Wertvolle Rohstoffe Wo gibt es die meisten Seltenen Erden?
Seltene Erden werden im Elektronikzeitalter dringend gebraucht, ganze Industriezweige sind davon abhängig. Wo gibt es die größten Vorkommen? Ein Überblick.
China: Weltgrößter Produzent hält sich bedeckt
China verfügt über gigantische Vorkommen Seltener Erden. Es wird geschätzt, dass etwa ein Drittel der weltweiten Reserven in der Volksrepublik lagern. Diese Vorkommen werden auch genutzt. China ist der weltweit größte Produzent Seltener Erden und quasi Monopolist. Die größte Mine, Bayan Obo, befindet sich in im Landesteil Innere Mongolei, im Norden Chinas in der Nähe der Stadt Baotou. Etwa 80 Prozent aller Seltenen Erden in China werden dort geschürft. Aber es gibt auch andere Minen, beispielsweise in den Landesteilen Shandong, Sichuan, Guangdong und Fujian.
Im vergangenen Jahr wurden 50.000 Tonnen Seltener Erden exportiert. Das ist etwas weniger als ein Drittel dessen, was im Land produziert wird. Die größten Abnehmer sind mit Abstand Japan und die USA. Das meiste aber wird direkt in der Volksrepublik weiterverarbeitet und genutzt. China produziert viel Elektronik: Smartphones, Computer, Unterhaltungselektronik, aber auch Elektroautos oder Rüstungsgüter, für die man Seltene Erden benötigt. Das Kalkül dahinter: Wenn man diese selbst produziert, ist man nicht abhängig von anderen Ländern, kann selbst kontrollieren, wie viel man fördert und muss keine Zölle bezahlen.
Wirklich viel ist nicht bekannt über die Förderung und Weiterverarbeitung Seltener Erden in China. Bergbau gilt als kritische Infrastruktur, da lässt sich die Staats- und Parteiführung ungern in die Karten blicken. Klar ist, dass mit der Förderung und Weiterverarbeitung auch große Umweltprobleme einhergehen: Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung belasten die Gesundheit von Arbeitern und Anwohnern. Darüber wird im autoritär regierten China aber nicht gesprochen. Kritische Medien, die darüber berichten könnten, gibt es nicht. Ausländische Medien werden an der Berichterstattung gehindert.
USA: Streben nach Unabhängigkeit von China
Die USA haben als große Industrienation einen riesigen Bedarf an Seltenen Erden. Und tatsächlich sind sie nach China auch einer der größten Förderer auf der Welt. Vor zwei Jahren wurden laut zuständiger Behörde 43.000 Tonnen gewonnen.
Abgebaut werden die Seltenen Erden in einer Mine in Kalifornien. Trotzdem reicht die geförderte Menge bei weitem nicht aus, um den Eigenbedarf zu decken. Deshalb werden die begehrten Rohstoffe zusätzlich auch importiert, und zwar für mehr als 100 Millionen Dollar. Zeitweise kamen rund 80 Prozent der eingeführten Seltenen Erden aus China.
Der Anteil ist in den vergangenen Jahren allerdings gesunken, denn wegen der Konflikte zwischen beiden Ländern wollen die USA unabhängiger werden. Deshalb plant die US-Regierung, Millionen Dollar zu investieren, um zusätzlich die Weiterverarbeitung im eigenen Land möglich zu machen. Auch die Förderung soll ausgebaut werden. Die Reserve an Seltenen Erden wird in den USA auf 1,8 Millionen Tonnen geschätzt.
Australien: Viel Widerstand von Umweltschützern
Australien ist der viertgrößte Produzent von Seltenen Erden weltweit. In Bezug auf sein Vorkommen rangiert das Land auf Platz 6. Alle Ressourcen gelten als erschlossen. Ein Teil der Seltenen Erden darf nicht abgebaut werden aufgrund von Umweltauflagen, weil die Vorkommen in Nationalparks liegen oder auf Militärgelände.
Australien verarbeitet die Seltenen Erden aktuell nicht selbst. Es hat dafür keine Anlagen, sondern exportiert die Stoffe nach Malaysia oder Vietnam. Ein Teil der Rohstoffe wird nach China exportiert, weil deren eigene Produktion den Bedarf nicht deckt.
Im Rahmen von Pilotprojekten soll die Verarbeitung der Seltenen Erden dieses Jahr jedoch erstmals in Australien erfolgen. Das Land will seine Produktion unabhängiger machen. Fast alle Minen liegen in Gebieten der indigenen Bevölkerung im Westen Australiens. Wasser-, Boden- und Luftverschmutzung durch den Abbau und die Verarbeitung Seltener Erden könnten eine Bedrohung für die Anwohner darstellen, kritisieren Umweltschützer.