Firmen in Großbritannien Viertagewoche als Experiment
Nur vier Tage pro Woche arbeiten - kann das funktionieren? 70 Unternehmen in Großbritannien testen das derzeit. Es ist der weltweit größte Versuch dieser Art. Eine Zwischenbilanz.
Andy Bass ist künstlerischer Leiter bei Hutch, einem Unternehmen, das Computerspiele entwirft und vertreibt. Seit drei Monaten arbeiten er und sein Team nur vier Tage in der Woche - bei gleicher Bezahlung. Der Freitag ist frei. Und es klappt ganz gut:
Es gibt schon Tage, an denen viel los ist. Aber: In unserer Abteilung ist es etwas einfacher als in anderen Bereichen. Wir machen Werbe-Clips für soziale Medien, eine bestimmte Anzahl im Monat. Es war klar: Es müssen genauso viele Filme gemacht werden in 20 Prozent weniger Zeit.
Output in jedem Monat geschafft
Aber nach drei Monaten zieht Bass ein positives Zwischenfazit: In jedem Monat hätten sie den Output geschafft. Der gelernte Grafiker fühlt sich wohl mit der neuen Viertagewoche. Andy hat jetzt mehr Zeit für die Familie, mehr Zeit, die er mit den Kindern verbringen kann, mit dem Hund raus gehen, Rad fahren. Bei einem Wochenende mit drei Tagen könne er richtig abschalten. Für ihn und sein Team sei das ein wirklicher Neustart, bevor es am Montag wieder ins Büro geht.
Anna arbeitet auch bei Hutch, sie und ihr Team analysieren die Daten, die das Unternehmen von den Spielern erhält, um die Programme unterhaltsamer, besser zu machen. Sie ist begeistert von der Viertagewoche. Sie habe Meetings gestrichen oder massiv verkürzt, die ganze Unternehmenskultur wurde umgekrempelt.
Manchmal habe sie gemerkt: "Okay, dafür brauche ich jetzt zwei Stunden, ich habe aber nur eine Stunde Zeit." Und dann habe es eben doch geklappt in einer Stunde. Konzentrierteres Arbeiten, weniger Aufschieben, eine neue Stimmung im Unternehmen sorgen dafür, produktiver arbeiten zu können.
Der Vorstandsvorsitzende von Hutch, Shaun Rutland sagt, es fühle sich an, wie in einem Start-up zu arbeiten, obwohl das Unternehmen schon zehn Jahre am Markt ist. Es gebe einen Willen, die Dinge erledigt zu bekommen, erklärt er. Rutland kann sich gut vorstellen, dass das Unternehmen bei der Viertagewoche bleibt, auch wenn der Versuch Ende November vorbei ist.
70 Unternehmen am Experiment beteiligt
70 Unternehmen in England machen mit, insgesamt 3300 Mitarbeitende. Ein Forscherteam soll auswerten, ob die Produktivität steigt, wie sich die Arbeit verändert, wie es den Arbeitskräften dabei geht. Daran beteiligt sind die Universitäten Cambridge und Oxford. An dem Versuch nehmen Firmen aus ganz vielen Branchen teil, ein Fish-and-Chips-Shop, Pflegeeinrichtungen, Geschäfte.
Mariam Salman von der Initiative 4DayWeek ist froh, dass so viele unterschiedliche Unternehmen an dem Versuch teilnehmen. Es gehe darum, zu zeigen, dass wirklich viele Firmen auf eine Viertagewoche umstellen und viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren könnten.
Die Ergebnisse dieses weltweit größten Versuchs sollen dies belegen. Ergebnisse gibt es dann Ende November, Anfang Dezember.