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25 Prozent auf Stahl und Aluminium EU warnt Trump vor "rechtswidrigen" Zöllen
Sie seien "rechtswidrig" und "wirtschaftlich kontraproduktiv": Die EU hat die von US-Präsident Trump angekündigten neuen Zölle auf Stahl und Aluminium scharf kritisiert. Die Bundesregierung reagierte besorgt.
Die Europäische Union hat US-Präsident Donald Trump vor der Einführung neuer Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte gewarnt. "Die EU sieht keine Rechtfertigung für die Verhängung von Zöllen auf ihre Exporte", teilte die für die Handelspolitik zuständige EU-Kommission in Brüssel mit. "Wir werden handeln, um die Interessen europäischer Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher vor ungerechtfertigten Maßnahmen zu schützen."
Die Behörde unter der Leitung von Ursula von der Leyen betonte zudem, dass die Verhängung von Zöllen aus Sicht der EU "rechtswidrig" und "wirtschaftlich kontraproduktiv" wäre. "Mit der Einführung von Zöllen würde die US-Regierung ihre eigenen Bürger besteuern, die Kosten für Unternehmen erhöhen und die Inflation anheizen", heißt es in der Erklärung. Darüber hinaus verstärkten Zölle wirtschaftliche Unsicherheiten und stören die Effizienz und Integration globaler Märkte.
Keine Ausnahmen für Kanada und Mexiko
Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt, Stahl- und Aluminiumimporte in die Vereinigten Staaten mit Zöllen von 25 Prozent zu belegen. Sie sollen Anfang dieser Woche verkündet werden, wie der Republikaner vor Journalisten während eines Fluges erklärte. Sie sollen alle Länder betreffen. Ausnahmen würden auch nicht für die Nachbarn Kanada und Mexiko gelten.
Zudem werde er "gegenseitige Zölle" (reciprocal tariffs) ankündigen. Das bedeutet, dass die USA Importzölle auf Produkte erheben würden, wenn ein anderes Land Zölle auf US-Waren verhängt. "Ganz einfach: Wenn sie uns etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas", erklärte der US-Präsident.
Auf die Frage eines Reporters, wann die "gegenseitigen Zölle" in Kraft treten würden, antwortete Trump: "Nahezu sofort." Ab wann die Zölle für Stahl und Aluminium greifen, ist unklar. Noch in dieser Woche will der Präsident Details bekannt geben.
EZB warnt vor "enormer" Unsicherheit
Aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) könnten die möglichen US-Zölle eine "enorme" wirtschaftliche Unsicherheit auslösen. Es sei wichtig, einen Handelskrieg zu vermeiden, sagte der Vizepräsident der EZB, Luis de Guindos, dem spanischen Sender TVE. Die Einführung von Zöllen würde einen "Angebotsschock" auslösen und somit das globale Wirtschaftswachstum "grundlegend" beeinträchtigen. Die Europäer müssten bei ihrer Reaktion vorsichtig sein: Manchmal würden die ursprünglichen Ankündigungen nicht umgesetzt. Daher müsse man "umsichtig und intelligent" vorgehen, betonte de Guindos.
Bundesregierung besorgt
Auch die Bundesregierung blickt mit Sorge auf die wirtschaftlichen Auswirkungen möglicher US-Zölle. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums erklärte, Zölle würden die deutsche exportorientierte Wirtschaft treffen. EU und Bundesregierung setzten sich weiter dafür ein, dass es nicht dazu komme. Zugleich seien Vorbereitungen für den Fall der Fälle getroffen. "Das Ganze ist vom Szenario aus der ersten Amtsperiode von Präsident Trump ja bekannt", sagte der Sprecher.
Damals hatte es auch US-Zölle auf Stahl und Aluminium gegenüber der EU gegeben. Die EU hatte mit Gegenzöllen auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter reagiert. Der Sprecher verwies darauf, dass es der EU dann aber gelungen sei, sich mit Trump zu verständigen, sodass die Zölle wieder ausgesetzt worden seien.
Thyssenkrupp sieht keine großen Auswirkungen
Der Stahl- und Industriegüterkonzern Thyssenkrupp sieht nach Trumps Ankündigung keine großen Auswirkungen für sich. "Die angekündigten Zölle auf Importe in die USA würden nach jetzigem Kenntnisstand nur einen sehr begrenzten Einfluss auf die Geschäfte von Thyssenkrupp haben", erklärte das Unternehmen in Essen. Dies gelte insbesondere auf die angekündigten Zölle auf Stahl.
"Der Hauptmarkt für den Stahl von Thyssenkrupp ist Europa. Der Export an Stahlprodukten von thyssenkrupp Steel Europe in die USA ist vernachlässigbar gering und betrifft vor allem hochwertige Produkte mit guter Marktposition", erklärte ein Sprecher. Die Stahlsparte von Thyssenkrupp ist Deutschlands größter Stahlhersteller. Wichtigster Produktionsstandort ist Duisburg.
USA sind wichtiger Absatzmarkt
Die USA sind ein durchaus bedeutsamer Exportmarkt für die deutsche Stahlindustrie. Rund 80 Prozent der Stahlausfuhren aus Deutschland gehen aber in andere EU-Länder. Laut dem deutschen Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl ist Deutschland der größte Stahlproduzent in der EU und steht weltweit an siebter Stelle hinter China, Indien, Japan, den USA, Russland und Südkorea. Branchenübergreifend sind die USA für deutsche Exporteure der wichtigste Absatzmarkt.
Die USA beziehen ihren Stahl nach Angaben des Branchenverbands American Iron and Steel Institute (AISI) für das Jahr 2024 vor allem aus Kanada, Brasilien und Mexiko. Auch Deutschland und China rangieren demnach in der Top 10 der Herkunftsländer von Stahlimporten.
Aufschub für Mexiko und Kanada
Anfang vergangener Woche konnte ein nordamerikanischer Handelsstreit mit ungewissen Folgen für die Weltwirtschaft vorerst abgewendet werden. Trump ließ sich nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten angedrohter Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Mexiko und Kanada auf Zugeständnisse der Nachbarn vor allem bei der Grenzsicherung ein. Dafür schob er die Handelsbeschränkungen für mindestens 30 Tage auf.