Probleme bei Energieversorgung Strommangel würgt Südafrikas Wirtschaft ab
Seit Monaten fällt in Südafrika jeden Tag der Strom aus. Mittlerweile gehen ganze Wirtschaftszweige zugrunde, die Arbeitslosigkeit wächst. Der eigentlich stabilen Volkswirtschaft droht eine Rezession.
Südafrika hatte gerade begonnen, sich von den Folgen der Covid-Pandemie zu erholen. Und eigentlich ist die zweitgrößte Volkswirtschaft Subsahara-Afrikas ein ökonomisch stabiles Land - mit großem wirtschaftlichem Potenzial. Eigentlich. Es gibt viele Bodenschätze, die eine Menge Geld einbringen. Eigentlich. Mit den landwirtschaftlichen Erzeugnissen könnte das ganze Volk versorgt werden. Eigentlich. Die Versorgung mit Strom soll immer mehr aus Erneuerbaren Energien erfolgen. Eigentlich.
Massive Probleme bei der Energieversorgung
Doch bei der Energieversorgung gibt es große Probleme. Der staatliche Energieversorger Eskom könnte die gesamte Volkswirtschaft in den Abgrund reißen. Bis zu zwölf Stunden Stromausfall überall im Land, jeden Tag - und das seit Monaten.
Veraltete Infrastruktur, Korruption und Sabotage sorgen für große Probleme. Qualitativ hochwertige Kohle wird exportiert; die südafrikanischen Kraftwerke erhalten minderwertige Kohle, die dort immense Schäden verursacht. Eskom macht jeden Monat 50 Millionen Euro Verlust. Dieselbe Summe verliert die Volkswirtschaft durch die Stromausfälle - und zwar jeden Tag.
Abgesagte Operationen, Probleme in den Wasserwerken
Ganze Wirtschaftszweige gehen zugrunde. Immer mehr Firmen gehen pleite, weil ihnen der Strom für ihre Produktion fehlt, etwa in der Bergbau-Industrie. In der Provinz North West musste ein Hühnerfarmer über Nacht 40.000 Hühner töten, weil die Versorgung mit Sauerstoff nicht mehr funktionierte.
In Krankenhäusern müssen Operationen abgesagt werden. Beerdigungsinstitute drängen Familien, ihre Verstorbenen sofort zu beerdigen, weil die Kühlräume in den Instituten kaputtgegangen sind. Durch die ständigen An- und Abschaltungen versagen immer mehr Pumpen in den Wasserwerken. Ein einziges Unternehmen ruiniert eine ganze Volkswirtschaft.
"Miserable Zahlen"
Analysten und die südafrikanische Zentralbank hatten für 2023 eigentlich ein Wachstum von 2,3 Prozent prognostiziert. Das wurde jetzt auf 0,3 Prozent korrigiert. Manche Experten sagen, Südafrika befinde sich bereits in einer Rezession. Optimistischer ist der Internationale Währungsfonds, er erwartet für Südafrika 2023 ein Wachstum von 1,3 Prozent.
"Das sind aber beides miserable Zahlen", sagt Jens Papperitz, der Präsident der Deutsch-Südafrikanischen Handelskammer. Das Land brauche mindestens vier bis fünf Prozent Wirtschaftswachstum. Das könne man mit einer Kombination von steigenden Touristenzahlen, stabiler landwirtschaftlicher Produktion und boomendem Bergbau auch erreichen - allerdings erst, wenn das Stromproblem gelöst ist.
Warnung an ausländische Investoren
Die Financial Action Task Force, ein internationales Gremium zur Bekämpfung von Geldwäsche, dem über 200 Staaten angehören, hat Südafrika unter besondere Beobachtung gestellt und auf eine sogenannte Graue Liste gesetzt. Südafrika tue nicht genug gegen Geldwäsche. Das gilt als Warnung an ausländische Investoren.
Dann stufte die Ratingagentur S&P Global Ratings Südafrika herunter, von "positives Investitionsklima" zu nur noch "stabil" - eine weitere Warnung, nicht in Südafrika zu investieren. Als Grund wurden die ständigen Stromabschaltungen und eine anfällige Infrastruktur genannt. Papperitz hält dagegen, ausländische Investoren machten ihre Entscheidungen nicht von Einzelfaktoren wie etwa Stromausfällen abhängig. Wichtiger sei vielmehr eine langfristige politische Stabilität.
Inflation und soziale Instabilität
Die Südafrikaner leiden unter der Krise. So liegt die aktuelle Teuerungsrate für Nahrungsmittel bei über 13 Prozent. Viele Menschen sind durch Bankrott gegangene Betriebe arbeitslos geworden. Ein vor einigen Tagen erst beendeter Streik der Beschäftigten im Gesundheitswesen endete mit Gewalt.
Ins Ausland reisen wird für viele Südafrikaner immer schwieriger, die Landeswährung Rand schwächelt. All dies führt dazu, dass die soziale Unsicherheit zunimmt. Für heute hat eine linkspopulistische Oppositionspartei mit einem "Tag des nationalen Stillstands" gedroht. Die Armee wurde in Alarmbereitschaft gesetzt.