Milliardenverlust Norwegischer Staatsfonds mit Sorgen
Norwegen finanziert seine Sozialleistungen über einen Staatsfonds, der Öleinnahmen vor allem in Aktien investiert. Im Zuge der schwächelnden Wirtschaft hat dieser nun einen Milliardenverlust erlitten.
Der norwegische Staatsfonds hat im dritten Quartal aufgrund der globalen Wirtschaftsunsicherheiten einen Verlust von umgerechnet rund 44 Milliarden Euro erlitten. Wegen der schwächelnden Aktienmärkte infolge von Kriegs-, Inflations- und Rezessionsängsten wies der weltgrößte Staatsfonds heute ein Minus von 449 Milliarden Kronen aus.
Rendite um 4,4 Prozent gesunken
Die Kapitalrendite des etwa 1,15 Billionen Euro schweren Fonds lag damit von Juli bis September bei minus 4,4 Prozent - er schnitt aber immer noch um 0,14 Prozentpunkte über der Rendite seines Referenzindexes ab. Die Rendite sei bei Aktien, festverzinslichen Wertpapieren und nicht börsennotierten Immobilien negativ gewesen, sagte der Vize-Chef des Fondsbetreibergesellschaft Norges Bank Investment Management, Trond Grande.
"Das dritte Quartal war durch steigende Zinsen, hohe Inflation und den Krieg in Europa gekennzeichnet. Dies hat sich auch auf die Märkte ausgewirkt", so Grande. Der Staatsfonds investiert die Einnahmen des norwegischen Staates aus dem Öl- und Gassektor. Er ist weltweit an mehr als 9300 Unternehmen beteiligt, wobei er 1,3 Prozent aller börsennotierten Aktien besitzt.
Im vergangenen Jahr hatte der Fonds noch blendend verdient. Damals erwirtschaftete er einen Gewinn von 1,58 Billionen Kronen (158 Milliarden Euro) und erreichte damit eine Rendite von 14,5 Prozent.
Norwegens Staatsfonds der größte rohstoffbasierte der Welt
Der norwegische "Government Pension Fund - Global" ist vor dem "China Investment Corporation" und dem "Kuwait Investment Authority" der größte Staatsfonds der Welt. Global gibt es zahlreiche solcher Fonds - je nach Interpretation zwischen 98 und 150. Was unter einem Staatsfonds verstanden werden kann, ist nicht eindeutig. Dabei geht es zum einen um die Finanzierung und zum anderen um die Verwendung des Geldes.
"Generell kann man zwischen rohstoffbasierten und nicht-rohstoffbasierten Staatsfonds unterscheiden", erklärte kürzlich Timm Bönke, Professor für Öffentliche Finanzen an der Freien Universität Berlin, im Gespräch mit tagesschau.de. Ziel sei es bei rohstoffbasierten Fonds, die Einnahmen aus der Rohstoff-Produktion außerhalb des Landes zu investieren, um eine zu große wirtschaftliche Abhängigkeit sowie einen Anstieg des Preisniveaus zu verhindern. Nur die Erträge aus dieser Geldanlage fließen schließlich zurück in die heimische Wirtschaft.
Zu dieser Kategorie gehört auch der norwegische Pensionsfonds. Das Land legte den Fonds in den 1990er-Jahren auf, um die Wirtschaft gegen die Schwankungen bei den Ölpreisen zu schützen und die umfangreichen Leistungen des Sozialstaats zu finanzieren. "Der norwegische Staatsfonds ist eine Mischform, denn er hat eine zweite wichtige Funktion: sparen für zukünftige Generationen", so Bönke.