Euro für eine Liter-Flasche Olivenöl: Das ist in den Supermärkten neue Normalität.
Die Verbraucherinnen und Verbraucher schrauben ihren Konsum herunter. Vor allem bei raffiniertem Olivenöl, das fürs Kochen und Braten geeignet ist, meldet der Speiseölverband ANIERAC einen deutlichen Rückgang im ersten Halbjahr. Oder sie weichen aus und sorgen für eine kleine Revolution: Nach Branchenangaben wird erstmals mehr Sonnenblumenöl nachgefragt als Olivenöl.
"Die Vorräte sind aufgebraucht"
Was den Preis angeht, macht Teresa Pérez vom branchenübergreifenden Verband für spanisches Olivenöl wenig Hoffnung. Die anhaltende Trockenheit wirke sich auf die Ernte aus, erklärt sie im Interview mit dem staatlichen Radiosender rne. Die Nachfrage übersteige das Angebot. "Nach Jahren guter Olivenernten waren die Lager ausreichend gefüllt. Das hat den Effekt des geringeren Angebots eine Zeitlang abgefedert", so die Branchenvertreterin. "Aber die Vorräte sind aufgebraucht. Und wir stehen vor einer weiteren Ernte, die die Lage kaum ändern wird."
Die anhaltende Trockenheit ist Pérez zufolge das Hauptproblem. "Nur etwa ein Viertel der spanischen Olivenhaine werden bewässert. Der Rest ist auf Regen angewiesen", sagt Pérez. "Wenn es nicht regnet, passen sich die Bäume an und tragen weniger Früchte. Vielleicht fällt die Ernte in diesem Jahr etwas besser aus als zuvor, aber der Ertrag bleibt weiter unterhalb des Durchschnitts." Hinzu komme, dass Spanien fast 70 Prozent der Oliven exportiert. "Das wirkt sich auf den Preis aus."
Steckt auf Spekulation dahinter?
Zucker, Butter, Reis, Mehl: Für viele Nahrungsmittel haben die Preise in Spanien in den vergangenen Monaten angezogen. Die Regierung versuchte entgegenzuwirken. Für Grundnahrungsmittel fällt vorübergehend gar keine Mehrwertsteuer an. Für ausgewählte Produkte, zu denen auch Olivenöl gehört, werden zurzeit nur fünf Prozent fällig statt normalerweise zehn.
Die Preise steigen trotzdem, und Enrique García von der spanischen Verbraucherschutzorganisation OCU vermutet im spanischen Fernsehen, dass mehr als nur die Dürre dahinter steckt. "Das Speiseöl, das jetzt zu so hohen Preisen in den Supermarktregalen steht, wurde einst zu niedrigeren Preisen eingekauft", sagt García. "Es gibt eine gewisse Spekulationsbewegung, die den Preisanstieg zweifellos noch weiter verschärft. Wir bitten deswegen die Regierung darum, sich das anzuschauen, damit die Preise nicht noch weiter in die Höhe klettern.
Spray statt Kanister
Spaniens Verbraucherinnen und Verbraucher versuchen sich inzwischen selbst zu helfen. Manche benutzen zum Beispiel Öl-Spray, das spart eine Menge. Andere Kundinnen suchen sich Verbündete: Erst kürzlich habe sie ein gutes Angebot für einen großen Kanister Olivenöl gesehen, erzählt eine Spanierin. Zusammen mit einer Freundin hat sie zugeschlagen. Das Sonderangebot gilt nicht mehr - aber sie hat erst einmal vorgesorgt und genug Olivenöl auf Vorrat.