Wachsende Teuerung Inflation in der Türkei steigt auf fast 70 Prozent
Die türkischen Verbraucherpreise sind im April so stark gestiegen wie seit Ende 2022 nicht mehr. Und die Teuerung dürfte kurzfristig weiter zunehmen. Trotzdem hat die Zentralbank den Leitzins unverändert gelassen.
Die Inflation in der Türkei ist im April weiter gestiegen. Wie das Statistikamt heute mitteilte, kosteten Waren und Dienstleistungen durchschnittlich 69,80 Prozent mehr als im Vorjahr.
Das ist die höchste Rate seit Ende 2022. Analysten hatten im Schnitt mit 70,1 Prozent gerechnet, nachdem die Teuerungsrate im März noch bei 68,50 Prozent gelegen hatte.
Leitzins bei 50 Prozent
Von März bis April zogen demnach die Preise allein um rund 3,2 Prozent an. Besonders betroffen waren der Bildungssektor, Hotels, Cafés und Restaurants, Gesundheit, Verkehr sowie alkoholische Getränke und Tabak.
Trotz der hartnäckig hohen Inflation hat die Zentralbank ihren Leitzins in der vergangenen Woche bei 50 Prozent belassen. Der liegt damit unter der Inflationsrate. Der reale Leitzins ist also negativ, wodurch die Wirtschaftsaktivität - und damit auch die Inflation - laut vielen Experten eher angeschoben als gebremst wird.
Schwache Lira verstärkt das Problem
Der negative Realzins gilt auch als ein wichtiger Grund für die schwache Landeswährung Lira, da er eine Finanzanlage in der Türkei für ausländische Anleger unattraktiver erscheinen lässt. Der Wechselkurs der Lira bewegt sich sowohl gegenüber dem Dollar als auch dem Euro in der Nähe jeweiliger Rekordtiefs. Die schwache Landeswährung verteuert eingeführte Güter und Dienstleistungen und facht so die Inflation im Land an.
Die türkischen Währungshüter gehen davon aus, dass die Teuerungsrate im Mai mit 73 bis 75 Prozent ihren Höhepunkt erreichen könnte. Am Jahresende soll sie mit 36 Prozent nur noch etwa halb so hoch ausfallen.
Zuletzt erklärte die Zentralbank, sie werde die Inflationsrisiken im Blick behalten: "Der straffe geldpolitische Kurs wird so lange beibehalten, bis ein signifikanter und anhaltender Rückgang des zugrundeliegenden Trends der monatlichen Inflation zu beobachten ist und sich die Inflationserwartungen dem prognostizierten Bereich annähern."