Eine russische Flagge weht neben dem Gebäude der US-Botschaft in Moskau
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Annäherung an Putin Will Trump an russische Bodenschätze ran?

Stand: 21.02.2025 10:44 Uhr

Die USA und Russland rücken wieder näher zusammen. Russische Bodenschätze könnten Trump helfen. Die US-Wirtschaft braucht Exporte nach Russland zwar nicht, doch so könnte China geschwächt werden.

Eine Analyse von Anne-Catherine Beck, ARD-Finanzredaktion

Wer in Russland nach McDonalds-Filialen sucht, der sucht vergebens. Der US-Konzern hat seine dortigen Restaurants verkauft. Kein Einzelfall: Viele US-amerikanische Unternehmen haben sich nach dem Überfall auf die Ukraine aus Russland zurückgezogen. Oder mussten sich zurückziehen - wegen der verhängten Sanktionen.

In den vergangenen Jahren ist der Handel zwischen Russland und den USA nahezu zum Erliegen gekommen. Doch das könnte sich laut Berichten der New York Times bald ändern. Denen zufolge habe die russische Delegation in den Gesprächen mit Donald Trump betont, US-amerikanische Unternehmen könnten Milliarden verdienen, wenn sie wieder Geschäfte in Russland machten.

"Warum auf die Möglichkeiten verzichten?"

In der New York Times wird etwa der Leiter des russischen Staatsfonds, Kirill Dmitrijew, zitiert. Danach rechnet er damit, dass bereits in diesem Jahr US-amerikanische Öl-Unternehmen nach Russland zurückkehren. "Wir glauben, dass sie irgendwann zurückkommen werden, denn warum sollten sie auf die Möglichkeiten verzichten, die Russland ihnen gegeben hat, um Zugang zu den russischen Bodenschätzen zu erhalten?", so Dmitrijew laut New York Times.

Die Moscow Times berichtet, dass Russland der Trump-Regierung ein Abkommen über russische Bodenschätze und den Zugang zur Arktis angeboten habe. Zu diesen wichtigen russischen Bodenschätzen gehört auch angereichertes Uran für den Betrieb von Atomkraftwerken. Russland gehört weltweit zu den wichtigsten Lieferanten. Da die USA zwar jede Menge Atomkraftwerke besitzen, aber kaum noch selbst Uran anreichern, sind sie auf Russland angewiesen. 

Russisches Uran begehrte Ware

Laut der US-amerikanischen Statistikbehörde Census Bureau kauften die USA 2022 so viel Uran aus Russland wie nie zuvor, bis Russland Ende vergangenen Jahres ein Exportverbot in die USA einführte. Da Trump die Atomkraft in den USA wieder hochfahren will, dürfte er sowie die gesamte Branche ein Interesse am Handel mit Russland haben.

So beurteilt auch der österreichische Politikwissenschaftler Gustav Gressel gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Annäherung zwischen Russland und den USA: "Aufgrund dessen, was jetzt ans Licht kommt, dass die Russen den Amerikanern eine Energiepartnerschaft anbieten, glaube ich, sie haben die Schwachstelle in der Trump-Administration gefunden: wirtschaftliche Vorteile."

Russland für USA als Exportziel kaum interessant

Julian Hinz, Handelsexperte und Professor für Internationale Volkswirtschaftslehre an der Universität Bielefeld, glaubt dagegen nicht, dass Trump ein wirtschaftliches Interesse an Russland hat: "Russland spielt für die USA wirtschaftlich keine Rolle. Die USA exportieren mehr nach Peru oder in die Dominikanische Republik als nach Russland. Eine Wiederbelebung des Handels mit Russland hätte keinen messbaren Einfluss auf die US-amerikanische Wirtschaft."

Auch der in Moskau geborene Politikwissenschaftler Alexander Libman von der Freien Universität Berlin bezweifelt, dass Trump in Russland wirtschaftliche Vorteile sucht. "Für die USA war und ist der Handel mit Russland eigentlich von sekundärer Bedeutung. Russische Exporte in die USA beschränken sich auf Düngemittel, einige Metalle und Uran." 

Es geht um Geopolitik

Vielmehr verfolge Trump bei den Gesprächen mit Russland eine geopolitische Strategie: "Eher denkt er an innenpolitische Auswirkungen seiner Entscheidungen. Trump will die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit von Russland und China schwächen, indem er Russland alternative Optionen anbietet", sagt Libman tagesschau.de

Der Handel zwischen Russland und China ist in den vergangenen Jahren erstarkt. Sollte die USA China als wichtigen Handelspartner Russlands ersetzen, könnte dies China, Trumps größtem Rivalen, schwer schaden.

Würden Unternehmen wirklich profitieren?

Denkbar sei auch, dass Trump im Sinne einiger US-amerikanischer Unternehmen handelt, erklärt Libman. Vor allem für jene, die sich 2022 aus Russland zurückgezogen haben und umfangreiche Abschreibungen vornehmen mussten, könnte eine wirtschaftliche Annäherung interessant sein. Dazu zählen etwa Konsumgüter-Unternehmen wie Coca-Cola und McDonald’s sowie der Landtechnik-Hersteller Deere und der Mineralölkonzern ExxonMobil.

Libman bezweifelt allerdings, dass diese Unternehmen kurzfristig von besseren Handelsbeziehungen zu Russland profitieren würden: "Auch wenn morgen die Beziehungen zwischen Russland und den USA wiederhergestellt werden, werden diese Unternehmen nicht sofort ihren Platz auf dem russischen Markt einnehmen können." Denn ihre Anlagen seien verkauft worden, und Russland habe derzeit einen starken Arbeitskräftemangel. "Das sind keine optimalen Bedingungen für einen Markteintritt", sagt Politikprofessor Libman.  

Ob Trump nun wirtschaftliche, unternehmerische oder geopolitische Interessen verfolge - sicherlich gehe es ihm bei den Gesprächen mit Russland auch eines, sagt Libmann: "Er will er den Krieg in der Ukraine schnellstmöglich beenden, um seine internationale und interne Reputation zu stärken, um die Kosten für die USA zu reduzieren und um menschliches Leid und Sterben zu vermeiden."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 18. Februar 2025 um 15:00 Uhr.